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Große Resonanz beim Erinnerungsprojekt „Die Rückkehr der Namenʺ

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Münchner Innenstadt stand am Donnerstagnachmittag und -abend ganz im Zeichen von „Die Rückkehr der Namen“ – dem großen Erinnerungs- und Demokratieprojekt des Bayerischen Rundfunks mit Unterstützung der Landeshauptstadt München. Allein die Abschlussveranstaltung am Odeonsplatz besuchten rund 4.800 Menschen. Tausende Interessierte informierten sich auch bereits am Nachmittag an verschiedenen Schauplätzen im gesamten Stadtgebiet, und etwa 3.700 Menschen sammelten sich am Königsplatz und legten gemeinsam einen ʺWeg der Erinnerungʺ vom Königsplatz über die Brienner Straße zum Odeonsplatz zurück.

Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 80 Institutionen, darunter der Bayerische Landtag, Wohlfahrtsverbände, Opfervereinigungen, Gedenkstätten, Kultureinrichtungen sowie Religionsgemeinschaften, Vereine und Schulen sowie rund 400 Einzelpersonen hatten Patenschaften für 1.000 verfolgte und ermordete Menschen aus dem Raum München übernommen. An verschiedenen Orten mit biografischen Bezügen wie den letzten Wirkungsstätten der Verfolgten erzählten die Patinnen und Paten ab 15.00 Uhr mit Erinnerungstafeln von deren Schicksal und luden Vorbeikommende zum Austausch ein. Um 17.00 Uhr legten die Teilnehmenden gemeinsam einen ʺWeg der Erinnerungʺ vom Königsplatz über die Brienner Straße zum Odeonsplatz zurück.

Hier fand um 18.00 Uhr eine große Abschlussveranstaltung mit Reden, Interviews, Filmen, Musik und einer Performance statt. Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, würdigte als Schirmherrin des Erinnerungs- und Demokratieprojekts die „symbolische Rückkehr von Tausenden Münchnerinnen und Münchnern, die zwischen 1933 und 1945 aus dem Stadtleben verdrängt wurden“. Sie rief dazu auf, sich „gegen den Schlussstrich, gegen das Vergessen, gegen die Angriffe auf unsere freiheitliche Demokratie, gegen Hass und Hetze, gegen Anfeindung und Ausgrenzung und gegen die Verächtlichmachung unserer demokratischen Institutionen und Verfassungsorgane“ zu wehren.

Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, Dieter Reiter, freute sich über die große Resonanz. „Die Rückkehr der Namen“ sei ein „Projekt der gesamten Stadtgesellschaft“ und „ein Erinnerungsprojekt, das würdiges Gedenken auf ideale Weise mit dem Appell für ein kritisches Gegenwartsbewusstsein verbindet“.

Die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Dr. Katja Wildermuth, betonte, es sei „gesetzlicher Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und ein Herzensanliegen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern“. „Die Rückkehr der Namen” wolle nicht nur erinnern: „Wir wollen auch alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich einzusetzen für Toleranz und Zivilcourage, wachsam und leidenschaftlich, für Mitmenschlichkeit und unsere Demokratie.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, bezeichnete „Die Rückkehr der Namen“ als ein „Aufbegehren der Mitte“, die Veranstaltung sende eine Botschaft „gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben in Deutschland“.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte: „Indem wir die Namen der Verfolgten, Deportierten und Ermordeten in ihrer Heimatstadt München ins Gedächtnis rufen, entreißen wir sie der Anonymität dieses unvorstellbaren Verbrechens.“

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch freute sich über „das fantastische Zeichen, dass so viele Menschen die Geschichte nicht vergessen. Dass sie sich die Mühe machen, die Gesichter und Namen der Opfer von damals wieder unübersehbar auf die Plätze dieser Stadt zu tragen.“

Weitere Gäste der Abschlussveranstaltung waren u. a. der stellvertretende Programmdirektor Kultur des BR, Projektinitiator und -verantwortlicher Andreas Bönte, die Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugen Dr. Eva Umlauf und Ernst Grube sowie Bruce Neuburger, Laura Becker und Dr. Aubrey Milunsky, drei Nachfahren des 1942 ermordeten Kaufmanns Benno Neuburger. Umrahmt wurde das Programm von der oberbayerischen Band Dreiviertelblut, dem Münchner Rundfunkorchester, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, der Musikerin Veronika Bittenbinder und ihrer Band sowie eine Schülerperformance des Münchner Gisela-Gymnasiums.

„Die Rückkehr der Namen“ – eine neue Form der Erinnerungskultur

„Die Rückkehr der Namen“ will mit neuen Wegen der Verfolgten des NS-Regimes gedenken, die eine Verbindung zur Gegenwart schaffen, und in der ehemaligen NS-ʺHauptstadt der Bewegungʺ ein deutliches Zeichen für Demokratie und eine offene Gesellschaft setzen. Delegationen aus Amberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg gaben dem Erinnerungs- und Demokratieprojekt eine gesamtbayerische Perspektive. Projektpartner des BR ist die Abteilung Public History München im Kulturreferat der Landeshauptstadt München, die die Schickale der Münchner Opfer des Nationalsozialismus dokumentiert und die Biografien für „Die Rückkehr der Namen“ zusammengestellt hat.

Umfangreiche Begleitung des Projekts in den Programmen des BR

ARD alpha übertrug die Abschlussveranstaltung live im TV ab 18.00 Uhr. Per Livestream war sie auf alpha.de, in der ARD Mediathek sowie bei BR24 Digital zu sehen.

Der BR begleitet das Erinnerungs- und Demokratieprojekt ʺDie Rückkehr der Namenʺ rund um den Projekttag mit einem umfangreichen Programmangebot in ARD alpha, dem BR Fernsehen und in seinen Hörfunkprogrammen. Die Abschlussveranstaltung und die meisten TV-Inhalte sind in der ARD Mediathek abrufbar.

Alle Informationen zum Erinnerungsprojekt auf der Landingpage

Die Landingpage br.de/rueckkehr-der-namen bietet ausführliche Informationen, die Biografien der Verfolgten, Testimonials, Hintergründe und weiterführende Beiträge. Sie steht über den 11. April hinaus dauerhaft zur Verfügung.

Bericht und Foto: Bayerischer Rundfunk


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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