Nachdem die letzten Wallfahrten des katholischen Männervereins Coronabedingt ausfallen mussten, war der Verein sehr froh, an diesem Sonntag den traditionsreichen Festgottesdienst mit anschließender Kundgebung wieder durchführen zu können. Zelebriert wurde die Messe von Abt Wolfgang M. Hagl, OS.
Als Gastredner eingeladen war Dr. Thomas Goppel, Staatsminister a.D. der u. a. über 44 Jahre im Landtag war. Für den stellvertretenden Vorsitzenden und Landrat Otto Lederer ist Dr. Goppel damit nicht nur „Gedächtnis“ sondern auch „Gewissen“ des Landtags. Dr. Goppel erinnerte in seiner Ansprache daran, wie man die Inhalte des christlichen Wertefundaments als politischer Entscheidungsträger umsetzen kann, zum einen um selbst Entscheidungen zu treffen, und zum anderen, um als Bürger Entscheidungen beurteilen zu können. Dabei gehe es auch um die Frage, was ich als Bürger anderen zumuten kann, verbunden mit dem eigenen Anspruch, was muss ich dann dafür auch beitragen. Dabei gehe es nicht nur darum zu kritisieren, was alles nicht passt, sondern Lösungen zu finden, wie es nicht auf Kosten der Anderen gehen könnte. So was das Thema von Dr. Goppel: Zeiten im Umbruch: „Stellenwert des Christlichen am Beispiel der katholischen Welt im Freistaat.“
Die Wallfahrt war trotz Wahlsonntag und bestem Herbstwetter von Männern und Frauen sehr gut besucht. Für alle Teilnehmer hatte es trotz Mindestabstandsregeln etwas überaus Wohltuendes, sich nach langer Zeit wieder in einer reichlich mit Blumen geschmückten Basilika zum Wallfahrtsgottesdienst einfinden zu dürfen. Der Gartenbauverein Tuntenhausen hatte nämlich den Altarraum prächtig geschmückt und vorbereitet. Auch konnte der Kirchenchor mit Organistin wieder dabei sein, worauf man im Lockdown hatte lange verzichten müssen. Umso wohlklingender wurde es jetzt wahrgenommen. Ja selbst ein Ministrant konnte wieder bei der Messe dabei sein. Nicht zuletzt berührte auch die Predigt des Abtes viele der Anwesenden in der Seele.
Nach dem Festgottesdienst nutzten einige Bürger die Anwesenheit der vielen Bundes- und Landespolitiker zu friedlichen Protestbekundungen gegen den Bau des Brennernordzulaufes.
Wir veröffentlichen hier das Manuskript der Rede von Dr. Thomas Goppel für all jene, die vielleicht durch anderweitige Verpflichtungen am Wahlsonntag nicht an der Versammlung teilnehmen konnten, und daher die Ansprache nachlesen möchten. Wir zeigen auch einen fotografischen Bilderbogen der Wallfahrt von Rainer Nitzsche.
Dr. Thomas Goppel, Staatsminister a.D.:
Zeiten im Umbruch: „Stellenwert des Christlichen am Beispiel der katholischen Welt im Freistaat“
Anrede
Bernhard Deininger, der Psychoanalytiker, der mit Anselm Grün, dem höchst angesehenen Benediktiner aus Münsterschwarzach unter dem Titel „Verstehen statt Verurteilen“ unlängst „biblische Hilfestellungen für ein anderes Miteinander“ veröffentlicht hat, outete sich eben erst in einem Interview der ZEIT, dass, wann und weshalb auch er „Zuflucht bei Gott“ sucht und dass er dafür auf „seinen Glauben setzt“. Dort, wo er mit seinem Latein am Ende sei, an die „eigenen Grenzen“ stoße, hülfe ihm der Glaube über die eigene Fehlbarkeit hinweg. Gefragt nach der Eskalation der Gefühle in unserer Pandemie, nach den Folgen, ausgedrückt in „Panik und Übermut, in Zorn und Verzweiflung“, sieht er die Lücke, die zu füllen der Glaube möglich mache. Das sei jedenfalls die Erfahrung mit eigener Fehlbarkeit immer wieder. Deininger spricht dem Glauben in der Wirkung auf sich selbst diese Eigenschaft zu. Das stimme ihn „heiter und gelassen.“ Nachvollziehbar für einen, der sich in Gottes Hand weiß‘? Deininger findet das in Schleiermachers Feststellung „Religion ist ein Gefühl“, am eindrücklichsten verortet.
