Eine besondere Form der grenzüberschreitenden und menschlichen Zusammenarbeit zeigte sich dieser Tage als im Chiemseehospiz in Bernau eine elfköpfige Delegation aus Polen kam, um sich auf dem Hospiz-Sektor mit den dortigen Verantwortlichen auszutauschen. Anlass war, dass Barbara Krôl aus in Polen nach dem Tod ihres Mannes alle Hebel in Bewegung setzte, um in ihrer Heimat ein stationäres Hospiz zu errichten. Dabei kam ein Kontakt mit Valentin Knott zustande, der mit seiner Firma in Polen eine Werks-Niederlassung hat. Betriebsarzt Dr. Christoph Zipplies von der Firma Knott in Eggstätt aus Breitbrunn schloss sich den Kontakten an und so kam es nunmehr zum Besuch aus Polen am Chiemsee.
Seit über zehn Jahren organisiert Barbara Krôl Spenden und Benefizveranstaltungen und sie sammelt Geld mit ihrem örtlichen Hospizverein für den Bau einer Einrichtung. Nach dem Kauf eines Grundstücks im Grünen wurde im Vorjahr ein Hospiz mit 20 Betten fertiggestellt und im Oktober in Betrieb genommen. „Die Versorgung des Hauses wird vom örtlichen Krankenhaus übernommen, das dem Hospiz Miete bezahlt. Um die Versorgung im stationären Hospiz an Standards hier bei uns anzunähern, hat Frau Król, die Polin ist und perfekt deutsch spricht, eine Gruppe von Fachkräften zusammengestellt und hat mit ihnen die weite Reise angetreten, um uns am zu besuchen“ – so Hospizleiterin Ruth Wiedemann nach dem Erfahrungs- und Gedankenaustausch. Die Besucher-Gruppe bestand aus dem Geschäftsführer des Krankenhauses, der Hospizleitung, der Leitung der Palliativstation, einer Psychologin, einer Sozialarbeiterin, zwei Pflegefachkräften und weiteren Begleitern, die im Bernauer Chiemseehospiz willkommen waren. Auch Dr. Christoph Ziplies war zu diesem Termin dazugekommen
Eingangs stellte Stefan Scheck als Vorstand das Chiemseehospiz als Unternehmen mit Finanzierung, den Aufgaben des Fördervereins und gesetzlichen Bedingungen vor. Bei den Übersetzungen erfuhren die Chiemseer, dass es Palliativstationen, SAPV und eine Hospizbewegung auch in Polen gibt, nur noch nicht so flächendeckend. Auch dass der Personalmangel an Ärzten und Pflegekräften dort noch vieles erschwert. Ruth Wiedemann informierte die Gruppe zur Versorgung der Bewohner im Chiemseehospiz durch das multidisziplinäre Team, zu Aufnahmebedingungen und zur Versorgung ehe eine Führung durch das Haus begann. Die polnische Sozialarbeiterin tauschte sich mit Christian Eder vom Sozialdienst aus. Mit einem Buch zeigte Frau Król die Entstehung des Hospizes in Polen, was unermüdlichen Einsatz der Einzelnen und ein großes Engagement der Dorfgemeinschaft bewies. Der Betrieb des „Hospizjum“ wurde vor einem halben Jahr, wenn auch mit Personalmangel in der Pflege nicht mit Vollbelegung aufgenommen. 55 Ehrenamtliche unterstützen den Betrieb in Betreuung der Hospizbewohner, aber auch in Haus und Garten.
Christian Eder erläuterte noch den Einsatz der Ehrenamtlichen im Chiemseehospiz und die Vernetzung mit anderen hospizlich-palliativen Strukturen. „Nach drei Stunden intensivem Austausch, in dem Frau Krôl unermüdlich beide Seiten übersetzte, verabschiedete sich die Gruppe mit einem großen Geschenk und luden zum Gegenbesuch nach Polen ein, den wir unbedingt planen wollen“ – so Ruth Wiedemann abschließend.
Foto: Gruppenbild mit Hospiz-Gästen aus Polen mit Barbara Krôl (dritte von links) sowie mit Ruth Wiedemann, Dr. Christoph Zipplies und Stefan Scheck vom Chiemseehospiz (von rechts).