Leitartikel

Interview mit Bgm. Christoph Schneider aus Neubeuern

Veröffentlicht von Rainer Nitzsche

Nach vier Jahren intensiver Arbeit und engagierter Führung hat sich Neubeuern in bemerkenswerter Weise entwickelt und verändert. Die Leistungen und Erfolge, die unter der Führung des Bürgermeisters Christoph Schneider erzielt wurden, sind für die gesamte Gemeinschaft von großer Bedeutung. In diesem Gespräch mit dem Bürgermeister wollen wir die bedeutendsten Projekte und Errungenschaften beleuchten, die in den letzten vier Jahren umgesetzt wurden. Dieses Interview soll nicht nur eine Bilanz der Vergangenheit sein, sondern auch einen Ausblick auf die zukünftigen Pläne und Ambitionen des Neubeurer Bürgermeisters bieten. (Bereits im Dezember letzten Jahres haben wir ein früheres Interview zur Halbzeitbilanz nach 3-jähriger Amtszeit geführt. Dieses Halbzeit – Interview finden Sie hier.)
Wir hoffen, dass Sie dieses neue und aktuelle Interview genießen und dabei ein tieferes Verständnis für die Arbeit des Bürgermeisters Christoph Schneider gewinnen können und von diesem Einblick in seine Amtszeit ebenso inspiriert sind wie wir, mit der Vorfreude auf das, was noch für die Gemeinde Neubeuern vor uns liegt.

„2024 kann in Neubeuern ein wunderbares Jahr werden“

Seit nun mehr vier Jahren ist Christoph Schneider Bürgermeister der Marktgemeinde Neubeuern. Der 32-Jährige ist der jüngste Bürgermeister im Landkreis Rosenheim und stellte sich wenige Tage vor seinem vierjährigen Jubiläum zum Amtsantritt den Fragen der Samerberger Nachrichten.

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Christoph, der November neigt sich zu Ende und am 01.12. feierst Du bereits „Vierjähriges“ als Neubeurer Bürgermeister. Wie geht es Dir?“

Schneider: „Es ist tatsächlich unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht und dass ich nun schon in mein fünftes Jahr als Bürgermeister gehe. Mir geht es gut, wenngleich ich das Amt tatsächlich so intensiv wie noch nie erlebe.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Das hängt sicher mit den vielen Projekten in der Gemeinde zusammen. Gib uns einen Überblick darüber!“

Schneider: „In der Tat. Es ist einiges geboten und ich bin wirklich stolz darauf, dass Gemeinderat, Verwaltung und Angestellte das straffe Pensum derzeit abarbeiten können, wenngleich jedes Projekt volle Kraft erfordert. Die Kläranlagenertüchtigung ist bald abgeschlossen und wir sind im Kostenrahmen, die Umnutzung des alten Pfarrsaals in zwei neue Kinderbetreuungsgruppen ist mitten im Gange, der Rathausumbau für das neu gekaufte Gebäude beginnt im Dezember und im Frühjahr geht es endlich mit der Friedhofserweiterung los, die im Juni abgeschlossen sein soll. Im Herbst 2024 können wir voraussichtlich alle gemeinsam eine tolle Bilanz ziehen und bei der Einweihungsfeier des Rathauses hoffentlich den Moment und das in den letzten Jahren Geleistete dann auch mal ein wenig genießen, bevor dann wohl die nächsten Herausforderungen auf uns warten werden.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Und neben den kommunalen Projekten ist in Neubeuern 2024 auch sonst einiges geboten…“

Schneider: „Ja, wir küren am 11.11 ein Prinzenpaar und ich gehe davon aus, dass wir nach 4 Jahren Pause einen unglaublich intensiven Fasching erleben werden. Wir haben ja viele „Damische“, die förmlich danach dürsten wieder in einen Fasching zu gehen. Das neue Präsidium hat sich auch sicher einiges einfallen lassen, um das Gamsgebirg entsprechend wieder aufleben zu lassen.
Dann haben wir im Juli noch das Gautrachtenfest des Inngaus in Altenbeuern – ohnehin ein Leuchtturm für die ganze Gemeinde – und im Mai auch noch das Treffen der historischen Trachten aus Altbayern am Marktplatz. Für diese Festlichkeiten wird von unseren beiden Trachtenvereinen schon alles akribisch vorbereitet. Es ist schön zu sehen, dass wir so viele leistungsfähige Vereine haben.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Du hast es angesprochen. In Neubeuern ist in den letzten vier Jahren viel passiert. Was war für Dich persönlich eine Herzensangelegenheit?“

