„Hart in der Sache, aber fair im Umgang“ – Mit dieser Losung für den Umgang mit den erschienenen Politikerinnen und Politiker und Verbandsvertretern begrüßte Josef Glatz, der 1. Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Almhauptbegehung, die in Oberammergau ausgerichtet wurde.
Bürgermeister Andreas Rödl hieß die über 500 Teilnehmer in seiner Gemeinde willkommen und wies auf das besondere Problem der Betriebsübergänge auf die nächste Generation hin, die er aus seiner Sicht als gefährdet sieht, wenn die Almen nicht besonders geschützt werden. Landrat Anton Speer formulierte prägnant, „wenn die extensive Weidehaltung endet, endet auch die Almwirtschaft.“ Er sieht speziell die kleinen Betriebe besonders gefährdet durch das neue Tierschutzgesetz mit den Regelungen zur Anbindehaltung und der nicht zufriedenstellend geklärten Frage des Umgangs mit den großen Beutegreifern.
Pfarrer Albert Hack schickte dann die angereisten Almbauern, Almbäuerinnen, Politiker und Politikerinnen und Vertreter von Ministerien und Verbänden mit dem gemeinsam gesungenen Andachtsjodler und Gottes Segen auf die Wanderung über die Aiplealm zur Soilaalm. Die Organisatoren hatten eine durchaus anspruchsvolle Route mit einer Gehzeit von 5 Stunden geplant, in denen über 600 Höhenmetern und über 12 Kilometer zu bewältigen waren. Von den politischen Spitzenvertretern durchwanderten Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Bundesumweltministerin Steffi Lemke die gesamte Strecke.
Auf dem Weg zu den Almen ergaben sich viele Gelegenheiten zu persönlichen Gesprächen. Gefragt, was ihr für diesen Tag als Botschaft besonders wichtig sei, antwortete die neugewählte EU-Abgeordnete und Landesbäuerin Christine Singer: „Wir dürfen in den Themen nicht so weitermachen, wie bisher.“ Als Beispiel dafür nannte sie die Verordnung für eine entwaldungsfreie Lieferkette EUDR, die vielleicht für einige Regionen passt, aber auf keinen Fall für das gesamte Gebiet der EU. „Außerdem bin ich dankbar, dass die Hauptalmbegehung mit Gottes Segen begonnen hat.“
Dann führte der Weg weiter zur Soilaalm, unterwegs verdunkelte sich der Himmel und er begann kräftig zu regnen. Nach der Mittagsrast und abschließend im Zelt an der Talstation ergriffen die politischen Spitzenvertreter das Wort und es kam zu dem erwarteten Schlagabtausch zwischen Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu den Themen Beutegreifer und Anbindehaltung. Bundesumweltministerin Lemke versprach, sich auf EU-Ebene für einfachere Genehmigungen zum Abschuss gefährlicher Wölfe einzusetzen. Sie betonte die Notwendigkeit von Schnellabschüssen in Wolfsgebieten mit hoher Dichte und forderte die Bundesländer auf, bestehende Regelungen zu nutzen.
Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger und Agrarministerin Kaniber kritisierten dagegen die mangelnde Umsetzung und forderten ein Wolfsbestandsmanagement. Kaniber verwies auf die wachsende Wolfspopulation und deren negative Auswirkungen auf Almwirtschaft und Biodiversität und forderte die Bundesregierung auf, den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs festzustellen und den Schutzstatus international zu senken.
Die geplante Novelle des Tierschutzgesetzes, die die Anbindehaltung von Rindern einschränken soll, wurde ebenfalls diskutiert. Kaniber forderte die Rücknahme der Gesetzesänderung, da sie die Existenz vieler Bergbauern und den Tourismus bedrohe.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner betonte die Leistungen und die Bedeutung der Almwirtschaft für Kultur und Tourismus und dankte den Almbauern und Almbäuerinnen für ihre unermüdliche Arbeit.
Bericht und Fotos: (Fritz Lutzenberger)