Kirche

Gedanken eines Gauvorstandes zur Ökumene und Kirche von Heute 

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Gedanken eines Gauvorstandes zur Ökumene und Kirche von Heute   –  Auseinandersetzung mit Glauben und „System Kirche“

Raiten/Chiemgau (hö) – Erstmals seit 1952, als Chiemgauer Trachtler zu einer Bitt- und Dank-Wallfahrt für die Verstorbenen zweier Weltkriege nach Raiten in der Gemeinde Schleching eingeladen hatten, fand der Gottesdienst auf dem Kirchbichl von „Maria zu den Sieben Linden“ in ökumenischer Form statt. Hierzu konnte Gauvorstand Miche Huber aus Rottau, der der Evangelischen Christus-Gemeinde angehört, als gemeinsame Zelebranten Pfarrer Rainer Maier für die Evangelische Kirchengemeine Achental und Pfarrer Martin Strasser vom Pfarrverband Oberes Achental willkommen heißen. Die Wallfahrts-Zusammenkunft, die im Vorjahr ausfiel und heuer vom gewohnten Himmelfahrtstag verschoben werden musste, fand heuer am eigentlichen Gaufest-Sonntag statt, da das für diesen Tag anberaumte Gaufest beim Trachtenverein Reit im Winkl ebenso abgesagt werden musste wie das Gaufest im Vorjahr beim Trachtenverein Schleching.

Die Wallfahrt heuer musste pandemiebedingt kleiner und kürzer ausfallen, dennoch oder gerade deswegen waren alle Beteiligten froh, wieder persönlich zusammenzukommen. Für Gauvorstand Miche Huber war es darüber hinaus eine passende Gelegenheit, seine Gedanken zur Ökumene und zum „System Kirche“ in klaren Worten darzustellen. Der oberste Trachtler von 23 Chiemgauer Trachtenvereinen mit …… Mitgliedern und …. Jugendlichen sagte dabei:

Rede von Gauvorstand Miche Huber im Wortlaut:

Liabe ChiemgauerTrachtler,

schee“ dass ma wieda beieinander sand, duat guad und duat a Not!

Z`ammkemma und ohpacka mecht ma wieda, unseren gewohnten Aktivitäten nochegeh, weil de Vereinsarbeit ist der Kleber, da Papp, der de Dorfgemeinschaft z`ammahoit. Ja da Kleber, da Papp, is im Jahr 2 der Pandemie ausganga und darum macht ma sie scho Gedanken wos uns im Leben so verbindet.

Man spürt, dass seelische Unterstützung und Halt gsuacht werd, da Glaube, de Kirch ist do z.B. a wichtige Stütze, a Fundament. Aber das „System Kirche“, net da Glaube, duat sie leider momentan schwaar. I persönlich vermiss zeitgemäße Antworten auf Fragen zum christlichen Zusammenhalt, zum Miteinander und zum richtigen Leben im 21. Jahrhundert.

Zu wichtigen gesellschaftlichen Themen hoit si de Kirch leider zruck, vielleicht weil de Kirch mit sich selber zu viel beschäftigt ist. Dabei waar de Auseinandersetzung mit Themen de unter den Nägel brennen momentan wichtiger den je. Gemeinsame Lösungswege zu suchen, Leit dabei mitnehmen, kaant ein Weg für überfällige Veränderungen sein. An alte Strukturen festhalten und net den Schritt vorwärts wagen, werd wohl ein Grund sei warum sich d`Leit zunehmend von der Kirche abwenden:

„Liabe Leit, mia brauchan aba de Kirch mehr den je!“

Genauso derfn aba a mia Trachtler uns net der Gegenwart verschliaßn, mia miaßn uns oiwei mit Veränderungen auseinandersetzen, weil mia mechtn ja Leit für unser Sache gewinnen. Unsere Hauptaufgabe ist es die Tracht zu erhalten, dazua vermitteln unsere Jugendleiter in unzähligen ehrenamtlichen Stunden dem Nachwuchs das Miteinander und beleben spielerisch unsere kulturellen Schätze, die ja oft christlich verwurzelt sand. Mia Trachtler sand und waren oiwei scho Wertevermittler, sand weltoffen und scho lang nimma de ewig Gestrigen, momentan erreich ma de Junga, sie derfn mitreden und des doans, Gott sei dank, a, is aba koa Selbstläufer.  Schee und wichtig is daß si oiwei mehrer Frauen bei uns bereit erklären Führungsaufgaben zu übernehmen.

Nach dem Motto: „Leben und Leben lassen“ muaß bei uns aber als  Richtschnur der gegenseitige Respekt gelten und wer z.B. andersgläubig is oder gar net in d`Kirch geht, a andere Haufarb hot oder vielleicht homosexuell is, derf bei uns Trachtler  niemals ausgrenzt werdn.  Entscheidend ist doch wos is des für a Mensch, bring er sich in die Gemeinschaft ein, integriert er sich, wen ja dann is er doch a Bereicherung, ein Gewinn, für mich ganz klar ein  Selbstverständnis der christlichen Nächstenliebe.

I find in einer Zeit wo unter anderem Antisemitismus und Rassismus steigend Nachahmer findet, stehen mia Christen auch in Verantwortung und miaßn wos entgegensetzen, dazua brauch ma aber eine gemeinsame christliche Kirche die verständlich mit einer Zunge spricht und a Akzente setzt. Schachterldenka verhindert einen wichtigen notwendigen Prozess der allen schadet, des hob i selber im Leben glernt.  Ich bin evangelisch und finds traurig dass no oiwei net gewünscht ist am Tisch des Herrn unter allen Christen gemeinsam das Brot zu teilen um die eigentliche Botschaft zu feiern, dazua wünschaat i mir einen beschleunigten Prozess der Ökumene.

Alle wiss ma dass die Kirche mehra als nur ein „System“ ist, dass die Botschaft heit no so aktuell is wia vor über 2000 Jahr und des gilt für alle Christen, weil des verbindet uns doch, an dem trennenden zu arbeiten muaß unser gemeinsame Ziel sei.

Mit dieser Bitte übergib i der Geistlichkeit (und der Gottesdienst begann mit dem Gemeinschaftslied „Wohin soll ich mich wenden…“).

Pfarrer Martin Strasser und Pfarrer Rainer Maier gingen in ihren Gruß- und Predigtworten auf den Appell von Michael Huber kurz ein. Der Katholische Geistliche sagte: „Glaube wird immer wichtiger und beiden Konfessionen geht es um den Glauben“. Und Pfarrer Rainer Maier verwies auf die Annährungen auf Bischofsebene in München und bezeichnete dies als hoffnungsvolles Zeichen für das Anliegen des Gauvorstandes.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der Wallfahrt in Raiten mit Gauvorstand Miche Huber sowie mit den Geistlichen Martin Strasser und Rainer Maier.

Hinweis:   You Toube unter „Wallfahrstgottesdienst Raiten 2021“

Weitere Informationen: www.chiemgau-alpenverband.de

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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