Kultur

Heimatmuseum Prien erinnert an Chiemgauer Künstler

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

“Vom Barock zum Biedermeier” – so lautet derzeit eine Ausstellung im Priener Heimatmuseum. Dabei werden Werke vergessener Künstler aus dem Chiemgau gezeigt.

Zu diesen gehören Jacob Carnutsch, die Tiefenbrunner und die Malerfamilie Furtner.

Das Heimatmuseum Prien nahe der Pfarrkirche “Mariä Himmelfahrt” hat täglich -außer Montag – von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Ausstellungs-Informationen:

Jacob Carnutsch

(um 1650 Meran? – um den 4. April 1716 Prien)

Jacob Carnutsch zählt zu den bedeutendsten Barockmalern des süddeutschen Raumes.

Peter von Bomhard nimmt an, dass er in Meran um 1650 geboren wurde. Der Weg seiner Ausbildung liegt völlig im Dunklen. 1678/ 79 ist er erstmal im Chiemgau bei der –nicht erhaltenen- Ausmalung des Chores der Domstiftskirche Herrenchiemsee nachweisbar, die er zusammen mit seinem „Compagnon“ Joseph Eder (um 1645/ 50 Innsbruck – 2.3.1712 Neubeuern) schuf. 1681 erfolgte als weiterer „prominenter Auftrag“ die Ausmalung der Schlosskapelle Hohenaschau, die Ausmalung des Nonnenchores des Dominikanerinnenklosters Altenhohenau (1684/85), sowie in den Jahren 1686 bis 1687 die Dekoration der sog. „Lauberstube“ auf Hohenaschau. Bedauerlicherweise ist derzeit nicht nachvollziehbar, über welchen Weg die beiden Künstler überhaupt an diese prominenten Aufträge gelangten.

Im Jahr 1685 erwarb Carnutsch das „Herrensattler-Anwesen“ (Heute: Weißgerberweg 7) in Prien und richtete dort auch, zusammen mit Eder, seine Werkstatt ein.

Die Zusammenarbeit mit Eder endete (wohl?) 1689, als Eder nach Neubeuern ging. Carnutsch bewältigte im Anschluss daran Arbeiten im Schloss Wildenwart (Ausmalung Festsaal und Kapelle 1690) sowie die –weitgehend nicht erhaltenen) Deckenbilder der Kirchen von Niederaschau (1702) und Grassau (1707). Daneben schuf er zahlreiche Altargemälde (Frasdorf 1683, Sachrang 1688/89, Grassau um 1695, Antwort um 1695).

Einzigartig ist die „Totenkapelle“ in Grassau deren vollständig erhaltene Ausstattung wohl alleine von Carnutsch stammt.

Es ist bezeugt, das Carnutsch und Eder auch für weiter Klöster wie, Seeon, Rott und Attel arbeiteten.

Ein zeitgenössischer Eintrag in den Kirchenrechnungen von Vogtareuth bezeichnet ihn als

„in der Mallerkhunsst sehr berimbt und (hat) an vorstandtne Ohrt vill schöne Mallerey verförttigt“.

Bedauerlicherweise ist die Auseinandersetzung mit dem Werk der beiden Künstler nach Bomhard (Kunstdenkmäler Landkreis Rosenheim, Band 2, 1955) nicht wesentlich weitergekommen. Einzig der „Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Landkreis Rosenheim, Band 12/I und 12/II, München 2006“ beschäftigen sich ausgiebig mit den beiden Künstlern.

Gerade die „Händescheidung“ in den Arbeiten beider Künstler liegt im Argen, da beide sehr eng miteinander gearbeitet haben, sich in ihrem Malstil anpassten und auch durch die –übliche- Nutzung von Vorlagen in der Druckgraphik sich auch in ihren Kompositionen sehr nahe waren.

Als Belegexemplar für den Stil von Carnutsch muss alleine das von ihm signierte Doppelporträt der Frauenchiemseer Äbtissinnen Scholastika Teresa von Perfahl und Maria Euphrosina von Ettenau gelten, das um 1700 entstand und dem als weitere Arbeit das Äbtissinnenporträt der Maria Abundantia Theresia von Griming nachfolgt (nach 1702).

Auf Grund dieser beiden Bilder lassen sich weitere Werke als eigenhändige Arbeiten Carnutschs erschließen.

Sehen wir die Arbeiten der beiden Künstler einmal durch –viele religiöse Bilder sind noch nicht erfasst- so lässt sich feststellen –anders als bisher angenommen-, dass Carnutsch wohl der Begabtere war und sich in seinem Stil der italienischen Barockmalerei näherte, während Eder eher dem kleinteiligen Stil der Tiroler Barockkunst anhing. Letzteres ist auch in den (schlecht erhaltenen) Deckenbilder von 1695/96 in der Stiftskirche von Herrenchiemsee, die Eder zum größten Teil alleine schuf, zu sehen.

