Wie gelingt den Unterfranken, eine so große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Natürlich! Sie spielen ihren höchsten Trumpf aus: die Kerwa!
Landauf, Landab geliebte und gelebte Tradition: die Kerwa, Kärm oder Kermes. Wie auch immer sie genannt wird, ein Markenzeichen der Region, gelebtes Brauchtum, mit Herzblut verbunden Heimatliebe und nicht zu vergessen, kulinarische Spezialitäten. Die hohe Kunst, all diese Traditionen aus ganz Unterfranken an einem Abend zu präsentieren, ist dem Trachtenverband Unterfranken meisterhaft gelungen. Eine Glanzleistung, den auswärtigen Gästen so die Heimat zu präsentieren. Da war selbst den Einheimischen Wasser in den Augen anzusehen. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, er trägt mit Stolz seine Fränkische Tracht, braucht nicht viel Grußworte, um auszudrücken, was Heimat für ihn bedeutet. Und auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm bringt die Freude auf einen Nenner, wenn sie bekundet, „Heimat ist dort, wo die Seele wohnt“. Gern gesehene Gäste bei den Trachtlern auch die stellvertretende Landrätin Christine Bender und Bundestagsabgeordnete Dr. Anja Weißgerber.
Auch wenn der 1. Gauvorsitzende OLiver Brust eingangs noch scherzt, wie wichtig es dem Franken sei, er ist kein Bayer, bleibt doch Spielraum für beide, für gegenseitige Hochachtung. „Länderübergreifende“ herzliche Freundschaften ins tiefe Bayern seitens der Unterfranken ist spürbar, das ist auch für den 1. Vorsitzenden des Trachtenverbandes Unterfranken Max Bertl Ehrensache. Er, Bertl, und die Gästeschar aus ganz Bayern fühlen sich sichtlich wohl im nördlichen Teil des Freistaates. Jetzt können die Unterfranken punkten.
Aber nun der Reihe nach: Die Geldersheimer beginnen die Kirchweih mit einer Weinprobe, welche Wein zum Kerwa-Wein gekürt wird. Der Baum aufgestellt, in Gochsheim und Sennfeld, dieser wird in voller Pracht in den Saal getragen auf aufgestellt. In Sennfeld geht’s weiter mit dem „Gänsdreckles aushätschen“, was nix andere heißt, als dass die jungen Mädli der Plan säubern tun. Gut fürs Hintergrundwissen, die erklärenden Worte von Moderator Georg Huppmann, kein zweiter hätte das besser gekonnt.
In Nordheim dürfen die Buben nun losen, mit welchem Mädle sie den Kirchweihtanz bestreiten. Röthlein, Geldersheim und Gochsheim warten mit einer Plan Tour auf und einem Zipferle. Der Hammeltanz in Geldersheim darf hier natürlich nicht fehlen. In Abtsroda wird der „Ploatzknecht“ mit Eimer und Würfel „ausgewürfelt“. Die Fackelträger und Pioniere der Sommerhäuser können mit einem Fackelzug aufwarten, Genial, was hier passiert auf engstem Raum, die Fackeln brennen, Licht wird gedimmt, die Nacht beginnt und Ruhe kehrt ein. Es ist Sonntag geworden, innerhalb von Minuten. Mit einem Weckruf der Trommler beginnt der neue Morgen, Trommler marschieren ein ohne Musik, Gänsehautfeeling. Abtsroda tut jetzt seinen Kirchweihbaum versteigern. Herz, was willst du mehr, die Fränkische Operette ist geboren, vielleicht nicht nur ein Debüt.
Text und Fotos: Barbara Göbel – Pressewart Trachtenverband Unterfranken