Brauchtum

Gauverband I: Gaufest-Feier 2025 in Berchtesgaden

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Damit eben dieses Lebensgefühl spürbar ist und bleibt, ist eines unabdingbar: ein jährliches Gautrachtenfest. Darüber sind sich die Verantwortlichen in Bayerns größtem Gautrachtenverband und die angeschlossenen 117 Vereine, deren Vertreter sich kürzlich in der Aula der Berufsschule in Traunstein zusammengefunden haben einig. Das jährliche Gaufest gilt seit jeher als Jahreshöhepunkt.

Ein Höhepunkt, bei dem etwa 8.000 Trachtlerinnen und Trachtler aus dem kompletten Gaugebiet zusammenkommen, ihre Bräuche und Traditionen pflegen, die Verbundenheit zur Heimat zeigen und gemeinsam feiern. Delegiertenversammlung, Totengedenken, Gauheimatabend am Samstag, dann der Gaufestsonntag mit Festgottesdienst und Festzug. Gefolgt von Ehrtänzen, gemeinsamem Mittagessen und geselligem Beisammensein. Eine Woche später dann mit dem Sonntag der Tag, am dem beim Gaupreisplatteln bzw. Gaudirndldrahn und Gruppenwettbewerb die Besten Plattler und Dreherinnen um die Plätze in der Gaugruppe kämpfen. Immer mehr scheint die Ausführung für die Vereine nicht mehr schulterbar zu sein, die Bewerbervereine brechen weg. Heuer richten die „D´Mangfalltaler“ Westerham dieses Großereignis mit einem vielversprechenden Programm aus, doch für 2025 und 2026 gab es bis vor kurzem keinen Verein, der sich bereit erklärt hat, das Fest auszurichten. Die Rettung für 2025 kam auf die letzte Sekunde aus Berchtesgaden. Die Trachtenvereine aus dem gleichnamigen Gebiet und die Vereinigten Berchtesgadener Weihnachtsschützen werden zusammenhelfen, um im Zusammenschluss der „Vereinigten Weihnachtsschützten und Trachtenvereine des Berchtesgadener Landes“ ein Zusammenkommen zu ermöglichen, so Michi Hauser, 1. Gauvorstand. In Abstimmung mit Tobias Kastner (Vereinigten-Vorstand), Michael Brandt (Gebietsvertreter Gebiet Berchtesgaden) und Thomas Holm (Vorsitzender der Berchtesgadener Weihnachtsschützen) wird schon kräftig an der Umsetzung gearbeitet.

„Es wird sicherlich in Berchtesgaden kein herkömmliches Gaufest geben, aber ein Fest –Für und mit dem Gau-. Das ist das Ziel und wenn alle Vorgaben umsetzbar sind, freut sich der Berchtesgadener Talkessel auf ein schönes Festwochenende im Juli 2025“, so die einhellige Aussage aller Verantwortlichen. Martin Geisreiter, stellvertretender Gauvorplattler und somit Mitglied im Gauausschuss wurde von der Gauvorstandschaft beauftragt, die Hindernisse für eine Ausrichtung eines Gaufestes in Erfahrung zu bringen. Probleme, Sorgen, Meinungen und Lösungsansätze wurden in einer Studie zusammenzutragen und der Versammlung vorgetragen. Für Aufklärung so mancher Punkte sorgte Hans Hogger, Festleiter des vergangenen Gaufestes in Teisendorf, in dem er so manchen Mythos aus der Welt schaffte.  „Wir“ – und damit meinte Hauser den kompletten Gauausschuss – „nehmen die Botschaft aus dieser Studie sehr ernst“ und fügt hinzu: „wir brauchen eine Veranstaltung, die Freude macht, bei der sich alle Trachtlerinnen und Trachtler mit Begeisterung treffen, uns ganz Bayern wahrnimmt“.

Unverfälschtes Original erhalten

Dank zollte Vorsitzender Michael Hauser den örtlich angesessenen Vereinen, die für regionale Identität sorgen, um die über Generationen überlieferten Trachten zu erhalten. Hauser beschäftigte der Austritt einer Familie aus einem dem Gauverband angeschlossen Verein. Grund des Austrittes sind die langen Haare zur Vereinstracht. Unverfälscht sollen Tracht und Erscheinungsbild sein, so, wie in der Chronik aus 2015 festgehalten, trägt Hauser vor. Weiter spricht er von Dankbarkeit, dass die Vereine sehr gut mit diesem und weiteren Themen um das Leitbild des Erscheinungsbildes umgehen. „Das ist die Tracht, die wir erhalten, wie wir leben, die wir mit Begeisterung anlegen, die uns ans Herz gewachsen ist, mit der wir viel Freude erleben. „Des is ned nur a Gwand – des is Lebensgfui“, fügt er hinzu und unterstreicht seine emotionalen Worte mit der Verantwortung jedes einzelnen Trachtenträgers zum Erhalt der Trachten gewachsen aus 140 Jahren Trachtenbewegung in Bayern.