„Carnutsch und Eder haben über 30 Jahre den Chiemgau künstlerisch beherrscht“ (Peter von Bomhard, aus:  Prien am Chiemsee –Ein Heimatbuch, Prien, 1958).

Jacob Carnutsch

 

1        Hl. Sieben Zufluchten

Bozetto zu einem Altarbild

Öl auf Leinwand um 1690

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

2       Epitaph (Stifterbild) der Aschauer Wirtsfamilie Thomas Mayr

Öl auf Kupfer um 1700

Kath. Pfarrkirchenstiftung Aschau im Chiemgau

 

3       Porträt des Grassauer Pfarrers Mattias Winkler

Öl auf Leinwand um 1700

Kath. Pfarrkirchenstiftung Grassau

 

 

 

Die Malerfamilie Tiefenbrunner

Joseph Tiefenbrunner

(6.3.1709 Prien – 27.4.1787 Prien)

Franz Xaver Tiefenbrunner d. J.

(30.11.1736 Prien – 1777/79 Prien)

 

Die Malerwerkstatt der Tiefenbrunner, die in Trautersdorf bei

Prien über 100 Jahre bestand, geht auf den Maler Hanns Schmidt zurück, der 1661 das heutige „Schuster-Anwesen“ (heute: „Kastler“, Trautersdorf 1) erwarb. Seine Tochter Maria heiratete 1705, nach dem Tod des Vaters, Franz Xaver Tiefenbrunner d.Ä. womit der Name Tiefenbrunner auf das Haus kam. Beide, Schmidt und Franz Xaver d. Ä. waren vor allem als Fassmaler und Vergolder tätig. Künstlerische Bedeutung erlangten sie nie.

Erst der 1709 geborene Joseph Tiefenbrunner erlangte einige Bedeutung als Künstler und Kirchenmaler. Über seine Ausbildung ist wenig bekannt. Er lernte wohl bei seinem Vater, dürfte aber auch anderweitig seine künstlerische Ausbildung erhalten haben.

Ab 1737 ist er in den Chiemgauer Kirchenrechnungen zu finden. Seine erst bedeutendere Arbeit sind die drei Deckenbilder in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Hirnsberg von 1743. Die Ausmalung der Kirche von Greimharting aus dem Jahr 1758 fiel im 19. Jahrhundert dem Übereifer eines Priener Geistlichen zum Opfer. Dagegen weitgehend im Original erhalten hat sich die Ausmalung der Kreuzkapelle in Niederaschau, die insbesondere auch durch ihre leuchtende Farbigkeit besticht.

In jüngster Zeit konnte Joseph Tiefenbrunner auch die –insbesondere topographisch bedeutende- Wandmalerei im Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee mit der Ansicht des Klosters zugewiesen werden.

Seine erhaltenen Tafelbilder zeugen von einer durchaus perfekten Beherrschung der Malkunst.

Joseph Tiefenbrunner und seine Familie erlebten den   wirtschaftlichen Niedergang im Kunstbetrieb des späten 18. Jahrhunderts der in Folge ein Leben in großer Armut bewirkte. 1771 musste das Anwesen verkauft werden.

Sein Sohn Franz Xaver Tiefenbrunner d. J., geboren 1736, der noch vor seinem Vater verstarb, konnte dessen Bedeutung nicht erlangen. Er ist heute vor allem durch seine –wenigen- erhaltenen sog. „Lüftlmalereien“ bekannt.

Dennoch schuf auch er Deckengemälde in Kirchen, so 1764 in St. Florian, 1765 in St. Salvator. Beide Arbeiten sind weitgehend zerstört. Einzig die Ausmalung der Kirche von Thalkirchen bei Hirnsberg mit Darstellungen aus dem Leben des Hl. Andreas zeugt von seinem Können.

„Sie waren keine anspruchsvollen Künstler, sondern naiv-fröhliche Dekorateure, weit eher das, was man früher mit einem etwas geringschätzigen Ausdruck als „Bauernmaler“ zu bezeichnen pflegte. Gerade diese volkskunsthaften Züge verleihen ihren Werken aber vielfach einen eigenen Reiz, zu dem die unfehlbare Wirkung der Dekorationskunst des Rokoko das Ihre beiträgt.“ (Peter von Bomhard, aus:  Prien am Chiemsee –Ein Heimatbuch, Prien, 1958).

 

Joseph Tiefenbrunner d. Ä.

