Brauchtum

Hohenaschauer Trachtler bereiten Gaufest vor

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein paar Fragen an den Vorsitzenden des Gebirgstracht-Erhaltungs-Vereins „D´ Griabinga“ Hohenaschau Claus Reiter und den Festleiter Rudi Angermaier

Frage: 140 Jahre Trachtenverein Hohenaschau sind ein stolzes Jubiläum, was weiß man denn noch über die Gründerzeiten?

Claus Reiter: 1884 gründete eine Gruppe junger Männer und Frauen in Hohenaschau den Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein „D´ Griabinga“ zur Pflege des heimatlichen Brauchtums, der Volksmusik, des Volksgesangs und der Mundart, zur Erhaltung der Gebirgstracht und zur Übung der alten Volkstänze. Der Hohenaschauer Verein ist damit der drittälteste Trachtenverein in Bayern, mithin einer der ältesten weltweit. Die Gründungstafel mit dem Gründungsdatum 22. Mai 1884 hat sich bis heute erhalten und hängt im Vereinslokal Gasthaus Brucker. Die Trachtenvereine und ihre Mitglieder machen das, was allen Menschen Freude bringt: Tanzen, Plattln, Singen und Musizieren, Theater- und Komödie-Spielen, kurzum lauter Beschäftigung mit den schönen Dingen des Lebens. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass es in den 140 Jahren unseres Bestehens immer wieder heimatverbundene, traditionsbewusste Bürger hier in Aschau gab, die bereit waren, sich für diese Ziele einzusetzen

Rudi Angermaier: Zusätzlich zum Gründungsjubiläum feiern wir in diesem Jahr das 86. Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands und erwarten dazu, neben den Mitgliedern der 23 Trachtenvereine des Verbands sowie der Paten- und der Ortsvereine, auch zahlreiche Zuschauer aus der ganzen Region, die sich Tradition und Brauchtum im Chiemgau anschauen möchten. Zum letzten Gaufest in Reit im Winkl kamen rund 4000 Festzugteilnehmer und dreimal so viele Zuschauer; mit ähnlichen Zahlen dürfen wir auch rechnen. Die „Griabinga“ richten nach 1927, 1965 und 1994 das vierte Gaufest aus, dazwischen waren zahllose große Feste zu den runden Jubiläen des Vereins.

  1. R.: Unser Verein hatte schon mehrfach die Ehre zu teil als Göd die Patenschaft für eine neue Fahne zu übernehmen. Hohenaschau ist als ältester Verein des Verbandes der Pate der Gaustandarte des Chiemgau-Alpenverbands, dazu der Vereine von Bergen, Amerang, Prien, Bernau, Frasdorf und Sachrang. Die Patenschaft wurde auf den Wunsch der Vereine hin stets gerne übernommen, sie erfolgte in den frühen Zeiten des Trachtenwesens sicherlich auf Grund des hohen Alters des Vereins. Eine bedeutende Rolle spielte dabei auch die Förderung durch die freiherrliche Familie von Cramer-Klett, vor allem in den Anfangsjahren der Entstehung der Trachtenbewegung in Bayern. Die lange freundschaftliche Verbindung zum Hause Cramer-Klett, wird auch noch heute gelebt: es ist eine große Ehre für die „Griabinga“ dass Ludwig Freiherr von Cramer-Klett die ihm angetragene Schirmherrschaft für das Gaufest, verbunden mit dem 140-jährigen Gründungsfest der „Griabinga“ übernommen hat

Frage: Wie viele Männer und Frauen sind denn derzeit im Verein aktiv?

  1. R.: Rund 520 Mitglieder und – darüber hinaus – 50 bis 60 Kinder gehören zum Hohenaschauer Trachtenverein; eine Vielzahl der Mitglieder tragen das Hohenaschauer Trachtengwand mit dem charakteristischen Stopselhut der Männer und beteiligen sich aktiv am Vereinsleben im Dorf und der Region.
  2. A.: Das Vereinsleben der „Griabinga“ findet überall im Ort statt, sei es bei allen kirchlichen Anlässen, sei es bei den Heimatabenden in der Festhalle oder im Festzelt am Aschauer Markt, bei den Wein- und Bierfesten am Hans-Clarin-Platz oder beim Maibockfest am Vereinsstadel. Wir bringen Alt und Jung im Dorf zusammen; mit Musik und Tanz, und Gesang bringen wir Freude und Abwechslung für Jung und Alt in unserer modernen schnelllebigen Zeit. Es ist unser aller Ziel, das Brauchtum und Kulturgut unserer Vorfahren zu erhalten, zu pflegen und an unsere Jugend weiterzugeben

Frage: Was machen denn die Mitglieder des Trachtenvereins das ganze Jahr über?

 R. Der Verein ist eingebunden in das dörfliche Leben, kaum ein weltlicher oder kirchlicher Anlass, mit dem der Trachtenverein nichts zu tun hätte, ein Kulturträger im Gemeinwesen und für viele eine ausgesprochene Autorität im Dorf. Vom Jahrtag über die Teilnahme an den Trachtenfesten im Gau, von der Arbeit mit den Kindern bei den Plattlerproben über das Preisplattln bis zum Singen und Musizieren, vom Maibaumaufstellen- und Weisertweckenfahren bis zum Ausrichten von Gauveranstaltungen – auch Trachtler kann ein Vollzeitjob sein.

Frage: Die Vorbereitungen für das große Fest biegen in die Zielgerade ein, seit über zwei Jahren arbeitet der Festausschuss, nur wenige Wochen trennen uns noch von den Festtagen. Wird alles zeitgerecht fertig?

  1. A.: Wir liegen gut in der Zeit. Der Festausschuss hat seine Hausaufgaben gemacht, zahlreiche Aufgabenfelder wurden an Spartenverantwortliche vergeben und im kleinen Kreis abgearbeitet. Die großen Aufgaben, wie die Verträge mit dem Zeltverleih, dem Festwirt, der Brauerei und den Musikgruppen sind abgeschlossen, ebenso die Festlegung der Festzugstrecke, die Einholung der Genehmigungen bei den Behörden aller Stufen, sei es bei der Gemeinde oder dem Landratsamt und die Abstimmung mit den Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen.

Die Spartenverantwortlichen suchen sich ihre Unterstützer und Helfer selbst und erarbeiten ihre Aufgaben selbstständig, sei es die Möblierung des Zeltes für mindestens 4000 Personen oder die Versorgung der Gäste mit Kaffee und Kuchen, sei es der Aufbau, die Ausstattung und der Betrieb der Bar über die gesamte Festwoche mitsamt der musikalischen Umrahmung eines jeden Tages. Die Bühne im Festzelt, der Festaltar für den Gottesdienst und der Triumphbogen an der Staatsstraße müssen geplant und aufgebaut werden, viele Bretter, Balken und Rundhölzer müssen dazu im Vorfeld hergerichtet werden. Schließlich müssen noch die Rosserer und die Festwägen ihren Platz finden und dort versorgt werden.

  1. R.: Alle großen Vorbereitungen, die langfristig gemacht werden müssen, sind abgeschlossen. Jetzt beginnt dann die eigentliche personalintensive Arbeit mit dem Zeltaufbau, mit dem Betrieb des Zeltes und der Gastronomie, mit dem Bau des Festaltars am Kirchplatz und mit dem Aufrichten des Triumphbogens. Wir haben sehr viele erfahrene Leute mit dabei, die wissen wie man so ein Fest auf die Beine stellt. Die Aschauer Dorfgemeinschaft hilft bei solchen Ereignissen stets vereinsübergreifend zusammen und die Jungen lernen dabei, wie sie an verantwortlicher Stelle in den kommenden Jahren die nächsten Jubiläen ihrer Vereine organisieren können (lacht). Alle beteiligten Behörden und Institutionen haben kurzfristig gut mitgezogen, vor allem die Gemeinde Aschau hat uns in jeder Hinsicht unterstützt.
  2. A.: Obwohl unser Verein einer der Mitgliederstärksten Vereine im Gauverband ist (über 500 Mitglieder), bedeutet dieses große Fest eine Riesenherausforderung für die eignen Vereinsmitglieder und ist nur mit Unterstützung anderer Ortsvereine und der dörflichen Bevölkerung möglich. Wir führen daher am Montag, 4. März um 19 Uhr im Katholischen Pfarrheim für ALLE Interessierten – nicht nur für Vereinsmitglieder – einen Informationsabend über die bisher geleisteten Arbeiten des Festausschusses und der Spartenleiter durch. Wir stellen den derzeitigen Stand der Vorbereitungen vor, den Zeitplan von der Anlieferung des Zeltes bis zum Abbau nach dem Fest, sowie die Kirch- und Festzugsstrecke und alles bisher geplante Organisatorische.

Frage: Was gibt es denn noch so zu tun?

  1. A.: Vor dem Aufbau und der Möblierung des Zeltes kümmern wir uns um den Platz des Feldgottesdienstes und um den Altaraufbau, wir müssen ein paar Tage vor dem Fest für gemähte Wiesen sorgen, damit ortsnahe Parkplätze bereit gestellt werden können. Die meisten Gäste wollen ja mit dem Auto direkt ins Festzelt fahren (lacht)

Dank: Wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch   Gespräch: Heinrich Rehberg  – Foto: Herbert Reiter mit Claus Reiter (li.) und Rudi Angermaier


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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