Über dieses „Gefühl“ will, nein darf ich heute Vormittag beim 151. Treffen des Tuntenhausener Männervereins mit Ihnen allen in einen Austausch eintreten. In „Zeiten des Umbruchs“ kommt das gerade recht. Und Deiningers Aussagen passen in eine Zeit, die dabei ist, den „Stellenwert des Christlichen“ zu hinterfragen wie lange nicht. Nach meiner Überzeugung ist das bis heute Helmut Schmidt geschuldet, dem Kanzler, der auf menschliche Unfehlbarkeit setzte, wenn es darum ging, ins Tagesgeschehen einzugreifen. Der Glaube an echte Macherqualitäten, die nur entdeckt sein müssten, um sich aus verqueren Situationen zu befreien, wieder „Herr der Lage“ zu sein, war damals weit verbreitet, bekam streckenweise Anbetungscharakter, eine Empfindung, die unseren Eltern nicht fremd war. Viele von ihnen erinnerten sich an die direkten Nachkriegsjahre, in denen Konrad Adenauer den Aufbruch verkörperte, den wir nach den Weltkriegsjahrzehnten für den Neuanfang brauchten. Runde achtzig Jahre Frieden, Freiheit und wachsender Wohlstand für ‚fast‘ alle? Das gab es vorher noch nie!
Haben wir aus den Katastrophen im letzten Jahrhundert so viel gelernt? Haben nationalistische Selbstüberschätzung, Kolonialismus und die Machtgier einschlägiger Personen und Institutionen so viel Einsicht wachsen lassen? Alle, die das glaubten bzw. glauben gemacht waren, werden in diesen Tagen nicht nur „coronarrisch“, auch weltpolitisch eines Besseren belehrt. Mögen unsere, die nachweislich christlichen Grabenkämpfe der letzten Jahrhunderte auch beendet sein – andere sind an ihre Stelle getreten, fordern erneut gleiches Lehrgeld ein und buchstabieren sich nicht nur ‚islamistisch‘. Auch wenn wir nach zwei Weltkriegen mit ‚unserem Latein am Ende waren‘? Anderen fehlt die Kenntnis und das Verständnis für die ‚Fremdsprache Toleranz‘ bis heute. – Wenn wir ohne Glaubensbezug auf die Suche nach einem Synonym für Toleranz gehen, die ‚Akzeptanz anderer Denkweise‘, dann werden wir am ehesten im Christlichen fündig, dem Ursprung der ‚Würde des Einzelnen“, die wir – zurückgeführt auf unsere Vernichtungserfahrung nach zwei Weltkriegen – als erste und einzige in Verfassungsrang schreiben zu müssen Veranlassung sahen. Machen wir uns die jüdisch-christlichen Wurzeln unseres wichtigsten Verfassungsgrundsatzes überhaupt noch bewusst?
Der Artikel 1 einer Grundcharta bindet und prägt immerhin alle folgenden. An solchen Stellenwert in der Startstunde Nachkriegsdeutschlands muss zuvorderst erinnert sein. Hat sich seit 1945 und den vorausgegangenen Gräueln so viel geändert, dass ‚Zeiten des Umbruchs‘ alles auf den Kopf stellen? Leben wir so, wie wir es heute tun, wirklich ‚friedlich‘‚ ‚frei‘, ‚wohlständig‘, ‚gesund‘ und auch besser?
Lassen Sie uns das „Christliche“ definieren und dabei vom Menschenbild ausgehen, weil es das Staats- und Gesellschaftsverständnis aus dem Blickwinkel eines CSUlers nachvollziehbar umreißt: Unverrückbare Grundwerte sind dieser Überschrift zugeordnet: Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Alle drei finden sich auch im humanistischen und im sozialistischen Kontext, wobei der christliche Denkansatz die Realisierung des daraus resultierenden Idealprofils einer göttlichen und damit für alle Über- und Nachinstanz liefert. Der zunächst imaginäre Richterstuhl des Himmels offenbart sich in unserem Gewissen. Die Anwendung, der Wirkungsgrad unseres Lebensanspruches resultiert aus der real er- und gelebten Umsetzung des dreifachen Anspruchs an die Gesellschaft und den Einzelnen in der freien, gleichen und subsidiär organisierten Gemeinschaft.