Schneider: „Auch wenn es sich erstmal sehr bürokratisch und theoretisch anhört war das ganz klar die Überarbeitung der Örtlichen Bauvorschriften und etlicher Bebauungspläne verbunden mit vielen Lockerungen, was die Baurechte unserer Bürgerinnen und Bürger angeht. Wir haben hier einen wichtigen Anstoß zur Nachverdichtung beigetragen und diese in unserer Gemeinde möglich gemacht. Es ist schön zu sehen, dass wir fast im Wochentakt Bauanträge erhalten und die Lockerungen angenommen werden. Eine weitere Wohneinheit im Bestand, eine Gaube, höhere Kniestöcke oder die Umnutzung der Garage in zusätzlichen Wohnraum – all das ermöglicht es mitunter die nächste Generation in Neubeuern zu halten. Persönlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn der Gesetzgeber im Außenbereich noch eine dritte Wohneinheit zulassen würde. Das würde bei uns im Ort vielen gerade auch angestammten Leuten zugutekommen.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Daneben liest man immer wieder, dass Du Dich für das genossenschaftliche Wohnen einsetzt. Was steckt dahinter?“

Schneider: „Hier geht es in meinen Augen vor allem um die Bürgerinnen und Bürger, die eine Perspektive in Neubeuern haben sollen, die aber keine Möglichkeit haben etwas zu kaufen oder zu bauen bzw. im Bestand auszubauen. Das genossenschaftliche Wohnen garantiert sichere Mietwohnungen, weil man als Mitglied der Genossenschaft vor Eigenbedarfskündigungen geschützt ist. Nebenbei kalkuliert die Genossenschaft moderate Mietpreise, die keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen, sondern lediglich die Instandhaltung absichern wollen. Mit der Wasserburger Wohnungsbaugenossenschaft haben wir hier einen tollen Partner. Zum 01.12. haben wir gerade fünf Wohnungen an Neubeurerinnen und Neubeurer übergeben, die sich mächtig über das Angebot gefreut haben. Qualitativ sind tolle Wohnungen in Nähe zu Edeka-Markt, Schule, Kindergarten und Sportanlagen entstanden. Von den fünf Wohnungen gingen vier an Familien, was mich besonders freut.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Auch im gewerblichen Bereich konnte ein Durchbruch erzielt werden. Wie ist die Stimmung in Sachen Gewerbegebietserweiterung?“

Schneider: „Auch wenn die Rahmenbedingungen mit den gestiegenen Zinssätzen und den höheren Baukosten wohl aktuell nicht die Allerbesten sind, werden wir eine Erweiterung des Gewerbegebiets im nächsten Jahr im Bauleitplanverfahren weiterbetreiben. Ich darf mich hier bei der Eigentümerfamilie dafür bedanken, dass Sie den gemeinsamen Weg mit der Gemeinde geht. Viele tolle Betriebe aus Neubeuern haben ja schon Jahre lang Flächenbedarf und ich hoffe, dass die Firmen sich dann im Jahr 2025 zukunftsfähig aufstellen können. Wir legen im Bereich der Hangkante hin zur Staatsstraße hier einen Schwerpunkt auf das Handwerk und die Betriebe, die für unsere Bevölkerung eine Versorgungsfunktion haben. In Richtung Pinswang wollen wir dann vom Mischgebiet immer mehr in Richtung Produktion und reinem Gewerbe gehen, Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen und natürlich auch wichtige Gewerbesteuereinnahmen generieren.“

Neubeurer Bürgermeister kassiert bei Edeka für den guten Zweck.

Samerberger Nachrichten: „Stichwort Gewerbesteuer: Wie sehen die Gemeindefinanzen aus?“

Schneider: „Jeder, der die Gemeindepolitik in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß es. Wir standen bei meiner Wahl zum Bürgermeister 2019 schon mächtig mit dem Rücken zur Wand und erheblich unter Druck. Durchschnittliche Einnahmensituation bei sehr hohem Investitionsstau. Projekte wie die Kläranlage, eine zeitgemäße Ausstattung unserer Hohenau-Schule, das Rathaus, mangelnde Kinderbetreuungsplätze waren einfach nicht mehr aufschiebbar, sodass wir auch verbunden mit hohen finanziellen Risiken alles irgendwie gleichzeitig angehen mussten. Letztlich haben wir mit Geschick, teilweise sehr unpopulären Entscheidungen (Stichwort: Verbesserungsbeitrag) und auch ein wenig Glück uns momentan keine schlechte Ausgangssituation erarbeitet. Durch den Kauf des Rathauses haben wir den Druck auch nochmal etwas rausnehmen können. Da haben wir gegenüber einem Neubau wohl rund 3-4 Millionen Euro weniger ausgegeben, aber eine top Immobilie an Land gezogen. Dazu muss man sagen, dass mit der Kläranlagenertüchtigung, die mit rund 7 Millionen Euro zu Buche schlägt und dem Erwerb und Umbau des Rathauses zwei wahnsinnig kostenintensive Projekte für die nächsten zwei Jahrzehnte abgearbeitet sind.
Toll finde ich auch, dass wir uns über Kooperationsmodelle mit unseren Nachbargemeinden Nussdorf und Samerberg auch den ein oder anderen Euro einsparen und auch mit der Umnutzung des Pfarrsaals in neue Kinderbetreuungsgruppen uns einen aufwändigeren Neubau sparen konnten. Wir werden nächstes Jahr je nach Gewerbesteuerentwicklung mit 5-6 Millionen Euro Schulden dastehen. Ich glaube, dass uns da keiner einen großen Vorwurf machen kann in Anbetracht der infrastrukturellen Verbesserungen.“

