Applaus für den Optimismus – Was Kunst- und Kulturschaffende aus den letzten zwei Jahren berichten ist immer noch sehr bedrückend, so manche Existenz war bedroht und viele mussten aufgeben. Bedrückend war diese Zeit auch für Elfriede Ringsgwandl, zum Glück aber nicht existenzgefährdend. Ihrem Theater haben die staatlichen Hilfen das Überleben ermöglicht, das betont die Chefin vom Theaterzelt in Riedering gerne und mit Nachdruck. Doch vom Überleben möchte sie endlich wieder in den Normalmodus wechseln, wie auch immer der aussehen mag. Selbst das Spielen unter Covid-Einschränkungen ist ihr immer noch lieber, als ein leeres Theater.
Die Stimmung im Gespräch mit Elfriede und Erwin Ringsgwandl ist optimistisch. Im Januar haben sie ihren Klassiker „Da Himmegugga“ schon mehrmals aufgeführt und bis Ende März stehen auf dem Spielplan bereits zwanzig Termine, darunter auch die Stücke „Gsindlkind“ und „Zigeunerbauer“. Und aktuell darf das Publikum zu 75% wieder dabei sein. Am großen Küchentisch im Eckinger Haus der Ringsgwandls geht es auch um ein Jubiläum, gerade ist am 12. Februar der „Zigeunerbauer“ zum 200sten Mal auf die Bühne gekommen. Die Stimmung am Jubiläumsabend war bei den immer wieder zahlreichen Erstbesuchern erwartungsvoll, bei den vielen Fans, die das Stück kennen, hieß es durchwegs: „Schön, dass es weiter geht und wir wieder dabei sein können!“ Nach der Zwangspause war die Riederinger Truppe mit vollem Engagement dabei, endlich durften sie wieder spielen, und das 75%-Publikum applaudierte mit wenigstens 100%-Begeisterung.
Der Zigeunerbauer ist das Stück der Autorin Elfriede Ringsgwandl, in dem sie exemplarisch vorführt, wie Angst, Engstirnigkeit und Vorurteil Menschen zu Dingen verführen, die eine Gesellschaft zerreißen können. Auf der Bühne ist es zwar nur eine Dorfgesellschaft im 16. Jahrhundert, doch schon damals setzte sich christliche Großherzigkeit gegen Bigotterie durch und am Ende geht alles gut aus. Eine Botschaft also, die tröstlich und aktuell zugleich ist. Am Tischgespräch in Ecking nimmt auch Sebastian Fischer teil, einer der Profischauspieler in der Truppe. Man kennt ihn aus dem Landestheater Salzburg, auch aus TV- Rollen im „Sturm der Liebe“ oder bei den Rosenheim-Cops. Die Frage an die Runde, wie sich bei ihnen die vielen spielfreien Monate ausgewirkt haben, fällt unterschiedlich aus. Sebastian hat in der Coronakrise als typischer „Einzelkämpfer“ die volle Härte der Nichtbeachtung der Kultur zu spüren bekommen. Bitter ist sein Fazit: „Die Politik hat keine Ahnung, wie wir leben und arbeiten, und sie hat lange gebraucht, das überhaupt zu merken!“ Seine Hoffnung: „Vielleicht werden aus dieser Erfahrung ja Lehren gezogen, auch wenn die Bedeutung von Kultur nicht direkt in Zahlen messbar ist.“
Bei den messbaren Zahlen haben die Ringsgwandls Glück gehabt. Als Theater gehören sie zur Kultur, doch nur weil sie für die Verwaltung eine richtige Firma sind und nicht nur eine Art Fata Morgana, wird ihr Theater offiziell in der Krise als Hilfsobjekt wahrgenommen. Diese Absurdität ist den Ringsgwandls bewusst und sie reagieren darauf auf ihre Weise: Keine laute Kritik, stattdessen lieber so vielen freien Schauspielern wie möglich Engagements ermöglichen. Beim Jubiläums-Zigeunerbauer spielte die Hauptrolle Manfred Stecher, Film- und Theaterschauspieler aus Rosenheim, die wichtige Rolle des Sprechers übernahm Sebastian Fischer.
Und noch eine optimistisch stimmende Neuigkeit kam im Gespräch auf den Tisch: die Proben zum neuen Stück „Lukas Straßenkind“ beginnen noch in diesem Frühjahr, der Premierentermin ist für den Sommer geplant.
Bericht: Klaus Bovers
Fotos: Erwin Ringsgwandl
Weitere Informationen: www.e-und-e-ringsgwandl.de