Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava erhalten zum dritten Mal „Transboundary“-Zertifikat
Anlass zur Freude gibt es in den beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava: Die beiden Schutzgebiete sind mit dem „Transboundary“-Zertifikat ausgezeichnet worden, Europas wichtigstem Naturschutz-Gütesigel – und das bereits zum dritten Mal nach 2009 und 2015.
Coronabedingt konnte die übliche, offizielle Preisverleihung mit der Übergabe des Zertifikats noch nicht stattfinden. Dafür kamen die Glückwünsche per Post. „Die Neubewertung hat gezeigt, dass der gemeinsame Erhalt der Natur unabhängig von politischen Grenzen letztendlich zu einem besseren Schutzgebietsmanagement führt“, beglückwünschte EUROPARC-Präsident Ignace Schops die beiden Schutzgebiete. Dem Ziel, einen grenzüberschreitenden Urwald dort entstehen zu lassen, wo einst der Eiserne Vorhang Europa teilte, sei man in den vergangenen Jahren wieder einen Schritt nähergekommen.
Über die erneute Verleihung des Zertifikats freuen sich die Nationalpark-Leiter Dr. Franz Leibl und Pavel Hubený sowie die beiden für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit verantwortlichen Sachgebietsleiter Hans Kiener und Martin Starý sehr. „Die Auszeichnung bestätigt uns, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von großer Bedeutung ist und wir ganz gezielt an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten sollen“, so Dr. Franz Leibl. Der Bayerische Wald und der Šumava haben eine gemeinsame Natur und Geschichte. „Durch unsere Kooperation in den verschiedensten Bereichen – wie Forschung, Umweltbildung oder Tourismus – bringen wir Menschen und Natur zueinander.“ Dem kann Pavel Hubený nur zustimmen. „Dank Franz Leibl und seinem Team schaffen wir dies gut und ich bin überzeugt, dass trotz der Coronavirus-Probleme wir immer besser werden! Die Natur und ihre Prozesse kennen keine Grenzen und verbinden auch uns auf beiden Seiten unseres wunderschönen Gebirges. Ich fühle, dass es auch in den Augen und der Begeisterung der Besucher erkennbar ist.“
„Transboundary Parks“, also grenzüberschreitende Parks, dürfen sich nur Schutzgebiete nennen, die über Staatsgrenzen hinweg partnerschaftlich zusammenarbeiten und dabei die Standards der EUROPARC-Föderation erfüllen, die Mitglieder von hunderten Behörden und tausenden Schutzgebieten in 40 Ländern hat. Die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava etwa haben ihre grenzenlose Kooperation seit der ersten gemeinsamen Auszeichnung im Jahr 2009 in vielen Bereichen ausgebaut: Neben mehrsprachigen Multimedia-Ausstellungen im Hans-Eisenmann-Haus (Neuschönau), Waldgeschichtlichen Museum (Sankt Oswald-Riedlhütte) und Schloss Wolfstein (Freyung) sind grenzüberschreitende Wanderwege, etwa zwischen Finsterau und Bučina (Buchwald), entstanden.
Umweltbildungsexperten auf deutscher wie tschechischer Seite haben in den letzten Jahren neues Lehrer- und Schülermaterial entwickelt. Die Naturschutz- und Forschungsabteilungen beider Nationalparks arbeiten zusammen an Tier- und Pflanzenschutzprojekten und präsentieren ihre Ergebnisse auf gemeinsamen Konferenzen vor internationalem Publikum. Regelmäßige Arbeitstreffen von Mitarbeitern verschiedener Fachbereiche sind heute selbstverständlich geworden. Bei der erneuten Bewertung wurde besonders das gemeinsame, grenzüberschreitende soziookönomische Monitoring sowie die Beschäftigung von zweisprachigen Mitarbeitern positiv beurteilt.
Fünf weitere Jahre dürfen sich deshalb die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava nun mit dem Transboundary-Zertifikat schmücken – bis zur nächsten Beurteilungsrunde durch das grenzüberschreitende Steuerungs- und Evaluations-Komitee von EUROPARC. 23 Schutzgebiete in elf europäischen Ländern gehören aktuell zum „TransParcNet“, der grenzüberschreitenden Initiative von EUROPARC. In Deutschland tragen neben dem Bayerischen Wald nur noch der Nationalpark Sächsische Schweiz sowie der Naturpark Schwalm-Nette das Transboundary-Zertifikat.
Pressemeldung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald