Nach siebenjähriger Bauzeit wurde in Berlin das Humboldt-Forum eröffnet. Gemäß den Plänen des italienischen Architekten Franco Stella ist hinter der rekonstruierten Barockfassade des Berliner Stadtschlosses eines der bedeutendsten Kultur- und Wissenschaftszentren Europas entstanden – außen barock – innen modern. Bauherrin ist die „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“(SHF). Daneben sind beteiligt, die Staatlichen Museen zu Berlin der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst, das Stadtmuseum Berlin mit der Geschichte der Stadt, Berlin mit Kulturprojekten und die Humboldt-Universität mit Wissenschaftsprojekten. Die Vision des Forums ist, Wissenschaft, Kunst und die Kulturen der Welt für den Besucher zugänglich zu machen. Zum Programm gehören u.a. Ausstellungen mit Exponaten aus aller Welt und öffentliche Veranstaltungen.
Wegen der Corona-Pandemie gab es keine größeren Feierlichkeiten vor Ort, keine Gäste, lediglich über einen Livestream konnte man die Eröffnungs-Zeremonie digital miterleben. Hinter den geschlossenen Toren nahm Moderator Mitri Sirin die Zuschauer mit auf einem digitalen Rundgang durch das Forum.
Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, MdB, erinnerte bei Ihrem digitalen Grußwort an die Namensgeber des Forums, die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, die als Vordenker zur Annäherung der Völker einen erheblichen Beitrag geleistet haben. Deren Geist soll auch in dem Forum weiterwirken. Insbesondere sollte diese internationale Dialogplattform auch dazu genutzt werden, die Geschichte der Kolonialzeit aufzuarbeiten, so Frau Grütters.
Der Generalintendant der Stiftung „Humboldt Forum im Berliner Schloss“, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, hieß die Online-Gäste herzlich willkommen. Er würdigte das Forum als eine internationale Dialogplattform für globale kulturelle Begegnungen. Mit virtuellen Lichtzeichen der Teilnehmer nahm er den Kosmographen im Foyer symbolisch in Betrieb. Dies ist ein 20m hoher Medienturm, der über alle vier Etagen reicht, bestückt mit LED-Monitoren zur umfassenden Information und Orientierung der Besucher. Nach der Inbetriebnahme des Turms konnte Moderator Sirin darüber digital mit den zugeschalteten Chat-Teilnehmen aus nah und fern kommunizieren. Dabei waren Grußbotschaften von George Okello Abungu, dem ehemaligen Generaldirektor des National Museums of Kenya, der bekannten Humboldt-Biografin und Mitglied des Programmbeirates, Andrea Wulf, einer Künstlerin aus Kolumbien, Diana Guzman.
Einen Einblick in die Nutzung der Digitaltechnik für die Erkundung des Humboldt Forum gab Lavinia Frey, Geschäftsführerin für Programm und Projekte des Humboldt Forums.
Dr. Gorch Pieken, Leitender Kurator des Humboldt Labors, erläuterte den Zweck dieser Wissenschaftsausstellung. Sie soll dem Besucher die Wissenschaft näher bringen, d.h. sie für ihn begreifbar machen. Denn das Humboldt Forum hat sich u.a. auf die Fahne geschrieben, die Wissenschaft für jedermann zugänglich zu machen.
Chefrestauratorin Kathrin Lange, gab einen Einblick in den Skulpturensaal mit den geretteten Originalskulpturen des Stadtschlosses. Da diese zum Schutz nicht mehr der Verwitterung ausgesetzt werden, sind an den ursprünglichen Standorten rekonstruierte Skulpturen angebracht.
In diesem Skulpturensaal befindet sich auch ein Relikt der Wende, d.h. die Wahlurne, in der sich das Schicksal der DDR besiegelt hat. Dazu kam der Zeitzeuge Wolfgang Thierse virtuell zu Wort. Damals entschied sich eine große Mehrheit der Volkskammer für den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.
Zum Thema „Berlin und die Welt“ beinhaltet das Forum die Ausstellung „Berlin Global“. Paul Spies, Museumsdirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin und Chefkurator des Landes Berlin im Humboldt Forum, erläuterte hierzu die mögliche interaktive Beteiligung der Besucher.
Einen Einblick in die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gab Lars-Christian Koch, der Direktor für die Sammlungen des Staatlichen Museen zu Berlin im Humboldt Forum.
Eine spezielle Ausstellung für Kinder „Nimm Platz“ wurde von der Kuratorin Maria Prantl vorgestellt.
Abschließend stellte Moderator Mitri Sirin das Resident Music Collectives aus Berlin vor. 23 Musiker*innen aus der ganzen Welt spielen zusammen auf Instrumenten der verschiedenen Kulturen. Von diesem Collectiv wurden zur Eröffnung vier Klanginstallationen erstellt, die in Zukunft in den 4 Portalen des Forums zu hören sein werden. Der Gang in den Schlüterhof oder die Passage werden somit zur Klangreise in die Vielfalt der Welt.
Bei dem vorangegangenen Pressetermin fand auch der Regierender Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, lobende Worte für das gelungene Bauwerk. Das Humboldt Forum mit seiner Schlossfassade ergänzt die Museumslandschaft hier in der Berliner Mitte auf beeindruckende Weise, architektonisch wie auch inhaltlich. Es hat eine große Symbolik für die Berlinerinnen und Berliner, 30 Jahre nach der Einheit.
Ähnlich äußerte sich der Generalintendant und Vorstandsvorsitzende der „Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss“, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. „Ich bin sehr dankbar für diesen neuen Ort der Kultur und Wissenschaft mit seinen großartigen Möglichkeiten. Wir sind inhaltlich und programmatisch gut vorbereitet und startklar“.
Hans-Dieter Hegner, Vorstand Technik der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, dankte den Architekten Franco Stella, seinem Team und allen übrigen Beteiligten für den qualitätsgerechten Abschluss der Baumaßnahmen noch in 2020, trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.
Zum Eröffnungskomitee zählten auch die Präsidentin der Humboldt-Universität Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst und der Präsident der Preußen-Stiftung, Hermann Parzinger.
Das Humboldt Forum ist das neue kulturelle Zentrum Berlins. Mit ihm ist nach der kürzlichen Eröffnung des Flughafens BER und der Inbetriebnahme der Kanzler-U-Bahn ein weiteres spektakuläres Großprojekt Berlins der Öffentlichkeit übergeben worden. Jedoch konnten wegen den Einschränkungen durch Corona die Ausstellungsbereiche und Museen noch nicht geöffnet werden. Diese werden erst im Laufe des nächsten Jahres für das Publikum freigegeben.
Besichtigt kann das Humboldt Forum wegen der Corona-Pandemie vorerst nur virtuell über Lifestreams.
Weitere Informationen unter www.humboldtforum.org.
Bericht: Helmut Amberger (Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten und Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin e.V.)
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