Kultur

Gespräch mit dem Rosenheimer Krimi-Autor Heinz von Wilk

Veröffentlicht von Günther Freund

Nachdem ich einige Chiemsee-Krimis und jetzt den Tegernsee Deal gelesen habe, wurde mir bewußt, Autor Heinz von Wilk muss von hier sein, denn seine Ortskenntnisse sind exzellent. Da wäre ja vielleicht sogar ein Treffen möglich. Ich schau mir seine Homepage an und es gibt sogar ein Mail-Adresse. Ich schreibe ihm eine Mail und bekomme umgehend die Anwort, nach Prien würde er immer gerne fahren. Der Mann scheint nicht nur ein super Krimi-Autor, sondern auch ein zugänglicher Typ zu sein.

Wir treffen uns in Stock an der Promenade auf den Schären. Ich erkenne ihn gleich, denn er sieht genauso aus wie sein Bild auf seiner Homepage.  Wir setzen uns in eines der Gartenlokale mit Blick auf den Chiemsee und den Hafen.

SN:  Herr von Wilk, wo sind Sie geboren, was waren die wichtigsten Stationen ihres Lebens?

HvW:  Ich kam in Linz auf die Welt, wuchs in Rosenheim auf, ging dort zur Schule und wurde nach der Lehre Musiker. Ich spielte Schlagzeug, Gitarre und Trompete und tingelte durch Europa und auf Kreuzfahrschiffen um die ganze Welt. Nach fünfzehn Jahren  Musiker wollte ich etwas Neues machen und wurde Künstleragent in Osnabrück. Das wurde mir aber zu stressig und ich ging im Alter von 40 Jahren zusammen mit meiner Frau nach Spanien. Im wunderschönen Dénia an der Costa Blanca vermittelte ich Künstlergrößen wie Andy Borg oder Tony Marshall, die ich als Musiker bzw. Künstleragent kennengelernt hatte, Häuser am Meer. Das war relativ unkompliziert, manche Bewerber, die mich gut kannten, vertrauten auf mich und unterschrieben sogar einen Kaufvertrag ohne das Objekt überhaupt vorher angesehen zu haben. Nach  zehn Jahren in Spanien konnte meine Frau die ewige Sonne nicht mehr sehen und wollte heim an den Chiemsee. Wir zogen also nach Bernau, wo ich noch einige Zeit Immobilien makelte bevor ich Schriftsteller wurde und nach Rosenheim ging, wo ich heute noch mit meiner Frau lebe.

SN: Sprechen wir jetzt über Bücher und das Schreiben von Büchern.  Warum schreiben Sie?

HvW:  Ich habe entdeckt, daß ich Talent zum Schreiben habe und ich habe als Weltenbummler und in Spanien soviel erlebt, ich musste das einfach zu Papier bringen. Der erste Chiemsee-Krimi entstand nach einer Wette. Ich sass mit einem Verleger in einem Lokal am Chiemsee und erwähnte im Gespräch, dass ich gerne einen Chiemsee-Krimi schreiben würde. Er meinte, dass ich das nicht könne und wir wetteten.  Ich schrieb dann den „Chiemsee-Jazz“ und hatte die Wette gewonnen, er verlegte ihn und noch weitere Chiemsee-Krimis und andere Bücher, darunter auch Kurzgeschichten wie z.B. „Chiemsee-Geschichten“ , Tiergeschichten oder einen Reiseführer.

SN:  Herr von Wilk, Sie erfinden wunderbare Oberbayernkrimis der ganz anderen Art, unkonventionell, abgefahren,  grotesk  und von höchstem Unterhaltungswert,  mit irren Dialogen,  verrückten Ideen und Absurditäten abseits jeder Realität.  Das unorthodoxe Ermittlerpaar Stocker (Kneipenwirt und Ex-Polizist) und Zeno (Ex-Polizist,  den sie zu meinem Leidwesen in „Chiemsee-Dämmerung“ sterben lassen) oder das Lesben-Paar Nellie und Pia sind ziemlich durchgeknallte Typen. Es wimmelt von Kalauern und witzigen Sprüchen,  manchmal auch recht vulgär und voller Obszönitäten  – auch die Moral bleibt so manches Mal auf der Strecke, aber es gibt  wenige Bücher bei denen ich so viel gelacht habe. Woher kommen die Ideen?

HvW:  Ja, Lachen ist eines der wichtigsten Dinge im Leben und es freut mich ganz besonders, dass ich mit meinen Geschichten viele Menschen zum Lachen bringe. Meine Ideen schöpfe ich aus meiner Lebenserfahrung und von den vielen interessanten Menschen, die ich in meinem bisherigen Leben kennengelernt habe und die sich in meinen Büchern so oder so ähnlich  finden. Und wenn man lebensnah sein will, darf man die unappetitlichen oder gewalttätigen Situationen nicht unterschlagen – so ist es halt einmal.

SN: Sie scheuen sich nicht, die rumänische Mafia, Geldwäscherbanden oder Drogen-Bosse im Chiemgau auftreten zu lassen und zeichnen ein drastisches Bild von der Rosenheimer Unterwelt. Ist das nicht sehr abwegig?

HvW:  Das ist überhaupt nicht abwegig. Der Chiemgau ist einer der größten Umschlagplätze für Drogen. Auf den Autobahnparkplätzen werden unfassbar viele aus Österreich importierte Drogen umgeschlagen, die Schleierfahnder erwischen im Schnitt nur eines von tausend Autos. In Rosenheim gibt es Clans, die ganze Wirtschaftszweige beherrschen.

SN:  Ein zentraler Ort in Ihren Chiemsee-Krimis ist die Kneipe Endstation in einem stillgelegten Bahnhof in Atzdorf. Atzdorf ist fiktiv, ich kenne nur Atzldorf und da gibt es keine Bahnlinie. Es gibt aber ein Lokal in der Nähe von Prien in einem stillgelegten Bahnhof und jedesmal wenn ich dort vorbei radle, muss ich an Albin Stocker denken. Liege ich da richtig?

HvW: Ja, da liegen Sie richtig.

SN: In einigen Ihrer Krimis sind Kochrezepte integriert. Kochen sie selbst, sind die Rezepte aus Ihrem Repertoire?

HvW: Ja, ich koche sehr gerne und alle Rezepte habe ich selbst ausprobiert – sind in der Regel auch einfach nachzukochen.

SN: Ihr letzter Krimi ist der „Tegernsee Deal“, gibt es bald auch einen Königssee-Krimi?

HvW: Einen Königssee-Krimi habe ich bisher noch nicht in Bearbeitung.

SN: Kommen wir langsam zum Schluss.   Sie haben die ganze Welt kennengelernt, wo ist es für Sie am schönsten?

HvW: Hier am Chiemsee!

SN: Nun, da sind wir beide uns ja einig!

Vielen Dank Herr von Wilk für das angenehme Gespräch und bleiben sie gesund.

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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