Sowohl weltanschaulich als auch politisch waren wir uns im Nachkriegsdeutschland (West wie Ost) weitgehend einig, der Spreizung der Grundwerte in den Umgangsformen den Kampf anzusagen und vorhandene Defizite abzubauen. Unterschiedlich waren sie uns Akzentsetzung in den ersten gut vierzig Jahren unserer Nachkriegsgeschichte.
Ost widmete sich vorrangig dem politischen Gleichheitsversprechen der SED. West versuchte, die Freiheitsidee rundum zu installieren. Der Gleichheitsanspruch, besser der versprochene „ Verzicht auf Unterschiede“ musste schiefgehen, weil das Selbstverständnis vom ‚Individuum Mensch‘ auf dem Gegenteil aufbaut. Die Qualität jedes Lebenslaufes wird dadurch gerechtfertigt, dass die Gesellschaft sich insgesamt darauf einigt, einen jeden und eine jede an ihrem Platz Bestmögliches zu leisten befähigt. Die Summe der Menschen, lern-, leistungs- und entfaltungsoffen unterwegs, garantiert die Entwicklung und den Fortschritt, die uns tägliches Wachstum (nicht nur an Geburtenzahlen) bescheren. Das wiederum erlaubt es, sich dabei ständig verändernde Anforderungen zu meistern.
Dennoch bleibt die Teilverantwortung des Einzelnen, weil nur so die Summe der Veränderungen zu schaffen ist, nach der eine zeitgemäße Umsetzung der Grundvoraussetzungen immer wieder verlangt. (Merkels Satz –„wir schaffen das!“ – wird so auf seinen Bedeutungskern zurückgeführt und bleibt nicht ideologisch einseitig reklamiert, damit verfremdet.) Wir sind zuerst miteinander verantwortlich, natürlich auch füreinander. – Dass dieser Gedanke Vieles an unserer heutigen sozialen Wirklichkeit in Frage stellt, muss wieder konkreter bedacht werden. ‚Ausbeutung‘ wird damit zu einem gar nicht mehr einseitigen Begriff der Kapitalismuskritik auch dann, wenn er da besonders beheimatet scheint. Um es konkret anzugehen: Das Christliche in Staat und Gesellschaft erfüllt unsere Erwartungen am ehesten dann, wenn es jedem Einzelnen von uns
- bestmögliche Lern- und Entfaltungschancen bietet,
- ausgleichende Fördermaßnahmen bereithält, sofern gesellschaftliche Startnachteile bestehen,
- den Stärkeren zu Hilfestellungen im Systemausgleich animiert,
- Schwächeren Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet,
- Entwicklungschancen individuell nutzbar macht,
- Behinderungen ausgleicht und
- Raum schafft für gemeinschaftliche Verbesserungen, daneben ersichtliche Benachteiligungen abzubauen hilft.
All diese gemeinschaftlich unverzichtbaren Grundsätze werden am ehesten verwirklicht, wenn die Beteiligten nachvollziehbar erfahren, dass sich Mitwirkung und Nutzen für alle (im Mittel der Einsätze) rechnen. Damit das System insgesamt mehrheitsfähig bleibt (oder wie im Beitrittsfall Deutschland/Ost wird), sind die Schritte auf das vorgegebene Ziel und auf ihre Wirksamkeit hin immer wieder zu erklären, ebenso zu überprüfen. (Spätestens dieser Tage wird deutlich, dass alle demokratische „Gewalt“ gezwungen ist, erklärende Verfahrensbeschreibung zu liefern. Corona verbreitet sich zwar ganz von selbst. Einsicht für Abhilfen lässt sich aber längst nicht so selbstverständlich erwarten.)
Immer dann, wenn Politik wie im Fall der deutschen Wiedervereinigung 1990 Umsetzungsschritte grundlegend neu ordnet, entstehen Wissenslücken, die bei allen geschlossen und Vollzugsdefizite, die für alle nachjustiert werden müssen.
