Freizeit

Hohe Asten Flintsbach: Eine Liebe mit Hindernissen

Das Wichtigste vorweg: Ich habe meinen Frieden mit der Hohen Asten gemacht. Zu schön der Berg, zu gut die Gastronomie und zu lohnend der Ausblick, um dauerhaft zu schmollen. Doch was ist passiert und warum schreibe ich das aus sehr persönlicher Sicht? Weil am Anfang keine Liebe war. Ich habe seinerzeit das Bergradeln für mich entdeckt und alles aufgesogen, was im „Moser Bike Guide“, der Bibel für Mountainbiker, stand.

Jede darin aufgeführte Tour wollte ich kennenlernen und „erradeln“. Auch die Nummer 30 „von Tatzelwurm über die Hohen Asten“. Denn dort stand und steht geschrieben, dass es trotz örtlichen Widerstands durchaus erlaubt ist, auf Forststraßen zu radeln. Von der Festlegung des Bikeverbots durch Verkehrssachverständige der Polizeiinspektion Brannenburg, gemeinsam mit dem Flintsbacher Gemeinderat, wusste ich bis dahin nichts.

Ich fühlte mich also sowas von im Recht, als ich vor vielen Jahren gemeinsam mit meiner Frau zu besagter Tour Nummer 30 aufbrach. Gerade, als wir uns an den sportlichen Anstieg zum unter Hohen Asten gelegenen Petersberg gewöhnt hatten, kam uns ein downhillender Traktor entgegen, aus dessen Führerhaus sich ein furchtbar schimpfender Mann lehnte und uns dabei mit der Faust drohte. Den konnten wir ebenso wie die Anstrengung noch wegatmen. Knapp 200 Meter später war dann Schluss mit lustig. Ein ebenso auf der Abfahrt befindlicher Jeep stellte sich uns so in den Weg, dass wir nicht mehr vorbeikonnten und absteigen mussten. Was dann folgte, war ein Wortgefecht, in dessen Anschluss ich mir überlegte, ein Lexikon mit neu erlernten Schimpfwörtern zu veröffentlichen. Um der Auseinandersetzung ein friedliches Ende zu verschaffen, gaben wir nach und begaben uns zähneknirschend auf den Rückzug.

Die Hohe Asten als Ziel war für mich erst einmal gestorben. Mein raffinierter Plan: Ich wollte den Gasthof wirtschaftlich ruinieren, indem ich meine 2,50 Euro für das Gipfelbier eben woanders ausgab.

Doch dann kamen im Laufe der Jahre Kinder ins Haus, und meine Frau machte mit ihnen und befreundeten Familien Ausflüge in die Berge. Auch auf die Hohe Asten. Und wie begeistert sie immer von Deutschlands höchstgelegenem Bergbauernhof erzählt hat. Wie schön es dort doch sei. Und ich solle doch aus meiner Schmollecke raus und selber mal mitgehen. Irgendwann hab ich’s dann gemacht und mich dabei gefühlt, als ob ich als Bayern-Fan in Dortmund in den schwarz-gelben Fanblock gehen müsste. Ich muss gestehen: Mein innerer Widerstand war spätestens als wir die freie Fläche oben am Gasthof erreichten vorbei. Mir hat‘s richtig gut gefallen.

So gut, dass wir kurz darauf noch einmal mit den Kindern hochgegangen sind. Nicht ohne noch etwas wissen zu wollen. Für einen Artikel, den ich in einem anderen Medium schreiben wollte, habe ich mich in Radklamotten geworfen, einen Radlrucksack umgeschnallt und einen Helm unter den Arm geklemmt. In dieser Maskerade habe ich mir dann oben am Tresen ein Getränk bestellt. Gleich kam die Frage, ob ich dann tatsächlich mit dem Rad hier wäre. Ich sagte: „Nein, das ist doch offensichtlich verboten. Deshalb habe ich’s unten stehen lassen.“ Das war gelogen. Wir waren mit dem Auto auf dem Parkplatz unten. Und doch wuchs meine Liebe zur Hohen Asten weiter. Denn ich wurde freundlich bedient, niemand hat mir den Kopf abgerissen.

Einen Tag später habe ich aus der Redaktion dann im Gasthof angerufen und mit den Wirtsleuten noch telefoniert. Ihre Begründung, dass es aus Ihrer Sicht zu gefährlich wäre, hier Wanderer und Radler gemeinsam auf die Piste zu lassen, habe ich mal so gelten lassen. Es war auf jeden Fall ein freundliches Gespräch mit netten Leuten und ich konnte gedanklich die Hohe Asten endlich in den Arm nehmen.

Als wir in diesem Sommer dann mal wieder oben waren, war das ausgerechnet an einem Donnerstag. Was wir nicht wussten – es ist der Ruhetag, wie schon unten auf dem Schild stand. Oh je! Das heißt in sengender Sonne auf über 1.000 Metern jämmerlich verdursten? Nein. Denn für alle Wanderer stand an diesem Ruhetag ein Kühlschrank mit Getränken und kleinen Brotzeiten zur Verfügung. Mit Geldeinwurf auf Vertrauensbasis. Ich gestehe: Ich habe da mehr reingeworfen, als die besagten 2,50 Euro. In diesem Moment war meine Liebe überbordend. Wir gehen übrigens immer wieder gerne hier hoch. Und im Winter sogar mit einem Schlitten. Denn die Gefahr, dass uns auf der Abfahrt Radler begegnen, geht ja gegen Null …

Text: af – Fotos: © Astl

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

1 Kommentar

  • Weshalb der gute Wirt so einen abgrundtiefen Groll gegen Radler hat, läßt sich wohl nicht ergründen. In den ALpen gibt es vielfach ähnliche Konstellationen und die Radler werden in der Regel freundlich empfangen und bewirtet. Bei mir ist auch die Situation, dass ich Jahrzehnte zu Fuß unterwegs war und die Knie halt nicht mehr so mitmachen. Mit dem Radl gehts noch recht gut. Und das Maß der Dinge sollten nicht einzelne Rowdies sein (es gibt diese auch als Fußgänger, die den Dreck in der Landschaft verteilen). Ich hoffe dass sich das auf der Hohen Asten mal ändert.

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