Leitartikel

Gipfelkreuz am Riesenberg wurde erneuert

Am 20. Mai 2024 wurde das neue Gipfelkreuz auf dem Riesenberg feierlich gesegnet und damit die Tradition eines 60 Jahre alten Wahrzeichens fortgeführt. In einer beeindruckenden Gemeinschaftsleistung haben die Frasdorfer Feuerwehrler das Kreuz erneuert und aufgestellt.

„Die Kreuze und Kirchtürme verbinden Himmel und Erde. Der Himmel wird durch die Kreuze geerdet“, so lauteten einst die Worte bei einer Kreuzsegnung, die auch hier ihre Bedeutung fanden. Nach dem Gottesdienst am Pfingstmontag in St. Florian, der Kirche des Schutzpatrons der Feuerwehr, segnete Pfarrer Herrmann Overmeyer das neu errichtete Bergkreuz auf dem knapp 1450 Meter hohen Riesengipfel. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel war es ein denkwürdiger Tag, fast auf den Tag genau 60 Jahre nachdem das inzwischen verwitterte und vom Unwetter zerstörte Vorgängerkreuz am 24. Mai 1964 geweiht wurde. Ein besonderer Moment war es für ein Mitglied der Landjugendgruppe des damaligen Dekanats Schloßberg, das vor sechs Jahrzehnten das ursprüngliche Kreuz errichtete und nun auch bei der Segnung des neuen Kreuzes anwesend war. Ebenso nahmen einige ältere Frasdorfer teil, die ebenfalls schon damals dabei waren. Zu diesem Dekanat gehörten damals Frasdorf und die Orte im Inntal, darunter Alten- und Neubeuern.

Nachdem im vergangenen Jahr der Querbalken des alten Kreuzes witterungsbedingt herabgebrochen war und der einsame Längsbalken einen traurigen Anblick bot, beschlossen die Mitglieder der Frasdorfer Feuerwehr, das Flurdenkmal zu erneuern. Hans Wörndl, der „Hamberger“ von Ruckerting und Besitzer einer der Riesen-Almen, der das Kreuz bei jedem Almbesuch im Auge hatte, informierte seine Feuerwehrkameraden über den schlechten Zustand. Spontan wurde die Erneuerung beschlossen. Eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung begann, bei der viel Fachwissen, handwerkliches Können und Muskelkraft gefordert waren. Ein Team um Wolfgang Mentzel, Florian Wagner und Maxi Keil übernahm die Hauptorganisation, unterstützt von vielen fachkundigen Helfern und Kameraden. Es gab vieles zu bedenken: die Absprachen mit den Grundbesitzern, das Planen, Fertigen, Transportieren und Aufstellen des neuen Kreuzes.

Nach der Besichtigung mehrerer Gipfelkreuze entschieden sich die Kameraden für ein Kreuz aus Eichenholz. Die Eiche, aus der das Kreuz gefertigt wurde, war vor einigen Jahren bei einem Unwetter in der Ortner Auwiese nahe Ginnerting umgestürzt und musste von der Feuerwehr geborgen werden. Der Waldbesitzer Martin Voggenauer, der „Ortner“ von Stötten, schenkte diesen Stamm der Feuerwehr für das neue Gipfelkreuz. Florian Wagner plante das Kreuz am Computer und erstellte die notwendigen Zeichnungen, während Wolfgang und Leonhard Mentzel die Balken zimmerten und bearbeiteten. Elisabeth Mentzel schützte den Längsbalken mit einem Kupferdach vor schneller Verwitterung, und Alex Dichtl entwarf eine Zeichnung für die ovale Edelstahltafel mit einer Darstellung des hl. Florian. Auf der Vorderseite des Querbalkens wurde der Schriftzug „Gott zur Ehr“ eingearbeitet, auf der Rückseite des Kreuzes eine Edelstahltafel mit dem Motiv des hl. Florians, der ein brennendes Haus löscht. Eine besondere Herausforderung war der Transport der beiden Kreuzbalken, die mehr als vier Zentner wogen. Bis zur Hamberger Alm konnte alles mit Fahrzeugen transportiert werden, aber dann mussten die Balken über den steinigen Bergrücken zum Gipfel getragen werden. Der Längsbalken wurde von sechs, der Querbalken von vier Männern mit Transportschlingen über den Berg getragen.

