Das künstlerische Veranstaltungs- und Ausstellungs-Leben ist auch in der Marktgemeinde Prien durch die Corona-Epidemie aus den Fugen geraten. Aber Resignation gehört nicht zum Repertoire des Kulturfördervereins von Prien, im Gegenteil: „Wir wagen es“ – so lautet die Bekanntgabe von Erstem Vorsitzenden Dr. Friedrich von Daumiller mit einer neuen Ausstellung ab Samstag, 17. Oktober. Dabei handelt es sich um keine herkömmliche, sondern um eine besondere Ausstellung, denn Prien blickt zurück auf 75 Jahre Kunstausstellungen. In Prien fand 1945 drei Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs die erste freie Kunstausstellung Bayerns statt. „Im Licht – 75 Jahre Kunstausstellung in Prien, 1945 – 2020“ so lautet der entsprechende Titel der Ausstellung.
Wie die beiden Kuratorinnen Ingrid Fricke M.A. und Ute Gladigau M.A. im Rahmen der letzten Aufbauarbeiten erläuterten, wurde der Titel gewählt, weil nach den vielen Jahren der Dunkelheit von Nationalsozialismus und Krieg es wieder möglich war, künstlerisch tätig zu sein, die Werke der Öffentlichkeit zu zeigen und somit wieder Türen und Fenster für Ausstellungen zu öffnen. „Wir erinnern an die erste Ausstellung, aber wir zeigen auch in den verschiedenen Räumen einen Weg auf, wie sich Priener Ausstellungen und künstlerische Stilrichtungen bis zum heutigen Tag entwickelt und geändert haben“ – so Ingrid Fricke, die sich zusammen mit Ute Gladigau im Auftrag des Priener Kulturfördervereins und der Prien Marketing GmbH ein halbes Jahr auf den Weg machte, um Künstler in ihren Ateliers zu besuchen, sich mit ihnen auszutauschen und letztlich die Ausstellungsstücke auszuwählen. Eines der Exponate, die im Raum „Ausstellung 1945“ zu sehen ist, ist das Werk „Chiemgau Stillleben“ von Dr. Hugo Decker, dem früheren Bürgermeister der Gemeinde Bernau a. Chiemsee. Dieses Werk wurde 1945 bei der Ausstellung als erstes Gemälde an privat verkauft und befindet sich heute im Besitz der Kunstsammlung des Marktes Prien.
1945 war Beginn der bis heute jährlichen Priener Sommerausstellungen
Das Licht der Öffentlichkeit war den Initiatoren und Teilnehmern der Ausstellung 1945 ein hohes Anliegen, aus den damals 29 Künstlern, die unter Federführung des in Weisham bei Prien ansässigen Malers und Grafikers Wilhelm Georg Maxon (1894 – 1971) damals ausstellten, entwickelte sich die bis heute jährlich in Prien stattfindende Sommerausstellung „Kunst im Chiemgau“. Für die heurige Jubiläumsausstellung wählte das Kuratorium in enger Abstimmung mit der Prien Marketing GmbH (PriMa) als Betreiberin der Galerie im Alten Rathaus von 68 Künstlern 151 Bilder, eine Videoarbeit sowie 23 Skulpturen, Plastiken und Keramiken aus. Dazu heißt es in einer Bekanntmachung des Kulturfördervereins: „Die Ausstellung IM LICHT zeigt die vielfältige, stilistische Entwicklung in der regionalen Kunst im Chiemgau nach 1945 bis heute, von der traditionellen Landschaftsmalerei, über die Abstraktion, die reine Farbfeldmalerei, hin zum Neuen Realismus und Fotorealismus bis zu den Neuen Medien. Gezeigt werden Malerei, Druckgraphik, Fotographie und Skulptur aus 75 Jahren“.
Die Eröffnung der Ausstellung „Im Licht – 75 Jahre Kunstausstellung in Prien“ erfolgt am Freitag, 16. Oktober um 19 Uhr im Chiemsee Saal neben dem Priener Haus des Gastes, dem ehemaligen Amtsgerichtsgebäude, in dem 1945 die erste freie bayerische Kunstausstellung stattfand. Aufgrund der aktuellen Corona-Vorschriften ist eine Teilnahme jedoch nur nach Einladung und vorheriger Anmeldung möglich. Für den allgemeinen Besuchsverkehr ist die Galerie ab Kirchweih-Samstag, 17. Oktober freitags bis montags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, Dauer der Ausstellung ist bis 31. Januar 2021.
Foto/s: Hötzelsperger – Aufbau und Vorbereitung in der Galerie im Alten Rathaus in Prien zur Ausstellung „Im Licht“ – 1. von links: Kuratorin Ute Gladigau, Kuratorin Ingrid Fricke, Gf Andrea Hübner von PriMa und Kulturfördervereins-Vorsitzender Dr. Friedrich von Daumiller.
- von links: v. Daumiller, Fricke, Gladigau, Hübner. 3. „Chiemgau Stillleben“ von Dr. Hugo Decker (bereits 1945) sowie 4. Außen-Aufnahme Priener Galerie im Alten Rathaus.