Drei weitere bayerische Kommunen wurden heute von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt und dem Amtschef des Bayerischen Bauministeriums, Ministerialdirektor Dr. Thomas Gruber, mit dem staatlichen Gütesiegel „Flächenbewusste Kommune“ ausgezeichnet: Ebermannstadt, Bubenreuth und Unterwössen. Mit dem Gütesiegel würdigt die Bayerische Staatsregierung Städte, Gemeinden und interkommunale Allianzen, die sich in besonderem Maße um den Schutz der wertvollen Ressource Boden verdient machen. Die neuen Preisträger zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie ein aktives Flächenmanagement betreiben und innovative Konzepte und Maßnahmen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs anwenden.
Umweltminister Glauber: „Boden ist die Grundlage unseres Lebens. Boden ist nicht vermehrbar. Der Schutz von Böden und Flächen hat deshalb herausragende Bedeutung. Auf Böden wächst unsere Nahrung und entwickeln sich unsere Ökosysteme. Sie speichern CO2 und Wasser und ermöglichen Biodiversität. Flächensparen ist der zentrale Schlüssel, um kostbaren Boden und unsere einzigartigen Landschaften zu erhalten. Unser Ziel ist, den Flächenverbrauch in Bayern in Partnerschaft mit den Kommunen zu senken. Flächenschutz geht nur gemeinsam. Wir brauchen kluge Lösungen, damit die Kommunen ihre Entwicklungschancen nutzen und gleichzeitig Flächen schonen können. Entsiegelung, Flächenrecycling und die Belebung von Ortskernen können zu einer besseren Flächennutzung beitragen. Die ausgezeichneten Kommunen sind dafür großartige Ideengeber.“
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter: „Die Begrenzung des Flächenverbrauchs ist eine große Herausforderung. Es ist unsere Aufgabe, die Umwelt zu schonen und die Lebensgrundlagen zu bewahren. Gleichzeitig braucht Bayern mehr bezahlbaren Wohnraum und Spielräume für Wirtschaft und Infrastruktur. Die Lösung heißt deshalb ‚qualitätsvolles Wachstum‘! Wir müssen hin zu einer Mehrfachnutzung von Flächen und der Entwicklung von Ortskernen und Dorfzentren. Wir unterstützen die bayerischen Städte, Märkte und Gemeinden dabei mit Fördermitteln und Beratungsangeboten. Die heute ausgezeichneten Kommunen sind hier große Vorbilder! Sie alle haben zum Beispiel die Städtebauförderung genutzt, um die Innenentwicklung voranzutreiben und so Flächen zu sparen.“
Wirtschaftsstaatssekretär Gotthardt ergänzte: „Flächensparen ist kein Selbstzweck. Vielmehr versuchen wir die vielen unterschiedlichen Interessen bestmöglich in Einklang zu bringen – und zwar in einem offenen Dialog. Der Flächenverbrauch kann nicht von oben für ganz Bayern gesteuert werden. Deshalb suchen wir bewusst den engen Austausch mit den Kommunen. Nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern kommen wir voran und sparen Fläche. Die Preisträger machen es vor. Mit Eigeninitiative schaffen sie vor Ort Bewusstsein und motivieren mit vorbildlichen umgesetzten Maßnahmen auch andere Kommunen.“
Informationen zu den Preisträgern:
Stadt Ebermannstadt, Landkreis Forchheim, Oberfranken
Zu den erklärten Zielen des Mittelzentrums Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz gehören eine nachhaltige Siedlungs- und Flächenentwicklung, die Deckung des Bedarfs an Wohnbauflächen und sozial gerechte Bodennutzung bei besonderem Augenmerk auf den Erhalt einer lebendigen Innenstadt. Ein sorgfältiger und sparsamer Umgang mit Grund und Boden ist daher erklärtes Ziel der Stadt Ebermannstadt. Ebermannstadt hat dazu in den Jahren 2014/2015 eine Strategie nach dem Grundsatz „Innen vor Außen“ erarbeitet, im Zusammenwirken von Stadtrat, Verwaltung, Bürgerschaft und Nachbarkommunen. Am Anfang stand der Aufbau eines städtischen Immobilienmanagements. Es folgte ein Grundsatzbeschluss zu einem Baulandmodell und die Installation eines Zentrenmanagements. Mit Bebauungsplänen der Innenentwicklung wurden brachliegende innerstädtische Flächen für den Wohn- und Gewerbebau aktiviert. Im Ergebnis konnten Potentiale der Innenentwicklung durch Nachnutzung, Umbau und Sanierung von Leerständen, auch von städtischen Liegenschaften, genutzt werden. Der Bau zentrumsnaher Einkaufsmöglichkeiten hat Synergieeffekte für die Innenstadt. Ein neues Baugebiet wird aktuell nach dem Baulandmodell erschlossen. Brachliegende Areale werden einer Nutzung zugeführt, unter anderem durch die Schaffung von Baurecht für ein „Generationenquartier“ mit stationärer Pflege, ambulant unterstütztem Wohnen für Menschen mit Behinderung, Kinderkrippe und Kindergarten.
