Der Brandner Kaspar, der Kerschgeist und der Tod – Der Schauspieler Michael Alexander Grimm kommt nach Bad Reichenhall
Bad Reichenhall. Am 1. Februar 2025 um 20 Uhr findet im Kurgastzentrum „Der Brandner Kaspar – das Musical“ mit dem aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler Michael Alexander Grimm statt.
Das Librettist des Musicals stammt von Karl Heinz-Hummel, der Komponist ist Christian Auer. Begonnen wird die Aufführungsreihe am 31. Dezember im Deutschen Theater in München, also während der Raunächte – ein passendes Datum für diese Geschichte, wie Grimm im Gespräch mit der Pressevertreterin erklärt. Er erzählt außerdem von seinen Vorlieben im Beruf, von der Botschaft in dem Kultstück und berichtet über die Entwicklung hin zur Gattung des Musicals.
Zunächst vielen Dank für das Interview, Herr Grimm.
Sie sind ja aus verschiedenen Fernsehproduktionen bekannt, vor allem aus den Rosenheim Cops und einer Eberhofer-Verfilmung, aber auch aus anderen Krimis. Welche Rolle spielen Sie denn im bayerischen Musical über den Brandner Kaspar?
Grimm: Da spiele ich den Petrus, genannt Portner, sehr klassisch im weißen Himmelsgewand als Gegensatz zu den dunklen Farben der Hexen, der Druden und des Boanlkramers.
Was machen Sie lieber: Fernsehen oder Theater?
Grimm: Das hängt von der Qualität des Projekts ab. Eine gelungene Fernsehserie gefällt mir natürlich besser, als ein schlechtes Theaterstück oder ein misslungener Kinofilm. Mein Beruf bietet glücklicherweise viele Möglichkeiten, wo ich wirken kann, daher möchte ich mich nicht auf eine Gattung beschränken. Ich mag das Bunte, das Abwechslungsreiche. Die Vielseitigkeit ist mir wichtig, nicht nur bei der Stückauswahl, sondern auch bei der Wahl der Gattung.
Wie würden Sie die Botschaft des Brandner Kaspar charakterisieren? Was will der Autor Ihrer Meinung nach den Zuschauern vor Augen führen?
Grimm: Der Reiz des Stückes liegt in der Diskrepanz zwischen dem ernsten Thema des Sterbens und der kindlich-naiven Art, mit der es im Stück behandelt wird, obwohl man weiß, dass der Tod unausweichlich ist. Die Grundbotschaft dreht sich natürlich um die Frage nach Leben und Tod. Doch wird sie nicht explizit ausformuliert, sondern kommt eher indirekt ‘rüber. Alle bisherigen Inszenierungen haben dies so verstanden, und auch die Zuschauer verstehen intuitiv, worum es eigentlich geht.
Die Darstellung des barocken Himmels ist ja absichtlich primitiv. Es geht nicht um den Anspruch, dass es um ein echtes Jenseits geht, sondern um den Versuch etwas darzustellen, an das man sich nicht wirklich annähern kann. Vielmehr ist der Himmel vermenschlicht. Die Entität des Todes besoffen zu machen, so dass er einen nicht holen kann, ist lächerlich falsch gedacht. Es ist nur ein reizvolles Spiel, den Himmel als Einwohnermeldeamt zu sehen. Es geht um die Art, wie diese Geschichte erzählt wird.
Wie denken Sie über den Wechsel der Gattung vom Theater hin zum Musical? Ist er Ihrer Meinung nach gut gelungen?
Grimm: Da hilft ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung der Erzählung von Franz von Kobell gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der es noch keine humorigen Himmelsszenen gibt. 1934 entstand daraus ein bürgerliches, biedermeierliches Trauerspiel von Joseph Maria Lutz über die Tragik des Todes. 1975 schrieb dann Kobells Nachfahre Kurt Wilhelm eine Theaterfassung für das Residenztheater München mit der Liebesgeschichte um Marei und den humoristisch aufbereiteten Himmelsszenen. Es gab auch eine Oper, ein Singspiel als Hörspielfassung und verschiedene Filme, etwa den mit Michael Bully Herbig als Boanlkramer.
Das Stück hat also schon so große Veränderungen erlebt, dass dieser kleine Sprung zum Musical keine Bedeutung hat bzw. fast logisch ist. Der Librettist des Musicals „Der Brandner Kaspar – das Musical“, Karl Heinz-Hummel, hat vieles von Kurt Wilhelm übernommen, aber auch Szenen, wie die Wilderer- Handlung weggelassen und andere verändert.
Was halten Sie von dem Update mit bayerischen Sagengestalten, wie der Trud oder der Wetterhex’?
Grimm: Die bayerischen Sagengestalten gab es schon beim Singspiel.
Die Mystik bei Kobell zeigt sich bei Hummel durch seine Affinität zu Perchten und Druden. Oder auch bei der wilden Jagd, die dem Boanlkramer helfen soll, den Kaspar zu überzeugen. Das sind darstellerische Mittel und schöne Möglichkeiten, durch die Unterstützung des Dramatischen und die Tänze etwas Schönes für das Auge zu bieten.
Singen Sie auch im Musical und wie geht es jetzt bei Ihnen jetzt weiter?
Grimm: Tatsächlich muss ich mich als Sänger nicht verstecken. Zu meiner Ausbildung an der Theaterakademie gehörte auch eine Gesangsgrundausbildung. Ich mache daher solide beim Chor mit – mit einer Solozeile. Die anspruchsvollen Musikpassagen überlasse ich jedoch den ausgebildeten Sängerinnen und Sängern. Ich müsste mich sonst ziemlich intensiv musikalisch vorbereiten.
Und außer im Brandner Kaspar spiele ich parallel in mehreren Produktionen, zum Beispiel in „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind oder in „Adams Äpfel“ und „Anatevka ist überall“.
Karten gibt es bei Ticket Scharf. Das Interview führte Brigitte Janoschka.
Foto: Michael A. Grimm als heiliger Portner, alias Petrus, schimpft den Boanlkramer, (Tanja Maria Froidl) weil er den Kaspar nicht zur rechten Zeit herbei gebracht hat.
Foto: Kurgastzentrum Reichenhall
Text: Brigitte Janoschka