Seit vielen Wochen ausverkauft war die Harfenmatinée mit der Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn im Bibliothekssaal des Alten Schlosses auf der Herreninsel, dem wunderschönen Barocksaal des Augustiner Chorherrenstifts, der früher nur den geistlichen Chorherren offen stand und zu dem die Öffentlichkeit auch heute nur zu seltenen Anlässen Zutritt hat (außerdem nur knapp 80 Personen). So war der Saal wie geschaffen für eines der letzten Konzerte des Musiksommers zwischen Inn und Salzach in diesem Jahr.
Dessen Motto ist seit seiner Gründung in 1976 der Dreiklang zwischen historisch schöner Umgebung, ausgesucht schöner Musik und hervorragenden Interpreten, wie Traunsteins Altoberbürgermeister Christian Kegel, einer der Vorstände des Musiksommers, bei der Begrüßung erklärte. Silke Aichhorn „eine Künstlerin von Weltrang“, bezeichnete er als eine der bekanntesten und aktivsten europäischen Harfenistinnen, Dozentin weltweiter Meisterkurse sowie Jurorin bei internationalen Harfenwettbewerben.
Ein unglaublich abwechslungsreiches Programm von Alphonse Hasselmans´ (1845 bis 1912) „La Source“, opus 44, über Bedrich Smetanas „Die Moldau“ in der Harfenversion des tschechischen Harfenisten Hanus Trnecek (1824 bis 1914) oder Tschaikowskys „Der Schwan“, adaptiert für Harfe aus seinem Ballett „Schwanensee“, machte den Zuhörern die ganze Bandbreite des unwahrscheinlich vielfältigen Instruments, der Harfe, deutlich. Sie vermag nahezu alle Stimmen eines Orchesters nachzuahmen und oftmals selbst wie ein ganzes Orchester zu klingen. Als Moderatorin führte Silke Aichhorn dazu mit Charme, viel Wissen, authentisch und locker durch das Programm, so dass schnell eine fast familiäre, gelöste Atmosphäre unter den Zuhörern entstand. Aichhorn erklärte dem Publikum zudem den enorm komplizierten technischen Aufbau einer Konzertharfe, die mit vier Fingern beider Hände und zwei Füßen gleichzeitig gespielt wird – ein 40 Kilo schweres Instrument bei dem jedes Kilo etwa 1300 Euro kostet. Das Instrument werde – anders als bei einer Violine – im Laufe der Jahre nicht besser, sondern „je älter desto schlechter“, so dass sie alle etwa sieben Jahre eine neue Konzertgitarre anschaffen müsse. Silke Aichhorn ist immer daran interessiert, einem breiten Publikum auch unbekannte und moderne Stücke für Harfe bekannt zu machen: Zauberhaft klangen die „Haikus for the harp“ von der 1950 in Neuseeland geborenen Susan Mc Donald – die die japanische Gedichtform, bestehend aus drei Sätzen mit fünf, sieben und wieder fünf Silben, musikalisch nachahmt. Unwahrscheinliche Laute brachte die Harfe auch bei dem Stück „ Life is flashing before my eyes“, von dem Norweger Uno Alexander Vesje, Jahrgang 1989, hervor – aus einer Flashbox und Smartphone wird eine zweite Harfenstimme, elektronisch verfremdet zugefügt. Wahrlich musikalische Poesie dann wieder bei Peter Tschaikowskys „Blumenwalzer“ aus der „Nußknackersuite“, von Aichhorn selbst von der Orchesterversion für Harfe umgeschrieben.
Um das variationsreiche Programm zu beenden und die überwältigend virtuose Art des Spiels von Silke Aichhorn vollends unter Beweis zu stellen, folgten als Zugaben noch der „Alla Turca Jazz“ von Fazil Say nach Mozarts berühmtem Türkischen Marsch und schließlich die „Baccarole“ von Jaques Offenbach. Die Begeisterung des Publikums kannte keine Grenzen, so dass zahlreiche Tonträger und auch unterhaltsame Geschichtenbüchlein über die Harfe von Silke Aichhorn Abnehmer fanden. Ein unvergessliches Konzerterlebnis an einem strahlenden Sonnentag auf dem Chiemsee.
Bericht und Foto: Christiane Giesen – Im Bibliothekssaal des Augustiner Chorherrenstifts spielte und moderierte die Harfenistin Silke Aichhorn.