Grenzenlose Freiheit wünscht sich so mancher privat. Grenzen sind für Kommunen aber unerlässlich, regeln Zuständigkeiten und verlaufen oft seit Jahrhunderten durch die Prärie und nicht selten auf „wilden“ Wegen. Auf Einladung des Markts Bruckmühl, marschierte jetzt eine 20-köpfige Gruppe – mit Grenzpfosten, Schlegel und Kartenmaterial ausgestattet – vom Irschenberg über Mietraching zum B&O-Gelände und nach Oberadlfurt.
Diese Begehung findet nur etwa alle 20 Jahre statt. Mit von der Partie waren neben den beiden Liegenschaftsvertretern aus Bruckmühl und Bad Aibling, Markus Zehetmaier und Anna-Maria Rittner, Falk Brem vom Vermessungsamt, Feldgeschworene und Jäger dabei. Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter und Bad Aiblings Amtskollege Stephan Schlier stießen ebenfalls zur Runde. „Man sieht wie teils im Zickzack die Grenzen zwischen Bad Aibling und Bruckmühl verlaufen. Seit Jahrhunderten bestehen sie“, beschreibt Zehetmaier. Zusammen mit Rittner setzen die beiden auf ein gutes kommunales Miteinander und kurze Wege für Absprachen. Gemeinsam werden bei der Begehung Markierungen und Grenzsteine kontrolliert, Grenzen und deren Markierungen gesucht und gegebenenfalls Grenzpfosten aus Eichenholz erneuert sowie der Zustand des Waldes und der Flure erörtert. Umfassende Informationen über das Gemeindegebiet erhielten die Teilnehmer. Dies war erst der Auftakt. In den kommenden Jahren werden die Bruckmühler Gemeindegrenzen dann mit Vertretern aus Tuntenhausen, Baiern sowie dann Feldkirchen-Westerham und Irschenberg abgegangen. „Jedes Jahr soll ein Teilgebiet unter die Lupe genommen werden“, so Falk Brem vom Vermessungsamt. Er begrüßt diese Form der Begehung sehr. Ermögliche es doch genaue und tiefe Einblicke, ob Kartierungen stimmen und wie tatsächlich die Grenzverlauf-Situation ist. Über Ackerflächen, Asphaltstraßen, Forstwege, durch den Wald sowie durch Bäche und über Stock und Stein verlief die Strecke zuerst ins östliche Gebiet von Bruckmühl. Von Irschenberg über den Weiler „Westen“, Abel und Mainz vorbei ging es über Unterstaudhausen und Weiden gen Heufeld und von dort weiter bis nach Mietraching und Oberadlfurt. Dort stoßen die drei Gemeindegrenzen von Bruckmühl, Tuntenhausen und Bad Aibling aufeinander. Die Infrastruktur hatten die Teilnehmer dabei genau im Blick wie das Setzen neuer Grenzpfosten. „Manche waren nachzubessern und andere schlichtweg zu ersetzen“, so Zehetmaier. Rittner betont, dass es eine gute Gelegenheit ist, die Grenzen im Detail sowie die Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen: „Normalerweise kommt man an diese Flecken im Wald ja nicht hin.“ Bemerkenswert bei der Begehung waren unter anderem: eine ausgeprägte Bergwanderung mit steilen Abhängen sowie über Gräben und Bachläufe; ein außergewöhnlich großer Dachsberg, der laut Jägern über Jahrzehnte gebaut worden sein muss sowie über 100 Jahre alte Eichen und Buchen am Waldrand.
Die beiden Bürgermeister Richter und Schlier würdigten ausdrücklich den Tageseinsatz aller Beteiligten. „Das ist eine enorme Bereitschaft. Aber nur so haben wir die Grenzen und deren Zustände im Blick und können gegebenenfalls auch bei Problemfällen gemeinsam Lösungen erarbeiten“, so Richter und Schlier. Unisono betonen die beiden Rathauschefs auch, dass die Grenzen nur auf den Landkarten existieren würden. Es gehe beispielsweise darum, dass bei Grundstücken, die über beide die Gebiete gehen, bei Bauvorhaben beide Kommunen zu berücksichtigen sind.
Bericht: Markt Bruckmühl – Foto Mischi: Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier setzt den neuen Grenzpfosten und marschierte den zweiten Teil der Tour mit. Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter – zwischen zwei Terminen – diskutierte mit Falk Brem vom Vermessungsamt den genauen Standort. Foto 2 Seibeck: Querfeldein ging die Wanderung entlang der Grenze.