Grassauer Blechbläser voller Musizierfreude und Dankbarkeit an ihren Gründer – Exquisites Hörerlebnis bei Blechbläser-Kammermusik vom Feinsten – Musiksommer zwischen Inn und Salzach
Wegen des Regenwetters zwar nicht im Burghof, sondern in der Schulturnhalle, aber dennoch nicht weniger schön war das Konzert der Grassauer Blechbläser im Rahmen des Musiksommers. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Bratzdrum hörten die Besucher mit dem Programm „Meisterstücke – ein musikalischer Rückblick im Gedenken an Hans Josef Crump“ anspruchsvolle Blechbläser-Kammermusik in einer exzellenten Interpretation. Diese Hommage an Hans Josef Crump (1947-2022), dem Gründer und langjährigen Leiter der Formation zwischen 1980 und 2004 umfasste Werke verschiedener Stilrichtungen von der Renaissance bis zur Moderne. Das Ensemble, das zu den wichtigsten musikalischen Repräsentanten des Chiemgaus gehört, zog das Publikum vom ersten Moment an in seinen Bann.
Dank für die Leistung, diese Schulturnhalle als Konzertsaal herzurichten, sagte Bürgermeister Andreas Bratzdrum in seiner Begrüßung und überreichte Tanja Perseis vom Kulturbüro nach dem Konzert einen Blumenstrauß. Auch die langjährige Partnerin von Hans Josef Crump, Raimunde Bauer, wurde mit Blumen bedacht.Imposant und und mit strahlenden Klängen wurde der Abend mit „Spirit of Brass“ von Enrico Crespo (*1941) eröffnet. Der Klang sei das größte Anliegen von Hans Josef Crump gewesen, berichtete Moderator und Posaunist Johann Schmuck, der das Mikrofon immer wieder an Wolfgang Diem weiterreichte, der authentisch berichtete, wie das Bläser-Ensemble den damaligen Leiter der Grassauer Musikschule und des Ensembles erlebte. Sie erzählten von dem Erfolg des Posaunenensembles beim Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“, von den vielen Mundstücken, die Crump hinterließ, von der Instrumentenmanufaktur in Bremen, vor allem aber von Hans Josef Crumps Charisma.
Die Reise durch die Musikgeschichte begann mit Giovanni Gabrieli (1557-1612) und seiner „Canzon duodecimi toni à11“, einem Werk der Renaissance mit Doppelchörigkeit und typischen Verzierungen. Das Posaunenquartett aus Wolfgang Diem, Thomas Höger, Tobias Spörlein und Johann Schmuck ließ mit „Contrapunctus Nr. 9“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750) die Zeit ihres Anfangs aufblühen, als das Posaunenquartett seine ersten Erfolge verbuchte. Doppelchörigkeit war auch das Prinzip in Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Concerto a due Chori“ in F-Dur mit drei Sätzen. Die im Halbkreis aufgestellten Musiker vermittelten transparent und inspiriert die Botschaft der Komposition, vor allem auch durch die Dynamik, zum Beispiel in der leisen Wiederholung einer Passage als Antwort-Phrasierung mit Echo-Wirkung.
Ein weiterer Höhepunkt vor der Pause war das Capriccio für Alphorn und Blechbläser von Rainer Bartesch (*1964). Diese Komposition punktet mit wunderschönen Melodien im Alphorn, sowie durch Wechsel vom Zweier- zum Dreiertakt wie auch im Tempo und mit einem mitreißenden Groove im schnellen zweiten Teil. Eine außergewöhnliche Komposition stand nach der Pause mit „Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens“ von Richard Strauss (1864-1949) auf dem Programm. Das folgende Werk „Grassauer Zwiefacher“ sei von Jan Koetsier (1911-2006) für die Grassauer Blechbläser komponiert worden. Crump habe den Komponisten zu einem Probenwochenende eingeladen, worauf Koetsier so begeistert war, dass er das Stück für Crumps Ensemble geschrieben habe, so der Moderator. Nach den „Fünf Stücken für Blechbläser“ von Carl Orff (1895-1982) gab es bei Jim Parker (*1930) Dixie-Jazz mit Glissando und näselnde Trompeten mit Dämpfer. Die Sätze aus „Ein Londoner in New York“ mit den Titeln „Echtes of Harlem“, The Chrysler Building“ und „Central Park“ im Big Band Sound machten Lust auf Tanzen, und einer der Posaunisten wollte nicht aufhören, bis ihm Wolfgang Diem Spaßes halber mit dem Dämpfer drohte.
Auch der Konzertmarsch der Dultorgel „Das Schloss“ von Hans Kröll (*1962) wurde für das Grassauer Blechbläser Ensemble geschrieben und gab Anlass, über das letzte Lebensjahr von Hans Josef Crump zu berichten. Er habe sich „von einem Kopfmenschen in einen Gefühlsmenschen verwandelt“. Nach seinem Schlaganfall konnte er nicht mehr sprechen, schenkte aber allen sein freundliches Lächeln. „Mit dieser positiven Lebenseinstellung behalten wir unseren Jupp in bester Erinnerung“, so der Moderator. Als Zugaben erklangen das Wiegenlied von Johannes Brahms und nach den Schluss- und Dankesworten des Bürgermeisters Andreas Bratzdrum eine Art stilisierter Jodler für Blechbläser-Quartett und Ensemble. Auch dieser Jodler hatte nichts mit herkömmlicher Blasmusik gemein, sondern war ein wunderbares Konzertstück, das einen Konzertabend der besonderen Art beschloss.
Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka
1137: Das Grassauer Blechbläser-Ensemble bietet Kammermusik vom Feinsten.
1139: Wolfgang Diem (am Mikrofon) berichtet aus dem Nähkästchen. Später brilliert er mit dem Alphorn.
1140: Das Posaunenquartett mit Wolfgang Diem (von links), Thomas Höger, Tobias Spörlein und Johann Schmuck
1159: Bläserquartett bei der Zugabe mit Johann Schmuck (von links), Wolfgang Diem, Peter Boschner und Matthias Linke.
1143: Wolfgang Diem spielt das Capriccio für Alphorn.
1136: Bürgermeister Andreas Bratzdrum überreicht an Raimunde Bauer einen Blumenstrauß.