Als dramatische und drastische Bruchstelle hat sich die (für viele unerwartete) deutsche Einheit 1989/90 erwiesen. Sie wird heute zur mustergültigen Vorlage für das bisher wirklich ungenügende Coronamanagement: Die bei und für uns zur Regel gewordene Manier und Manie im Umgang mit solchen Vorgaben drückt sich um echt erklärende Kommunikation, setzt stattdessen auf digitale Verbürokratisierung. Darunter leidet die Verpflichtung zum Miteinander, weil an Stelle von Menschlichkeit Vorschriften ihren mangelhaften technokratischen Dienst tun. Für alles gibt es nachlesbare Verwaltungsvorschriften (Kleingedrucktes also). Die Botschaft selbst verbreitet sich eher zufällig, denn gezielt (was uns in der Pandemie der letzten Monate ein ständig neues und jedes Mal übleres Echo beschert hat). Um es eher ungeschützt zu sagen: Wenn wir weiter im Kleingedruckten unserer Auflagen (Geschäftsbedingungen) kramen und stöbern, uns dabei datengeschützt gegenseitig mit Verstoßvorwürfen überziehen, gehen wir an der bürokratischen Kakophonie schnell und unwiederbringlich kaputt. AfD, Querdenker und ungezählte Beschwerdeführer, Kläger gegen Kleinkram sind längst in ein und demselben Sammelbecken vereint und sich in nichts anderem einig als im Widerstand gegen die geltende Ordnung auf den unterschiedlichsten Ebenen und Plattformen.
Von den konstruktiven Ansätzen zur Zusammenarbeit, die sich aus dem vorgenannten Zielkatalog ableiten, redet schon lang keiner mehr. Fehlersammlungen machen die Runde, Defizitlisten kursieren, Einsprüche werden kultiviert. Bei Erwähnung der Gesetze, Regeln und Gebote wird abgewunken: Alle (fast alle) haben den Zeigefinger auf die Fehler anderer gerichtet ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass die Hand in solcher Haltung mindestens drei Finger auf den Kläger selbst richtet.
Wen wundert es da, dass das bürokratische, im Ergebnis aber seit langem folgenlose Dauerfeuer dazu beiträgt und führt, dass sich die glaubensbezogenen Diskussionen schon lange nicht mehr um den Weg vor uns kümmern, die Strecke, die wir miteinander ausleuchten und gehen wollen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, Anleihen bei anderen Streckenführungen zu holen, solchen, die vermeintlich leichter zum Ziel (hier des Glaubens) führen. Schlagworte wie „Maria 2. 0“ oder „Abschaffung des Zölibates“, „Öffnung der Geistlichen Ämter“ lenken davon ab, dass wir eigentlich „christliche Fußpflege“ zu treiben hätten. So fehlt sie denn augenscheinlich, Streckenbeschreibung, die wir liefern müssten und Selbstunterforderung beim Abbau des mit der Zeit immer und überall Überflüssigen.
Wo aber Streckenbeschreibung unterbleibt, zumindest aber nicht in Gang kommt, begeben wir uns auf die Suche nach Schuldigen an unserer eigenen Frustsituation: Die Gerichte sind gut beschäftigt, für solchen Klärungsbedarf auch nicht geschaffen. Selbstbezichtigungen dienen der Wahrheitsfindung. Richtig. Lösen Sie auch unsere Glaubensprobleme? Viele glauben das. Dabei wissen alle, dass es nicht ausreicht, überall nach Schuldigen zu suchen. Freunde und Mitstreiter orientieren sich lieber am nächsten und gemeinsamen Ziel, weniger gern an den Fehlern der Stammmannschaft (das überlassen sie den Lästerern und Kritikern).
