Wenn der Parkplatz vor der Festhalle mit Geländewagen verstopft ist, weiß man in Aschau: es ist Hegeschau! Zum 20. Mal kamen die Jäger der Hegeringe III bis VI aus dem südlichen Landkreis in Aschau zusammen und zeigten an den Stellwänden die Trophäen der Jahre 2022/2023. Jagdberater Fritz Pichler verlas die Ergebnislisten der beiden Jahre; in allen Revieren der vier Hegeringe wurden die vorgesehenen Abschusszahlen an Rotwild, Rehen und Gämsen knapp verfehlt. 1100 Füchse wurden im vergangenen Jagdjahr erlegt; das soll unter anderem dazu beitragen, „damit die Feldhasen und die Bodenbrüter-Vögel überhaupt wieder eine Chance haben, sich zu vermehren“.
Die Abschusszahlen beim Federwild sind konstant. Die Bejagung der Elstern, Eichelhäher und Rabenkrähen führten immer noch nicht zu den gewünschten Erfolgen, nach wie vor plündern sie in vielen Revieren die Nester der Singvögel. Das Schwarzwild stellt noch keine echte Größe in den vier Hegeringen dar, lediglich vier Überläufer wurden gemeldet. Im gesamten Landkreis (Kreisgruppen Bad Aibling – Rosenheim – Wasserburg) waren es 149 Wildschweine, der Schwerpunkt liegt dabei im Raum der Moorwälder um Maxlrain. Der neu gewählte Vorsitzende der Jägervereinigung Rosenheim Jakob Hündl hatte alle nach Aschau eingeladen, die im Landkreis und darüber hinaus in irgendeiner Weise mit Jagd und Wild, mit Forst und Bäumen zu tun haben – und alle kamen. Er rief die Jägerschaft in der gut besuchten Aschauer Festhalle zu einer guten Kommunikation zwischen Jägerschaft und Grundbesitzern auf. Hündl zeigte kein Verständnis dafür, dass Hirsch, Gams und Reh bei Verbissschäden sofort zu Schädlingen erklärt, zum Tode verurteilt und gnadenlos verfolgt würden, während der Biber doch erheblich mehr Schäden im Baumbestand anrichte und dafür noch gefeiert werde.
„Die Verbissschäden halten sich in diesem Jahr in Grenzen, der milde Winter hat dafür gesorgt, dass das Wild auch außerhalb des Waldes etwas zu fressen fand“, so der stellvertretende Landrat Josef Huber in der Aschauer Festhalle. „Wir müssen die Waldnutzung fördern und damit den notwendigen Waldumbau. Dazu müssen die Waldbesitzer und die Jägerschaft miteinander reden und noch weiter zueinander finden“. Huber forderte, dass wieder Ruhe in den Jagdverband einkehren müsse und bedankte sich für das unkomplizierte Miteinander, das im Landkreis zwischen den Waldbauern, den Jägern und den Behörden herrsche. Allerdings sei das Verhältnis der Jägerei zur allgemeinen Gesellschaft sehr oft getrübt. Die Gesellschaft habe sich in den letzten Jahren immer weiter von der Natur entfernt und sehe den Jäger oft nur noch als „Bambimörder“ an. Wissen über die Aufgaben der Jäger gegenüber der Natur, dem Wald und dem Wild dürfe heute nicht mehr vorausgesetzt werden.
Bürgermeister Simon Frank bedauerte, dass es in den letzten Wochen und Monaten auf der Straße zwischen Aschau und Sachrang zu mehreren Unfällen mit Hochwild gekommen sei. Hirsch, Gams, und Reh hätten in ihren angestammten Revieren keine Ruhe mehr, seien dem ständigen Freizeitdruck ausgesetzt und wechselten vermehrt über die Straßen in scheinbar ruhiges Gebiet. Er kündigte an, dass sich die Gemeinde Aschau etwas einfallen lassen wird, um die Ruhe in den Bergen wieder herzustellen, den Freizeitdruck zu reduzieren und auf ausgesuchte Bereiche zu kanalisieren. Nur damit könne sichergestellt werden, dass auch die folgenden Generationen noch Rotwild in freier Wildbahn zu sehen bekommen.
Der neue Forstbetriebsleiter des Forstbetriebs Ruhpolding Joachim Kessler stellte sich der Versammlung vor und bot der Jägerschaft eine gute Zusammenarbeit an. BBV-Kreisobmann Josef Andres forderte die versammelten Jäger auf mit den Waldbauern zu reden. „Nur miteinander geht es, denn wenn etwas passiert mit wilden Tieren in unserer heimischen Landschaft seien es Wolf, Biber, Wildschwein, Kormoran oder Fischotter, wissen es sofort 80 Millionen Sachverständige in Deutschland besser und glauben über das Thema mitreden zu können“. Sowohl Bauern, wie auch Jäger stellten mittlerweile in der Gesellschaft eine Minderheit dar. „Wir stehen doch auf der gleichen Seite, wir können miteinander, wenn wir miteinander reden“ Es gelte für beide Gruppen ihren Platz zu behaupten und auszubauen. Angelika Müller von der unteren Jagdbehörde am LRA Rosenheim stellte die Neuerungen im Jagdrecht und im Waffenrecht vor. Dr. Gudrun Wieland vom Veterinäramt im Landratsamt Rosenheim betonte die Wichtigkeit der Arbeit der Jägerschaft. Gerade bei der Vorbeugung der Afrikanischen Schweinepest und der Geflügelpest werde es ohne sie nicht gehen, sagte Wieland.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg
- 20. Hegeschau der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis Rosenheim in der Aschauer Festhalle
- Der neu gewählte Vorsitzende der Jägervereinigung Rosenheim Jakob Hündl (zweiter von rechts) mit den Ehrengästen bei der 20. Hegeschau der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis Rosenheim in der Aschauer Festhalle.
- Ganz rechts der Ehrenpräsident des BJV Professor Dr. Jürgen Vocke, stv. Landrat Josef Huber, (vierter von rechts)