Am 11. Mai wurde das Kreuz schließlich am Gipfel aufgestellt, eine Aktion, die wetterbedingt zweimal verschoben werden musste. Laut Erzählungen halfen 35 Leute bei dieser beeindruckenden Gemeinschaftsleistung mit. Schriftführer Georg Widholzer dokumentierte alles in Bildern, die auch die erste Seite des neuen Gipfelbuches zieren, zusammen mit den Unterschriften der Beteiligten – eine persönliche Geste, die den Tag unvergesslich macht. Als besondere Geste wurde aus den Balken des alten Kreuzes eine Sitzbank gefertigt, die seitlich des neuen Kreuzes aufgestellt wurde und einen herrlichen Blick ins Tal bietet. Ein Zitat der großen Mystikerin Hildegard von Bingen passt hier besonders gut: „Steigt auf einen hohen Berg und schlagt eure Zelte im tiefen Tal auf, dann erkennt ihr die Größe Gottes.“ Die Feuerwehrkameraden haben an alles gedacht: Ein Blitzableiter wurde am Kreuz installiert, und der Gipfelbuchbehälter wurde saniert und neu gestrichen, sodass das Bergsteigersymbol, das Edelweiß, schon von weitem zu sehen ist. Auch die Jahreszahl 2024 wurde in den Längsbalken eingearbeitet.

Der Höhepunkt dieser großartigen Aktion war die Segnung des Gipfelkreuzes am 20. Mai. Nach einer „Bergpredigt“ mit nachdenklichen Worten bat Pfarrer Herrmann Overmeyer um den Segen Gottes. Das Kreuz kann nun symbolisch wieder Himmel und Erde verbinden. Vor der Segnung schilderte der stellvertretende Kommandant und Mitorganisator Wolfgang Mentzel den Werdegang des Projekts, und während der Segensfeier übernahm Vorstand Benno Voggenauer die Lesung.

Rückblickend äußerten mehrere Kameraden, dass sie sich mit diesem neuen Gipfelkreuz einen eigenen Wunsch erfüllt haben und ihre tiefe Verbundenheit zur Heimat und den Bergen zum Ausdruck bringen konnten. Kommandant Josef Weber fügte hinzu: „Und wir haben jetzt einen Ort, den wir nach schweren Einsätzen aufsuchen können.“ Eine erste Gelegenheit dazu bot sich nach dem plötzlichen Tod des früher sehr aktiven Kameraden Franz Voggenauer, der am Johannitag unerwartet verstarb. Er hatte noch begeistert beim Vorbereiten und Aufstellen des neuen Gipfelkreuzes mitgeholfen – nur vier Wochen vor seinem Tod. Auf seinem Sterbebild ist nun das neue Riesenkreuz abgebildet.

Bereits in der Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Feuerwehr im vergangenen Jahr wurde mit einem Bild des Riesen-Gipfelkreuzes der verstorbenen Mitglieder gedacht und die tiefe Verbundenheit zur Heimat hervorgehoben. Besonders beeindruckend ist es, wenn an sonnigen Nachmittagen und frühen Abenden die tiefstehende Sonne die Rückseite des Kreuzes beleuchtet und der strahlende Glanz der Edelstahl-Motivtafel in vielen Frasdorfer Gärten sichtbar wird – ein Anblick, der sicherlich so manchen Beteiligten mit Freude erfüllt. Allen genannten und ungenannten Helfern gebührt aufrichtiger Dank! Die feierlichen Stunden nach der Segnung am 20. Mai 2024 klangen gemütlich bei einem Beisammensein auf der Hamberger Alm aus. Auch die Segnung vor 60 Jahren am 24. Mai 1964 endete harmonisch mit einem von der Landjugend organisierten Tanzabend im Gasthaus Mayrl in Frasdorf – was noch einigen bis heute gut in Erinnerung ist.

Bericht und Bilder: Hildegard und Franz Osterhammer (nach Erzählungen vieler Feuerwehrkameraden und Beteiligten – auch aus dem Jahr 1964)

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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