Gemeinde Bubenreuth, Landkreis Erlangen-Höchstadt, Mittelfranken
Bubenreuth ist dank seiner Lage und Infrastruktur ein beliebter Wohnort. Um die hohe Lebensqualität zu erhalten und weiterzuentwickeln sowie gleichzeitig die historisch gewachsene Ortsstruktur zu sichern, startete die Gemeinde 2015 den Ortsentwicklungsprozess „Bubenreuth 4.0 mit integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept“. In einer intensiven Bürgerbeteiligung beispielsweise mit Bürgerforen wird die weitere Ortsentwicklung regelmäßig thematisiert. Die Gemeinde erfasste 2021 Baulücken- und Leerstände. Ziel war es, Baulücken zu schließen, die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort langfristig zu erhalten und die Grundstücksnutzung zu unterstützen. Kommunale Förderprogramme zur gestalterischen Aufwertung von Anwesen, für Flächenentsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität sowie zur CO2-Einsparung in den Bereichen Mobilität, Wärme und Strom wurden aufgelegt. Durch die Aufstellung von Bebauungsplänen konnte eine im Innenbereich gelegene Brachfläche für Wohnbebauung wieder nutzbar gemacht werden. Für ein 5,6 Hektar großes Areal in der Ortsmitte wurde Baurecht für Geschosswohnungsbau geschaffen. Außerdem wurden neue Wohnungen errichtet, und es soll ein verkehrsberuhigtes Quartier mit Wohnungen, Wohnraum für „Leben und Wohnen im Alter“, Nahversorger, Bäcker/Café, Laden- und Praxisräumen entstehen. Mit finanzieller Unterstützung durch die Städtebauförderung wird eine ehemalige, teils denkmalgeschützte Hofstelle zum Kulturhof umgebaut. Nahe der S-Bahn-Haltestelle sind ein Parkhaus und eine Bike & Ride-Anlage entstanden.
Gemeinde Unterwössen, Landkreis Traunstein, Oberbayern
Ziel der Gemeinde Unterwössen ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Grund und Boden als begrenzter Ressource, das Entgegenwirken einer Zersiedelung in den Randbereichen von Ober- und Unterwössen, die Stärkung des Tourismus als wichtigem Wirtschaftszweig und eine nachhaltige Daseinsvorsorge für ortsansässige Familien. Nach Untersuchungen entstand ab 2016 das Konzept zur Flächen- und Ortsentwicklung und wurde 2017 in einem Grundsatzbeschluss der Gemeinde festgehalten. Die Ortsentwicklung wird so gesteuert, dass der Ortskern gestärkt wird, Flächeninanspruchnahme minimiert und Baulücken, Brachflächen und Leerstände aktiviert werden. So entstand auf einer zentralen Gewerbebrache in räumlicher Nähe zum Rathaus ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt mit bezahlbaren und geförderten Wohnungen für Menschen mit und ohne Behinderungen, mit Gemeinschaftsräumen, einer Praxis für Allgemeinmedizin und einem integrativen öffentlichen Café. Ein ehemaliges Hallenbad wandelte sich zum Bürgerhaus. Durch dessen umfassende Sanierung wurde ein gesellschaftlicher, kultureller und sozialer Mittelpunkt für Vereine und den Ort sowie das Achental geschaffen.
Weitere Informationen unter www.flaechensparen.bayern.de.
Bericht: Bayerisches Umweltministerium – Foto: Hötzelsperger – Gemeinde Unterwössen