 

4/5   Jesus und Maria

Öl auf Leinwand  um 1740

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

6       Anbetung der Hl. Drei Könige

Öl auf Leinwand  um 1750

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

7       Votivtafel St. Salvator bei Prien

Öl auf Holz 1783

Privatbesitz

8       Votivtafel Annakapelle Griebling

Wolfgang Rothmayr

Öl auf Holz 1780

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

 Franz Xaver Tiefenbrunner d.J.

 

9/10  Mater Amabilis

Jesus Amabilis

Öl auf Leinwand  um 1770

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

11        Gnadenstuhl

Fresko  vom Neidl-Hof in Prien- Osternach

um 1770

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

12        Fensterumrahmung

Fresko  vom Neidl-Hof in Prien- Osternach

um 1770

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

 

Die Malerfamilie Furtner

Benedikt Furtner d. Ä.

(9.6.1764 Frauenchiemsee – 24.7.1858 Prien)

Benedikt Furtner d. J.

(23.2.1825 Prien –1.5.1885Prien)

 

Die Kunstsammlung der Marktgemeinde Prien bewahrt den privaten künstlerischen Nachlass der Künstlerfamilie Furtner, die seit 1819 durch Einheirat in in Prien (heute: Bernauer-

straße 8) ansässig war.

Der erste Priener Vertreter dieser Malerfamilie war Benedikt Furtner d. Ä., Sohn des Frauenchiemseer Malers Franz Sales Furtner (1740-1806) und Enkel, des ursprünglich aus Tuntenhausen stammenden, Balthasar Furtner (um 1710-1764), dem bedeutendsten Künstler dieser Familie, der seit 1752 auf der Insel ansässig war.

Wie sich erst bei der Sichtung des Nachlasses ergab, war auch dessen Sohn, Benedikt Furtner d. J., künstlerisch tätig (Peter von Bomhard ging 1958 nur von einer Künstlerpersönlichkeit aus). Auf der Reproduktion einer Bildnisfotografie wird er als „Maler der Akademie“ bezeichnet. Ein entsprechender Eintrag konnte jüngst gefunden werden. So ist er am 23.4.1841 im Alter von 16 Jahren unter der Matrikelnummer 3190 im Fach Malerei an der Münchner Akademie aufgenommen worden. Als Beruf seines Vaters gibt er „Maler“ an. Wie lange und bei wem erdort studierte ist nicht bekannt.

Anlässlich der Ausstellung konnten die beiden Werkkomplexe auseinanderdividiert werden. So sind von dem älteren Furtner nur zwei Selbstporträts sowie ein Porträt seiner Gattin vorhanden, dazu einige Zeichnungen, von seinem Sohn zwei Ansichten von Prien, ein Porträt seiner Gattin sowie einige religiöse Arbeiten, die jedoch in künstlerischer Hinsicht stark divergieren.

Größere Bedeutung konnten beide Künstler im Gegensatz zu ihren Vorfahren nicht erreichen.

Ist Benedikt Furtner d. Ä. wohl vermehrt als Fassmaler und Vergolder greifbar, nebenher betrieb er auch einen Kramerladen, so scheint sein Sohn auch Bilder für die Kirche geschaffen zu haben, wie die „Verkündigung Mariä“ im Nazarenerstil aus der Pfarrkirche Prien nahelegt.

Natürlich sind Arbeiten dieser Art bisher kaum von der Kunstgeschichte erfasst. Die Landschaften des Letzteren zeigen ihn „als typischen Meister der der Biedermeierzeit

(Peter von Bomhard, aus:  Prien am Chiemsee –Ein Heimatbuch, Prien, 1958).

 

Benedikt Furtner d. Ä.

 

13        Selbstporträt

Öl auf Papier um 1795

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

14        Porträt von Benedikt Furtner im Alter von 40 Jahren

Öl auf Leinwand

sign. Hickl 1814

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

15        Selbstporträt

Bleistiftzeichnung um 1730

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

16/17  Selbstporträt und Porträt der Gattin

Anna Maria Lobendank (1788-1834)

Öl auf Leinwand  um 1830

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

18         Bacchus und Hund

Farbig lavierte Federzeichnung um 1790

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

 

19         Sokrates

Lavierte Federzeichnung um 1790

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

20         Merkur

Aquarell um 1790

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

Benedikt Furtner d. J.

 

21          Porträt der Gattin des Künstlers

Anna Maria Estermann (1828-1859)

Öl auf Leinwand 1850

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

Faksimile/ Das Original findet sich im Trachtenzimmer

 

22/23   Altarpyramiden Jesus und Maria

Öl auf Leinwand um 1850

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

24          Muttergottes

Öl auf Leinwand  1843

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

25         Letztes Abendmahl

Öl auf Leinwand 1849

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

 

26         Aloisius von Gonzaga

Öl auf Leinwand 1840

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

27         Blick auf Prien

Öl auf Karton 1841

Kunstsammlung Markt Prien/ heimatMuseum

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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