Samerberger Nachrichten: „Du hast es angesprochen. Die Zeit rennt und nach einem Jahr mit viel Arbeit und etlichen Einweihungsfeiern ist dann schon 2025, die Wahlzeit neigt sich dann gar schon dem Ende“.

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Schneider: „(lacht) Ja, ich weiß schon auf was Ihr hinauswollt. Da mache ich keinen Hehl daraus, die nächste Kommunalwahl muss früh vorbereitet werden. Der Umbruch von 2020 wird in Neubeuern weitergehen, fünf bis sechs langjährige und erfahrene Gemeinderäte werden dann wohl nicht mehr zur Verfügung stehen und etliche Plätze im Rat neu vergeben. Da müssen unsere Parteien und Wahlvorschlagsträger frühzeitig für das Amt des Gemeinderats werben, damit wir wieder ein qualitativ gutes und umsichtiges Gremium zusammenstellen können.“

Samerberger Nachrichten: „Wie sehen Deine eigenen Ambitionen aus?“

Schneider: „Ich habe es im „Herz ist Trumpf“-Podcast schon gesagt. Das entscheide ich ein Jahr vor der Wahl. Da müssen viele Faktoren stimmen. Die Verwaltung muss passen, persönlich muss alles stimmen und ja, es muss sich auch ein Gemeinderat herauskristallisieren, welcher sachorientiert und frei von Ideologien agiert.“

Samerberger Nachrichten: „Zum Abschluss: Was willst Du bis 2026 unbedingt noch in der Gemeinde schaffen? Auf was blickst Du aktuell mit Sorge“

Schneider: „Kommunal gibt es sicher einiges, wo wir in dieser Periode zumindest noch die Weichen stellen und oder beginnen müssen. Ein Biomasseheizkraftwerk zur Versorgung von Schloss und die Liegenschaften rund um den Schloßberg erachte ich als sehr wichtig. Auch eine neue verbesserte Perspektive für unsere Tennisspieler, die nach dem Erwerb der Tennishalle durch die Gemeinde in die Nähe der Sportplätze verlegt werden sollten, kann für den TSV Neubeuern und die Gemeinde eine tolle Chance sein. Auch an das gemeindliche Wasserwerk denke ich, welches räumlich besser aufgestellt sein muss.
Besorgt bin ich weniger über kommunale Themen, sondern über den wahrnehmbaren Rechtsruck und Egoismus in unserer Gesellschaft. Die Krisen unserer Zeit sind nicht einfach und tragen sicher zur Verunsicherung und Emotionalität bei. Ein Kreuz bei Parteien, die alle unsere Errungenschaften der letzten Jahrzehnte und unsere zentralen Werte infrage stellen, ist aber sicher nicht die Antwort. Wir brauchen wieder eine starke Mitte, die frei von Ideologien sich sichtbar um die Herausforderungen unserer Zeit kümmert.“

Interview mit Bgm. Christoph Schneider, Neubeuern

Samerberger Nachrichten: „Wir möchten uns herzlich bei Dir für das informative Interview bedanken. Deine Bereitschaft, Zeit für unsere Fragen zu finden und Deine offenen Antworten haben dazu beigetragen, dass wir einen tiefen Einblick in die aktuellen Angelegenheiten Deiner Gemeinde erhalten konnten. Deine umfassenden Kenntnisse und Dein Engagement für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind deutlich spürbar und beeindruckend. Es war eine Freude, mit Dir zu sprechen, und wir schätzen Deine Kooperation und Unterstützung bei der Berichterstattung über die wichtigsten Themen in Neubeuern. Nochmals vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten, und dass Du so transparent und zugänglich warst. Wir freuen uns auf zukünftige Gelegenheiten zur Zusammenarbeit und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg in Deiner verantwortungsvollen Position.“

Für Leser vielleicht auch interessant:

Die Facebook-Seite des Bürgermeisters finden Sie hier.

Alle Podcast – Folgen der Serie „Herz ist Trumpf – Bürgermeister Schafkopf Runde“

Folge 1 der Serie: „Mischen und Austeilen“
Folge 2 der Serie: „Sauspiel“
Folge 3 der Serie: „Solo“
Folge 4 der Serie: „Letzte Runde“

Fotos: Rainer Nitzsche

 







Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!