„Schad, dass es gar ist, jetzt wo wir so gut zusammenpassen und alles bis ins letzte stimmt“, bedauerte seine Rustikalität, der Aschauer Weltmarschall Sebastian Bichler, der Meister aller Improvisationstalente, „obwohl der Fasching heuer so lang war neigt er sich nach dem Gildeball bedenklich dem Ende zu.
Die Aschauer Festhalle bleibt die Faschingshochburg für den gesamten Faschingsadel im Chiemgau. Hochansehnliche Garden trafen sich mit ihren Prinzenpaaren und allem, was eine Faschingsgilde sonst noch so braucht, beim „Aschauer Samstag – Höhepunkt der Faschingssaison“ in der Aschauer Festhalle in Aschau und erwiesen den beiden Hoheiten – seiner Tollität „Prinz Peter II. rasender Regent aus dem Reich der meisterlichen Bauwerke zu Göttersberg“ und ihre Lieblichkeit „Prinzessin Katharina II. – rastlose Hüterin über Leib und Seele aus dem Greimhartinger Land“ – ihre Referenz.
Noch nicht einmal der sprichwörtlich letzte Platz war in der großen Halle noch frei, bunt kostümiertes Faschingsvolk bevölkerte die Tische und Gänge, die Bar und die Raucherlounge, bewegte sich zu den Rhythmen der „Talbachbuam“ auf der Tanzfläche, bestaunte die Prinzenpaare und die Showtänze der Garden.
Zahllose Bienchen wollten sich von guten Menschen retten lassen, dazwischen stolzierten Flamingos, Wahrsagerinnen wagten einen tiefen Blick in die Kristallkugel, die Untoten erschienen direkt aus der Karibik, greisliche Zombies und Vampire hatten ihre Gruften im Oberen Priental verlassen, die letzten verbliebenen Neandertalerinnen kamen aus den versteckten Karsthöhlen im Naturschutzgebiet Geigelstein und aus dem Bergsteigerdorf Sachrang kamen allerlei muntere Rehlein, ein paar Erdbeeren und Schwammerl und dazu leibhaftige Wilderer und Schmuggler. Piratenkapitän Jack Sparrow und viele Fernsehgestalten aus den Serien und Shows aller Kanäle erschienen leibhaftig in Aschau, dazu auch wilde Teufel, Marienkäferchen, süße Engel und reizende Feen, wie beim Kinderfasching. Viel Haut und tiefe Einblicke in die Kostüme boten sich den Betrachtern, doch auch hier galt oft „mehr Schein als Sein“ und nicht jeder Ausschnitt hielt, was er versprach.
Und dann ging es Schlag auf Schlag: die Aschauer Faschingsgilde beherrschte die heimatliche Bühne mit dem Elferrat und dem sturmerprobten rot-weißen Gardekorps. Prinz Peter und seine Prinzessin Katharina brachten ihren Prinzenwalzer und schwebten in den letzten tollen Tagen über das Parkett. Das Aschauer Gardekorps stand den beiden in keiner Weise nach und brachte den Gardemarsch nach den vielen Auftritten der letzten Wochen flott und exakt bis ins letzte Detail. Gardemajor Tatjana Heinrichsberger hat ihre Mädels fest im Griff: da stimmt einfach alles. Mit rauschendem Beifall dankten die Aschauer ihrer Faschingsgilde, die sie in den Faschingswochen überall im Chiemgau so gut vertreten hatte. Souverän führte seine Rustikalität Weltmarschalllegende Sebastian Bichler durch den Abend, je länger es dauert, umso besser wird er.
Höchstleistungen boten die Bad Endorfer mit ihrer Prinzessin Stefanie II., tanzende Regentin vom Palast der heilenden Hände, und Prinz Paul III., holder Regent über Samt und Seide aus dem Reich des hohen Moos. Danach fegte die Endorfer Garde über die Bühne. Staunend sahen die Zuschauer, wie sie es fertig brachten, die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben und die Mädchen über die Bühne fliegen und schweben zu lassen.
Prinzessin Veronika I., kreative Herrscherin aus dem Reich der gestalterischen Künste und seine Hoheit Prinz Jakob I., weitgereister Herrscher über Topf und Ton vom Fuße des Trautersdorfer Berges kamen mit allem, was die Prienarria aufbieten kann. Zusätzlich führten sie mit der doppelten Queen-Mum erstmalig die Mütter ihres Prinzenpaares mit: „wir wollen den beiden zeigen, wie hart es ihre Kinder in den letzten Wochen hatten“, erklärte der Priener Hofmarschall.
Einen Hauch von Fernost aus dem Land der aufgehenden Sonne brachte Flintbach nach Aschau.
Die Chiemseenixen aus Bernau mit ihrem Prinzenpaar taten es ihnen nach: sie kamen im 16. Jahr ihres Bestehens direkt aus Russland und brachten russische Seele ins Priental samt seiner Hoheit Maximilian I., edler Jäger des weißen Balls über den schneebedeckten Gipfeln des Urals und an seiner Seite Prinzessin Jennifer I., bezaubernde Hoheit über glitzernde Eiswüsten und prunkvolle Paläste mit dem gesamten Hofstaat.
Sieben Gastgarden forderten ihren Tribut von den Zuschauern, sie kamen aus dem Staunen nicht heraus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.
Zwischen den Auftritten der Garden kam auch das Publikum immer wieder zum Tanz und die Talbach Buam heizten den Tänzern richtig ein. Entgegen dem sonstigen Trend bei Bällen und Tanzfesten war die Tanzfläche stets gut gefüllt, gar mancher maskierte Ballbesucher im Straßenkater- und Eisbär Ganzkörperdress beneidete die Tänzerinnen der Garden um ihre luftigen Kostüme. Die Bar war ständig umlagert, manches Paar musste nach dem Tanz den Flüssigkeitspegel durch geistige Getränke wiederherstellen.
Jede Show war einzigartig und beeindruckend, vor der Halle stauten sich die Busse und in der Halle ging es Schlag auf Schlag weiter. Ans Heimgehen dachte bei diesem Programm niemand und so endete der Ball für die meisten ziemlich spät.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg