Natur & Umwelt

Geologische Forschung in den Alpen wird zur Zeitreise

Geologische Funde im Lattengebirge bei Bad Reichenhall erzählen vom weltweiten Aussterben der Dinosaurier: Gleich zwei einschneidende Ereignisse ereilten die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren. Das legen auch Gesteinsschichten an einem abgelegenen Ort in dem Bayerischen Alpengebirge nahe. Dazu betonte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber heute in München: „Der aktuelle Fund kann ein wichtiges Kapitel in den Geschichtsbüchern schreiben. Mit der Geologie öffnen wir das Fenster in längst vergangene Zeiten. Eine geologische Spurensuche in den Alpen wird zur Zeitreise. Dank akribischer wissenschaftlicher Arbeit eröffnet das oberbayerische Lattengebirge den Blick in die Vergangenheit unseres Planeten. Im Alpenraum wird die Geschichte der Dinos und unserer Erde um eine spannende Facette reicher.“ Die Forschung liefert genau an diesem Ort einen weiteren Beleg für die Ereignisse der Erdgeschichte: Ein gewaltiger Asteroideneinschlag und anschließender Vulkanismus haben zum Aussterben der Dinosaurier geführt.

Bereits 2015 begannen Wissenschaftler des Geologischen Dienstes am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), im Wasserfallgraben im Lattengebirge nach einer ganz bestimmten Schicht zu suchen. In diesem Graben wurde zu Beginn der 1960er Jahre anhand von Mikrofossilien eine durchgehende Abfolge vom Zeitalter der Oberkreide bis ins Tertiär nachgewiesen. Auch entdeckte man in den Kalk- und Mergelsteinen eine auffällige Lage, die auf ein Aussterbeereignis zurückgeführt wurde. Dank im Laufe der Jahre weiterentwickelter Untersuchungsmethoden lassen sich jetzt detaillierte Aussagen zur Abfolge der Ereignisse treffen, wie Dr. Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes im LfU, nach Abschluss der Forschungsarbeiten erläuterte: „In einer nahezu senkrechten Steilwand entdeckten die LfU-Geologen in 1200 Metern Höhe versteinerte Spuren dieser Geschehnisse: zum einen eine winzige weiße Ablagerungsschicht mit Asteroidenstaub, zum anderen dünne Lagen mit vulkanischem Staub.“ Bayerns heutiger Fundort befand sich vor 66 Millionen Jahren tief unter Wasser an einer ganz speziellen Stelle auf dem Erdball – genau zwischen Mexiko und Indien. Deshalb rieselte dort sowohl Staub vom Asteroideneinschlag in Mexiko als auch vom Vulkanausbruch in Indien herunter. Die versteinerten Meeresablagerungen blieben bis heute erhalten.

Hinzugezogene Experten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen vermuten, dass der Einschlag des Asteroiden so gewaltig war, dass die Schockwellen den gesamten Erdball durchdrangen und auf der gegenüber liegenden Seite des Globus, in Indien, gewaltige Vulkanausbrüche auslösten und verstärkten. Beide Ereignisse schleuderten so viel Staub in die Luft, dass die Sonne verdunkelte und die Welt abkühlte – die Dinosaurier und viele weitere Tierarten an Land und im Meer überlebten das nicht.

Die versteinerten Ablagerungen mit den Staubschichten wurden auf einer Länge von 1,2 Metern aus der Steilwand gesägt. Sie werden derzeit aufwändig präpariert, um künftig in Museen ausgestellt zu werden.

Die Ergebnisse sind veröffentlicht unter Die Kreide/Tertiär-Grenze in Bayern – LfU Bayern.

Bericht: Bayerisches Umweltministerium – Foto: Juliette Kober auf Pixabay


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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