Wenn der Parkplatz vor der Festhalle mit Geländewagen verstopft ist, weiß man in Aschau: es ist Hegeschau! Zum 21. Mal kamen die Jäger der Hegeringe III bis VI aus dem südlichen Landkreis in Aschau zusammen und zeigten an den Stellwänden die Trophäen der Jahre 2023/2024. In allen Revieren der vier Hegeringe wurden die vorgesehenen Abschusszahlen an Rehen und Gämsen erfüllt, beim Rotwild nur knapp verfehlt. 1300 Füchse und knapp 400 Dachse wurden im vergangenen Jagdjahr erlegt; das soll unter anderem dazu beitragen, „damit die Feldhasen und die Bodenbrüter-Vögel überhaupt wieder eine Chance haben, sich zu vermehren“. Die Abschusszahlen beim Federwild sind konstant. Die Bejagung der Elstern, Eichelhäher und Rabenkrähen führten immer noch nicht zu den gewünschten Erfolgen, nach wie vor plündern sie in vielen Revieren die Nester der Singvögel. Das Schwarzwild stellt noch keine echte Größe in den vier Hegeringen dar, lediglich zwei Abschüsse wurden gemeldet.
Der Vorsitzende der Jägervereinigung Rosenheim Jakob Hündl hatte alle nach Aschau eingeladen, die im Landkreis und darüber hinaus in irgendeiner Weise mit Jagd und Wild, mit Forst und Bäumen zu tun haben – und alle kamen. Er rief die Jägerschaft in der gut besuchten Aschauer Festhalle zu einer guten Kommunikation zwischen Jägerschaft und Grundbesitzern auf. Hündl zeigte kein Verständnis dafür, dass Hirsch, Gams und Reh bei Verbissschäden sofort zu Schädlingen erklärt, zum Tode verurteilt und gnadenlos verfolgt würden, während der Biber doch erheblich mehr Schäden im Baumbestand anrichte und dafür noch gefeiert werde. Er wurde dabei vom Abgeordneten Sepp Lausch unterstützt: „Wenn es Wildverbiss gibt ist das ärgerlich und man muss Gegenmaßnahmen ergreifen, Biberschäden muss man einfach so hinnehmen, erklären die Behörden und Berater. Wir werden uns darum kümmern, können aber nichts versprechen“.
„Die Verbissschäden halten sich in diesem Jahr in Grenzen, der milde Winter hat dafür gesorgt, dass das Wild auch außerhalb des Waldes etwas zu fressen fand“, so Landrat Otto Lederer in der Aschauer Festhalle. „Die Anwesenheit so vieler Sachverständiger hier in der Halle zeigt, dass die Hegeschau etwas ganz besonderes ist. Jagd ist nicht irgendeine Freizeitbeschäftigung sondern eine Notwendigkeit. Der Landrat begrüßte es, so viele junge Jäger im Plenum zu sehen, Jagd liege anscheinend im Trend, obwohl die Anforderungen an das grüne Abitur enorm seien. Lederer kritisierte das Freizeitverhalten mit immer mehr Joggern, Mountainbikern und Hundebesitzern in den Wäldern und auf den Bergen. Vor allem nachts müsse einmal Ruhe in Feld und Flur einkehren. Er forderte einen zukunftsfähigen Wald mit einem angemessenen Wildbestand. Dabei attestierte er den versammelten Jägern Naturschützer zu sein. Besonderes Augenmerk sei auf den Erhalt des Bergwaldes zu richten, sollten sich die Verhältnisse weiter verschlechtern könne der Wald seine Schutzfunktion nicht mehr wahrnehmen.
Bürgermeister Simon Frank bedauerte, dass es in den letzten Wochen und Monaten auf der Straße zwischen Aschau und Sachrang zu mehreren Unfällen mit Hochwild gekommen sei. Hirsch, Gams, und Reh hätten in ihren angestammten Revieren keine Ruhe mehr, seien dem ständigen Freizeitdruck ausgesetzt und wechselten vermehrt über die Straßen in scheinbar ruhiges Gebiet. „Ihr macht die Arbeit in den Revieren“, bedankte er sich bei den Jägern, „ihr seid immer vorne dran und dem Druck der Öffentlichkeit ausgesetzt“.
Jakob Hündl erinnerte daran, dass die Saison für die Rettung der Rehkitze bereits angelaufen sei. Vier junge Jäger aus der Region haben sich zusammengefunden, um mit Wärmebilddrohnen die Wiesen vor der Mahd nach Kitzen abzusuchen. „Es ist nicht selbstverständlich, über Wochen hinweg jeden Tag ab vier Uhr mehrere Stunden zum Schutz der Wildtiere unterwegs zu sein und anschließend weitere acht Stunden in die Arbeit zu gehen“. Die Kitzretter sind für Landwirte und Jäger per mail kitzrettung@bjv-rosenheim.de oder per Whats App unter 0151-56934534 erreichbar.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg – Der Vorsitzende der Jägervereinigung Rosenheim Jakob Hündl (rechts) mit den Ehrengästen bei der 21. Hegeschau der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis Rosenheim in der Aschauer Festhalle.
Die Bläsergruppe bei der 21. Hegeschau der Hegeringe III bis VI aus dem Landkreis Rosenheim in der Aschauer Festhalle.