Kultur

Gschwendlhofbauer-Bazi: Theater in Wildenwart

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Das Stadeltor müsste endlich gerichtet werden, aber sogar dafür bist du zu faul und zu blöd“ Opa Bartl, der alte Gschwendlhofbauer (Lambert Huber) ist gar nicht begeistert von dem Strizzi Sigi (Ludwig Freund), den seine Enkelin Gerdi (Liesi Irob) geheiratet hat. Sigi hat das Arbeiten wahrlich nicht erfunden und verbringt seine Zeit lieber mit zweifelhaften Amüsements in den entsprechenden Etablissements der Region, als sich auf dem Hof abzurackern. Das wenige vorhandene Geld schmeißt er mit beiden Händen raus und macht darüber hinaus Schulden bei zweifelhaften Freunden. Kein Wunder das es ständig abwärts geht mit dem Anwesen beim Gschwendlhofbauern. Opa Bartl ist dabei ganz krank geworden, kann aber nicht sterben, „solange der Lump noch auf dem Hof ist“. Er hat sich sein Bett in die Stube stellen lassen und lässt sich von Tochter Erna (Christine Gau) und Enkelin Gerdi verwöhnen – eine Paraderolle für den Erzkomödianten Lambert Huber, der das Bett während der gesamten Aufführung nur einmal ganz kurz verlässt. Das Bett ist die Kommandozentrale des Hauses und des Hofs, der alte Gschwendlhof Bazi redet dauernd vom Sterben, sieht und hört aber alles und zieht von seinem Bett aus gekonnt die Fäden, an denen das Schicksal aller hängt.

Besonders angetan hatte es den Besuchern bei der Premiere dieser Komödie von Ulla Kling im Saal der Wildenwarter Schlosswirtschaft vor allem Opa Bartl, dem man bedenkenlos abnimmt, dass er – auf offener Bühne – jederzeit sterben müsse, und sein Schulfreund Pfarrer Andreas (Georg Aicher), der einen Geistlichen verkörpert, der weder weltlichem Genuss in Form von Hochprozentigem noch finanziellem Segen für seine Kirche – auch wenn dieser ergaunert wurde – abgeneigt ist.

Alle anderen Darsteller und Darstellerinnen des Lustspiels spielten nicht, sondern lebten auf der Bühne, wie es in Wildenwart so üblich ist. Bartls Tochter Erna (Christine Gau) erlebt eine Achterbahn der Gefühle und ausgerechnet sie, die der Männerwelt schon abgeschworen hat, verfällt schließlich dem Charme ihrer Jugend- und Waldfestliebe Martin (Christian Stoib), dem es sehr schwerfällt, seiner Angebeteten seine Gefühle zu offenbaren. Erst durch Opa Bartls Initiative und dessen kompetente Ratschläge aus langer Erfahrung kann er das Herz von Erna erobern.

Während sich Erna neu verliebt, steht ihre Tochter Gerdi vor den Trümmern ihrer Ehe mit Sigi. Zunächst ist sie noch unsicher, ob ihre Ehe tatsächlich gescheitert ist, doch von Tag zu Tag wird es Gerdi mehr bewusst, dass ihr Gemahl tatsächlich ein nichtsnutziger Tagedieb ist. Auch Sigis Beteuerungen, er habe sich geändert, lassen sie nicht mehr davon abbringen, sich scheiden zu lassen. Sigi dagegen sucht Rat bei seiner Mutter Burgi (Rita Stoib), die ihrem Sohn empfiehlt, durchzuhalten und an die reich Erbschaft beim Ableben des alten Bartl zu denken. Bei jedem ihrer Auftritte hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.

Doch Sigi ist nicht zu helfen und zu raten: er gerät mit seinem Kumpanen Josch (Matthias Stoib) mehr und mehr auf die schiefe Bahn und wieder ist es Opa Bartl, der mit seiner Bauernschläue vom Bett aus alles in die richtigen Bahnen lenkt.

Es ist kein Wunder, dass beim Lustspiel „Gschwendlhofbauer-Bazi“, das sich die Theatergruppe des Wildenwarter Trachtenvereins in diesem Jahr ausgesucht hat in kürzester Zeit ein heilloses Durcheinander auf der Bühne herrscht und ernsthafte Verwicklungen zu erwarten sind.

Bloß gut, dass Theaterleiterin Sylvia Riepertinger alle Fäden gut in der Hand hat und alle Spieler ihre Rollen souverän beherrschen. Souffleuse Sabine Till gab alleine durch ihre Anwesenheit den Spielern den notwendigen Rückhalt. So zogen alle Akteure wieder ein Feuerwerk von Pointen auf der Bühne der Schlosswirtschaft durch, Letzte Frage: Musste er tatsächlich sterben der alte Hallodri Bartl? Das sollte sich jeder am besten selber anschauen, aber die letzten beiden Aufführungen sind bereits ausverkauft.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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