Gesundheit & Corona

Gespräch mit Pflegedirektorin Heidi Damböck

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Heidi Damböck, Pflegedirektorin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, im Gespräch über den Pflegeberuf  –  „Der Teamgedanke spielt bei uns eine zentrale Rolle“

Eine vertrauensvolle Beziehung zu Patientinnen und Patienten, flache Hierarchien im mutiprofessionellen Team und abwechslungsreiche Aufgaben – das macht für Heidi Damböck die Arbeit in der Pflege innerhalb der Psychiatrie aus.  Damböck ist Pflegedirektorin der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken, die in Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg, Agatharied, Landsberg am Lech und künftig auch in Weilheim und Wolfratshausen Kliniken für Psychiatrie, Neuropsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik betreiben. Bezirk aktuell sprach mit ihr über den Pflegeberuf.

Was ist für Pflegende in einer psychiatrischen Klinik anders als in einem somatischen Krankenhaus?

Heidi Dammböck In der Psychiatrie sind die Aufgaben abwechslungsreich und interessant. Wir bieten in unseren Fachkliniken ein breit gefächertes Spektrum an Therapiemöglichkeiten und betreuen Personen mit den unterschiedlichsten psychiatrischen Störungsbildern. Jedem Patienten und jeder Patientin ist eine pflegerische Bezugsperson zugeteilt. Ein multiprofessionelles, interdisziplinäres Team aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Therapie und Pflege arbeitet Hand in Hand. Da gibt es immer wieder Schnittstellen. Das kommt allen zugute.

Aber auch Ihren Mitarbeitenden…

Dammböck Genau, jeder ist eingebunden und Teil eines eng verzahnten Behandlungs- und Betreuungsteams. Wenn man auf diese Weise über den eigenen Tellerrand hinausschaut, bringt das, so empfinden es unsere Mitarbeitenden, viel Freude. Jeder im Team ist gleich wichtig, es gibt keine starren Hierarchien. Wenn neue Kolleginnen und Kollegen ins Team kommen, werden sie von allen unterstützt. Der Teamgedanke spielt bei uns eine sehr zentrale Rolle. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass unsere Mitarbeitenden ausreichend Zeit für jeden einzelnen ihrer Patienten haben, so dass sie nach und nach eine persönliche Beziehung aufbauen können. Das gelingt umso mehr, da es einige Patientinnen und Patienten gibt, die über viele Jahre immer wieder zu uns kommen, um sich helfen zu lassen. Somit besteht die Möglichkeit, eine intensive persönliche Beziehung aufzubauen. Jeder Mensch ist einzigartig und insofern gibt es auch keine Wiederholungen. Das macht diesen Job besonders spannend, zuweilen herausfordernd, aber in jedem Fall überaus befriedigend.

Auch, weil alle Pflegenden auf diese Weise aktiv zum Heilungsprozess der Patien­tinnen und Patienten beitragen können?

Dammböck Ja, unsere Patienten berichten immer wieder, wie wichtig ihnen dieses Vertrauensverhältnis zu unseren pflegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist. Sie fühlen sich gut aufgehoben.

Welche Voraussetzungen neben der fachlichen Qualifikation sollten Pflegende mitbringen?

Dammböck Ein allgemeines Interesse an den Menschen und Einfühlungsvermögen sind die grundsätzlichen Voraussetzungen. Nur so kann eine vorurteilsfreie Begegnung unabhängig von dem jeweiligen Krankheitsbild erfolgen. Man muss auch gut zuhören und sich selbst auch mal zurücknehmen können. Die Probleme und die Äußerungen des Gegenübers ernst zu nehmen ist sicherlich auch wesentlich. Und nicht zuletzt Belastbarkeit und ein gutes Selbstwertgefühl. Denn gerade in der Behandlung von psychisch kranken Menschen läuft nicht immer alles so, wie man es sich wünscht.

Sie arbeiten seit Jahrzehnten in diesem Bereich, was hat sich denn im Laufe der Jahre geändert?

Dammböck Heute steht die Behandlung auf Augenhöhe im Mittelpunkt. Die Wünsche und Vorstellungen der Patienten werden viel mehr berücksichtigt als früher. Sie werden so angenommen, wie sie sind – mit allen Eigenheiten, die sie mitbringen. Sie werden ernst genommen. Das ist eine schöne Entwicklung, die da stattgefunden hat, weg vom Arbeiten hinter verschlossenen Türen hin zu offenen Stationen.

Es besteht ja auch ein viel engerer Austausch mit der Öffentlichkeit?

Dammböck Richtig. Wir möchten auf unsere Angebote hinweisen und Aufklärungsarbeit leisten, dass psychische Erkrankungen genauso gut zu behandeln sind wie etwa ein Beinbruch und dass es in unseren Kliniken neben der stationären Behandlung viele niederschwellige Therapieangebote in ambulanter Form oder in unseren Tageskliniken gibt.

Sie möchten die Stigmatisierung verringern?

Dammböck Das ist ein ganz wichtiges Ziel, ja, denn noch immer haben einige Leute Vorurteile, die dazu führen, dass sie sich gar nicht oder erst spät Hilfe holen, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht. Wir haben durchaus schon viel erreicht: Heute geht man mit Krisen viel offener um als noch vor Jahren und die psychiatrische Pflege erfährt heute mindestens dieselbe Anerkennung wie die somatische Pflege. Das war früher auch nicht so.

Was spricht für eine Arbeit in Ihrer Klinik?

Dammböck Wir bieten viele Fachweiterbildungen an. Jeder kann sich zusätzliches Wissen aneignen und so den eigenen Wirkungskreis erweitern. Auch die familienfreundlichen Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmodelle, vor allem im ambulanten und teilstationären Bereich in unseren Tageskliniken, kommen bei unseren Mitarbeitenden sehr gut an.

Wenn sich jemand für die Arbeit in der Pflege in einer Ihrer Kliniken interessiert…,

Dammböck …ist er herzlich willkommen. Alle Interessierten können sich gern direkt an mich wenden, meine Kontaktdaten stehen auf der Homepage: www.kbo-lmk.de (BF)

 Bericht und Foto: Bezirk Oberbayern   –   Pflegedirektorin Heidi Damböck

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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