Sport

Interview mit Snowboarder Leon Vockensperger

Mit Herz und Seele dabei – Wir sprachen mit dem Flintsbacher Snowboarder Leon Vockensperger.

Wie ist es, nach einem tollen Lauf gleich zum Interview gebeten zu werden?

„Ich bin mit den Gedanken ganz woanders – vor allem: die Emotionen schießen einem ja total durch den ganzen Körper. Es ist dann oftmals gar nicht so einfach, etwas Sinnvolles zu sagen, wenn einem alle möglichen Sachen gleichzeitig durch den Kopf gehen. Deswegen muss ich ehrlich sagen, ein paar Minuten danach wäre gut, wenn ich die wenigstens hab, nur nicht wundern, wenn ich ab und zu mal einen Schmarrn sage.“

Freestyle gilt als die Disziplin mit dem höchsten Verletzungsrisiko – wie lebt man damit?

„Das Risiko gehört leider Gottes dazu, deswegen hoffe ich, dass gesehen wird, was wir als Sportler an Opfern bringen, weil wir dieses Risiko auch eingehen. Natürlich macht es auch mega Spass, Freestyle ist meine Leidenschaft und Passion, und man versucht, das Risiko auszublenden, so gut es geht. Aber gleichzeitig weiß ich immer: Wow, es braucht nur einen kurzen Moment irgendwas falsch zu laufen, eine falsche Entscheidung und du bist sofort wieder verletzt. Damit mental umzugehen ist nicht ganz leicht. Letztendlich habe ich dadurch, dass ich hie und da mal verletzt war, viel dazugelernt und generell so eine Einstellung zum Leben, dass man nicht gleich den Kopf in den Sand steckt. Aber es ist halt so, gerade wenn man mit Herz und Seele dabei ist, dass man es oft zu sehr will. Ich bin nicht einer, der eher zu wenig macht, sondern oftmals zu viel Gas gibt und dann zu viel will.“

Weil die Saison so kurz gesteckt ist und man möglichst viel reinpacken möchte?

„Ich glaube, das kommt vielleicht auch von meiner ganzen Story, wie das mit dem Snowboarden angefangen hat, dass es irgendwie nie so sicher war, dass ich es überhaupt schaffe. Wenn man dann mal so – ich würde jetzt nicht sagen, dass ich es geschafft hab – aber einfach an einen Punkt kommt, den man sich früher nicht mal vorstellen konnte, dann fühlt es sich so an, als müsste man alles dafür tun, dass es nicht vorbei geht.“

Ist nach Olympia vor Olympia?

„Natürlich hat man es schon im Hinterkopf und die Vorfreude ist da, weil es so nah bei uns zu Hause ist. Ich bin gespannt, wo sich das ganze Trick-Level wird und das Snowboarden insgesamt hin entwickeln wird, weil vier Jahre dann doch eine ganz schön lange Zeit sind. Obwohl man ja im ganzen Snowboard-Zirkus mit drin ist und im Winter die Tage einfach so an einem vorbeifliegen, sagt man dann am Ende der Saison: Oh, jetzt ist schon wieder Sommer, schon wieder ein Jahr vorbei.“

Ein relativ junger Sport mit viel Entwicklungspotential?

„Das ist gerade das, was es so spannend macht und nie langweilig werden lässt. Wenn du die Materie des Snowboardens verstehst und siehst, wie über die letzten zehn Jahre Athleten, Sportler und Snowboarder einfach jedes Jahr wieder einen draufgesetzt haben, einen neuen Flip reingemacht haben, etc. ist das schon beeindruckend. Wenn man sieht, wo wir herkommen und wo wir jetzt sind, dann ist das fast unvorstellbar, weil man immer wieder vor Augen geführt bekommt, dass man doch zu so viel mehr imstande ist, als man immer gedacht hat.“

Was darf im Gepäck nicht fehlen?

„Der Nagellack natürlich! Seit ich klein bin, hab ich mir die Fingernägel angemalt, das war auch von meiner Mam so kommuniziert: Hey, wenn du was cool findest und solange Du keinem anderen schadest, ist es dir überlassen. Bis heute bin ich dankbar dafür und es hat mich als Mensch stark geprägt. Ich fühle mich nackig ohne Nagellack und habe mittlerweile auch Geheimtipps für Mädels auf Lager.“

Sie führen ein Nomadenleben – gibt es einen Rückzugsort?

„Für mich: Flintsbach. Da sind meine ganzen Freunde, die Familie, die Oma wohnt da – also ein schönes kleines und vor allem ruhiges Dorf. Früher hat es mir nicht so gefallen, ich wollte immer Action und Party, am liebsten sollte ständig was anderes passieren. Je mehr ich unterwegs bin, desto mehr schätze ich es, nach Hause zu kommen, einfach im Garten zu hocken und in die Berge zu schauen. Man wird auch älter und muss sich seine Kraft einteilen und das ist wirklich so mein „happy place“, auf den ich mich immer freue, freue wieder da zu sein. Dann sage ich mir: Jetzt kannst du mal für einen kurzen Zeitpunkt alles vergessen.“

Text / Interview: cl

Bildrechte:

  • Studio Portraits (Vocki Board, Vocki Portrait) © SNBGER, ausgeschrieben: Snowboard Germany
  • Aktuelle Actionbilder vom Stubaier Gletscher, wo Leon bis gestern (12.11.) trainiert hat © Prime Park Sessions/Hai Yen.

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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