Bei solcher Ausgangslage und angesichts der verstoßlastigen Fehlersammlung einzelner Kirchenführer bleibt – außer der „wohligen“ Entrüstung anderer Sünder wegen – keine Zeit, sich ausschließlich mit Überlegungen zur Abhilfe zu befassen. Die eben erst erfolgte Auflistung von Rechten, die in heutiger Zeit eindeutig der ständigen Verteufelung von „Sündern“ vorzuziehen wäre und die die Handschrift in dritter Generation aus dem Haus von Schirach trägt, muss bei der eben festgestellten Gemengelage in die Gebetbücher wandern und nicht in die Tonne unerhörter Systemkritiker, insbesondere derer, die das Schiedsrichtern ohne Innensicht für sich entdeckt und längst kultiviert haben. Dafür formuliert Ferdinand von Schirach weltanschauungsunabhängig Gültiges nicht nur zum Mitschreiben und Aufatmen, sondern zum Zupacken, Umsetzen und Beherzigen:
Sechs neue Grundrechte sind es, die in unsere Zeit passen und in ihrer Stringenz für alle taugen, Gebrauchsanleitung für den Alltag werden könnten, wenn wir uns miteinander entschließen, ab sofort nicht mehr zuerst amtliche Bedenken zur Handlungsanleitung zu äußern, sondern den je (dem christlichen Denkansatz entsprechenden) Individualauftrag, aus der eigenen Bedingungssituation heraus zu gestalten, auch zu variieren:
- Jeder Mensch hat das Recht, in gesunder und geschützter Umwelt zu leben – Artikel 1 – die Umwelt
- Jeder Mensch hat das Recht auf digitale Selbstbestimmung. Ausforschung und Manipulation von Menschen sind verboten. – Artikel 2 – Digitale Selbstbestimmung
- Jeder Mensch hat das Recht, dass ihn belastende Algorithmen transparent, überprüfbar und fair sind. Entscheidungen muss der Mensch treffen (können und dürfen). Artikel 3 – Künstliche Intelligenz
- Jeder Mensch hat das Recht, dass Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen. Artikel 4 – Wahrheit
- Jeder Mensch hat das Recht, dass ihm nur solche Waren und Dienstleistungen angeboten werden, die unter Wahrung der universellen Menschenrechte hergestellt und erbracht worden sind. Artikel 5 – Globalisierung
- Jeder Mensch kann wegen systematischer Verletzungen dieser Charta Grundrechtsklage vor den Europäischen Gerichten einreichen. Artikel 6 – Grundrechtsklage
So, wie sicher nicht nur ich diese kleine Gebrauchsanleitung für unsere gegenwärtige Lage in Glaubensfragen einschätze, lässt sie sich problemlos auch in den Konditionen unseres Grundgesetzes wiederfinden. Nichts von all dem, was wir uns auf Gegenseitigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg versprochen haben, muss aufgegeben werden. Viel Aktuelles schärft das Auge und die Sinne für Neues, das wir im 21. Jahrhundert anders als bisher zu betrachten haben, auch betrachtet wissen wollen (tempora mutantur…). Die zusätzliche Wahrnehmung dieser Grundrechte verbietet nichts – ungewöhnlich für deutsche Rechtskunde. Sie akzeptiert aktuelle Entwicklungen, wenn sie von der Gemeinschaft aller Kräfte gewollt werden. Sie öffnet das Tor in neue Welten ohne die gewohnten abzuschaffen, lässt aber auch manches zu, was sich aus einem neuen „Recht auf…“diskussionswürdig anlässt.
Sie verschließt sich aber auch jedweder Beliebigkeit, die alle Ideologen der Menschheit verordnen wollen. Und ganz besonders wichtig: Der Rechtsanspruch jedes Einzelnen verpflichtet unter Berücksichtigung der Prinzipien des christlichen Menschenbildes endlich wieder alle im Land dazu, Rücksicht auf den Anderen zu nehmen, ihn oder sie zum Maß für eigene Pläne und Entscheidungen zu nehmen. Ist es nicht das, was uns in den letzten Jahren falsch verstandener Toleranz zuliebe abhandengekommen ist? Sie ist doch die eigentlich wichtigste Tugend, die den Vernunftbegabten veranlasst, Zwängen abzuschwören und Rechte für sich einzufordern, die – erinnern wir uns daran, dass uns die Sprache zum dialogischen Wesen macht? – uns den Egoisten in uns verlernen sehen.?!
Wir fragten heute nach dem „Stellenwert des Christlichen“ in einer Zeit der Brüche. Viele davon kennt die Geschichte unseres Volkes, auch die unserer Nachbarn???
Womöglich finden wir so zueinander, wenn sonst der Wettbewerb unserer Tage immer nur nach den Ersten fragt? Zumindest ich finde, dass solcher Einsatz lohnt!
Es gilt das gesprochene Wort.
Weitere Informationen zum Katholischen Männerverein: Webseite
Die nächste Wallfahrt des Katholischen Männervereins ist die Frühjahrswallfahrt am 24. April 2022.
Über den Katholischen Männerverein ist ein Buch erschienen. Es gibt einen ebenso informativen wie spannenden Überblick darüber, welche Rolle der Verein in den verschiedenen politischen Konstellationen der jüngeren Geschichte bis heute eingenommen hat: Buchvorstellung.
Fotos: Rainer Nitzsche