Es gibt Termine, da kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie einmal nicht wären. Die Gedenkwallfahrt der Veteranen- und Traditionsvereine aus dem Chiemgau am letzten Sonntag im August auf die Kampenwand ist so ein Termin. Sie ist seit ihrer Einführung 1951 bisher noch niemals ausgefallen und wurde bei jedem Wetter an der Kriegerkapelle „Maria – Königin des Friedens“ durchgeführt. 100 und mehr Fahnenabordnungen trafen sich bei gutem Wetter an der Steinlingkapelle „Maria, Königin des Friedens“ und auch bei grauslichem Schneetreiben, Dauerregen oder Nebelreißen waren immer noch mindestens 50 Vereinsfahnen am Berg. Sie gedachten der gefallenen und vermissten Kameraden aus dem gesamten Chiemgau. Seit 1951 wechselt die Ausrichtung zwischen den Gemeinden im Landkreis Rosenheim und im Landkreis Traunstein hin und her, jede Gemeinde hat dieses Treffen schon mehrfach ausgerichtet.
In diesem Jahr wäre die Wallfahrt zum 69. Mal durchgeführt worden – auch sie fiel Corona zum Opfer, wie so vieles in diesem Jahr. Was in diesem Jahr als Zeichen für die selbst gesetzte Kameradschaftspflicht bleibt, ist die Beleuchtung des größten Gipfelkreuzes der Bayerischen Alpen am Samstag, 29. August nach Einbruch der Dunkelheit.
Die Heimkehrer aus den beiden großen Kriegen des 20.Jahrhunderts sahen bei ihrer glücklichen Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft als erstes die vertrauten heimischen Berge wieder; als äußeres Zeichen des Zusammenhaltes und des Erinnerns bauten sie das Gipfelkreuz auf den Ostgipfel der Kampenwand, des markantesten Berges im Chiemgau. Am 26. August 1951 wurde es eingeweiht, seitdem ist der Gedenktag auf den letzten Sonntag im August festgelegt. Das „Chiemgaukreuz“ ist mit zwölf Metern Höhe und 54 Zentnern Gewicht das größte eiserne Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen. Bronzene Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen und Vermissten von 58 Gemeinden rund um den Chiemsee aus den beiden Landkreisen Rosenheim und Traunstein.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg