Das Archiv des Erzbistums München und Freising baut sein digitales Archiv weiter aus und macht Unterlagen aus Kirchenbehörden, die vor der Neuordnung der bayerischen Bistümer der Erzdiözese Salzburg unterstanden, online nutzbar. In einem ersten Schritt können jetzt all diejenigen Salzburger Archivalien im Internet eingesehen werden, die mehrere Pfarreien oder pastorale Sachthemen betreffen. Dieser zunächst zur Verfügung gestellte Bestand „Salzburg“ umfasst 415 Nummern und beinhaltet unter anderem Visitationsprotokolle, Seelenstandsstatistiken und die Unterlagen der archidiakonalen Ehegerichte. Damit stehen der kirchen-, landes- und ortsgeschichtlichen Forschung wichtige Quellen zur Verfügung. Darüber hinaus sind aus dem Bestand der sehr umfangreichen Akten zu den einzelnen ehemals salzburgischen Pfarreien Findbücher für die Pfarreien mit den Anfangsbuchstaben A bis M verfügbar und die ersten bereits mit den digitalisierten Akten verknüpft. Bis Ende 2021 soll die Online-Präsentation das Ende des Alphabets erreichen. Dann folgen die Akten zu den aufgehobenen Klöstern und Stiften.
Bis zur Neuordnung der bayerischen Bistümer im Jahr 1821 unterstanden große Teile des heutigen Erzbistums München und Freising in kirchlicher Hinsicht dem Erzbischof von Salzburg. Dies betraf die bayerischen Gebiete rechts des Inns, darunter den gesamten Chiemgau. Im so genannten Rupertiwinkel und in der Stadt Mühldorf war der Salzburger Erzbischof auch Landesherr. Infolge der kirchenrechtlichen Unterstellung dieser Gebiete unter den Münchner Erzbischof wurden umfangreiche Aktenbestände mit Bezug auf die dortigen Pfarreien von salzburgischen Kirchenbehörden nach München übergeben. Sie stammen aus den Registraturen des Konsistoriums Salzburg, des Salzburger „Eigenbistums“ Chiemsee, der Archidiakonate Baumburg, Chiemsee und Gars sowie des Konsistoriums der Fürstpropstei Berchtesgaden.
Die sich aus der Digitalisierung ergebende neue Möglichkeit zu grenzüberschreitender Forschung begrüßt auch der Direktor des Archivs der Erzdiözese Salzburg, Thomas Mitterecker. Anlässlich der Online-Stellung der Archivalien würdigte er „diese Initiative der Münchner Kollegen, die den Blick über die heutigen Grenzen hinweglenkt und an unsere vielfältigen historischen Verbindungen erinnert“. Viele Salzburger Forscher würden den erleichterten Zugang zu den Unterlagen sicher gerne nutzen, so Mitterecker, „gerade wenn es um Pfarreien wie Laufen-Oberndorf geht, die 1821 geteilt wurden, oder um Familien, die dies- und jenseits der Grenze lebten“. Sogar zu den Kirchen der Stadt Salzburg gäben die in München verwahrten Unterlagen Auskunft. „Sie jetzt von überall aus einsehen zu können, ist in der aktuellen Situation geschlossener Grenzen doppelt wertvoll“, so Mitterecker.
Bericht und Foto: Erzbischöfliches Ordinariat