Natur & Umwelt

Glentleiten: Eisige Zeiten für Motten

Motten im Kleiderschrank? Ein altes Hausmittel gegen die gefräßigen Insekten ist das Einfrieren oder in der Zeit vor den Gefriertruhen das Raushängen der betroffenen Stücke in die eisige und frostige Winterluft. Mehr oder weniger dieselbe Methode wendet derzeit das Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern an. Rund 80.000 Einzelobjekte umfasst die Sachgutsammlung der Kulturinstitution mittlerweile. Sie sind entweder in den Dauer- und Sonderausstellungen der Glentleiten zu sehen oder lagern in den Museumsdepots.

Um ihren Erhalt und ihre Erforschung kümmert sich in Südbayerns größtem Freilichtmuseum das Team der volkskundlichen Sammlung. Eine Aufgabe der Restauratorinnen ist dabei das so genannte Integrierte Schädlingsmanagement. Im Rahmen des regelmäßigen Monitorings, das Teil dieser Methode ist, wurde an Bezugsstoffen von Kutschen ein Befall mit Kleidermotten festgestellt. Deshalb steht zurzeit ein mit modernster Technik ausgestatteter Gefriercontainer an der Glentleiten, in dem die betroffenen Stücke durch das „Adaptive Gefrierverfahren“ von den Schädlingen befreit werden.

Vorteile des Gefriercontainers

Der Container – im Fachjargon IPM Freezer genannt – wurde gemeinsam von Museen, dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und der auf Kulturguterhalt spezialisierten Firma iconyk mit Sitz in München entwickelt. Bei dem angewandten Verfahren werden die Motten sowie deren möglicherweise bereits abgelegte Eier bei Temperaturen von bis zu -30° C unschädlich gemacht. Sie sterben aufgrund der großen Kälte ab. „Das Besondere an dieser Methode ist“, so Restauratorin Maria Wimmer, „dass sie komplett auf Pestizide verzichtet, also gift- und rückstandsfrei funktioniert. Durch die besondere Kühltechnik des Containers besteht für die zu behandelnden Exponate außerdem kein Risiko für klima- oder kältebedingte Schäden, auch wenn sie aus sensiblen Materialien oder Materialkombinationen wie Holz, Metall und Leder bestehen – Stichwort Gefrierbrand.“ Auch die Behandlung der Objekte vor Ort habe einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Transportschäden könnten ebenfalls nicht auftreten. Das Gefrierverfahren wird an der Glentleiten übrigens in kleinerem Maßstab mittels spezieller Gefriertruhen bereits seit Jahren bei der Behandlung des Textilienbestands angewandt. Dieser Teil der Sammlung umfasst rund 18.000 Objekte.

Das Integrierte Schädlingsmanagement – ein ganzheitliches Verfahren

Das Integrierte Schädlingsmanagement wird an der Glentleiten schon seit Langem praktiziert. Es meint eine ganzheitliche Betrachtung des Schädlingsproblems, das alle Museen weltweit zu bewältigen haben. Dabei sind die Maßnahmen vielfältig: von der Vorbeugung durch die Schaffung geeigneter Bedingungen für die Aufbewahrung und Präsentation von Objekten über die laufende Kontrolle („Monitoring“), um einen Befall frühzeitig festzustellen, bis hin zu gezielten, objekt- und umweltschonenden Bekämpfungsverfahren. Diese sind wiederum jeweils an die individuellen Bedingungen des Museums und unter Berücksichtigung der Biologie der Schadorganismen anzupassen.

Dr. Julia Schulte to Bühne, seit Oktober Glentleitner Museumsdirektorin, ließ es sich nicht nehmen, beim Ausladen der ersten Objekte, die rund eine Woche im Gefriercontainer eingelagert waren, dabei zu sein: „Ich bin beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit an der Glentleiten innovative Verfahren eingesetzt werden, das zeugt von einer hohen Fachkompetenz, die wir hier am Haus haben. Außerdem sieht man am aktuellen Fall, wie sinnvoll die Anwendung des Schädlingsmanagements ist – ohne regelmäßige Kontrolle könnte sich ein zunächst lokal begrenzter Schädlingsbefall zu einem wirklichen Problem für ganze Sammlungsbestände auswachsen.“

Bericht und Fotos: Bezirk Oberbayern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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