Gute Zusammenarbeit mit dem BTV

Neben 21 Anderen ist auch der Gauverband I dem Bayerischen Trachtenverband e. V. – kurz BTV – angeschlossen. Mit aktuell 41.574 Mitgliedern und einem Zuwachs von 355 gegenüber 2023 ist er der größte Gauverband des Großverbandes mit dem Trachtenkulturzentrum im niederbayerischen Holzhausen. Hauser berichtet über gute Ergebnisse in der Zusammenarbeit und erinnert an das Jubiläum 140 Jahre Trachtenvereine in Bayern, bei der sich 1.400 Trachtler beim Trachten- und Schützenumzug in München beteiligten. Der BTV übernimmt die Vertretung nach Außen, die Bündelung von Politik, Gesellschaft und Trachtenbewegung. Mit der Geschäftsstelle, der Jugendgeschäftsstelle, dem Bildungshaus und Veranstaltungsstadl, dem Archiv, dem Trachtenkulturmuseum, dem Zeltplatz und dem Cafe Komod ist man bestens aufgestellt.  Die angebotenen Bildungsprogramme, Veranstaltungen, Hilfestellungen durch die jeweiligen Sachgebietsleiter, die kostenlose Nutzung des Migliederverwaltungsprogrammes durch die angeschlossenen Vereine, Unterstützung bei Rechts- und Steuerfragen, Förderprogramme und ein extra ausgehandelter Gema-Vertrag sind einige Beispiele, wie der BTV organisatorisch aufgestellt ist. Um die Trachtenbewegung in Bayern noch sichtbarer zu machen, soll der „Tag der Tracht“ in Form eines festen Datums in enger Abstimmung mit dem Heimatministerium etabliert werden.

Landestagung 2024 in Altötting

Alljährlich kommen die Vorstandschafts- und Ausschussmitglieder des Bayerischen Trachtenverbandes und den Gauverbänden zusammen, um ein Wochenende lang zu tagen, die Weichen für die Zukunft zu stellen und sich in den einzelnen Sachausschüssen abzustimmen. Turnusmäßig, so Alfred Gehmacher, stellvertretender Gauvorstand, der die Planungen vorstellte ist heuer der Gauverband I an der Reihe, dieses Treffen auszurichten. Für Sonntag, den 13. Oktober bittet er um Teilnahme aller Vereine durch ihre Fahnen und Fahnenabordnungen um den Gauverband I würdig zu präsentieren.

Weitere Aktivitäten

Mit dem Ostertanz der Trachtenvereine Palling, Törring, Tittmoning und Fridolfing am Ostermontag,  beim Michlwirt in Palling geht die tanzfreie Zeit zu Ende, so Hildegard Kallmaier. Ein Höhepunkt für tanzbegeisterte ist der „Boarische Tanzboden“ im Rahmen der Gaufestwoche am 27. Juli im Festzelt in Westerham. Der 2-tätige Tanzkurs mit Abschluss-Tanz im Gebiet „Berchtesgaden“ am 28., 30. und 31. August findet beim Oberwirt in der Ramsau statt. Das 30-jährige Jubiläum begeht der Kinder- und Jugendvolkstanz im Gebiet „Inn-Salzach“. Ab 13.30 Uhr findet er am 3. Oktober im Bürgerhaus in Burghausen statt. Ausrichter ist der Trachtenverein „Almenrausch-Lindach“ Burghausen. Akribisch hat Irmi Impler, die Gautrachtenpflegerin, das Wissen von Irmi Schützinger und Rosemarie Henke um die Herstellung eines Drehrocks in gereihter Form und in Falten gelegt in jeweils einer Broschüre zusammengefasst. Gegen einen Unkostenbeitrag können diese Nähanleitungen von Interessenten erworben werden. Beide Anleitungen enthalten darüber hinaus Nähanleitungen für Unterröcke und Wissenswertes zur Schürze. Gut angekommen sind auch die Treffen der Trachtenpfleger auf Gebietsebene.  Tobi Mühlbacher, Gauvorplattler und mit seinem Arbeitskreis zuständig für die Ausrichtung der Gaupreisplatteln kündigte die ersten Termine für 2025 an. Es wird wieder ein Gauoffenes Preisplatteln geben. Als Termin nannte er den 15.08.2025 in Anger. Die dreiteilige Preisrichterschulung – unterteilt für Buam, Dirndl und Gruppen findet am 11., 19., und 26.4. im Vereinsheim in Traunstein statt, so Preisrichterobmann Martin Schützinger. Auch heuer wird es ein Gauliedersingen geben, so Markus Gromes, der als Sachgebietsleiter für Musik und Liedgut zuständig ist. Am 21. September findet es in Westerham statt. Zur Juleica, dem dafür nötigen Erste-Hilfe-Kurs und die Möglichkeit zur Präsentation beim Gäubodenfest in Straubing mit Anmeldung beim BTV informierte Martin Luger, Gaujugendvertreter. Er ermahnte, nur mit passenden Beiträgen im Bereich der sozialen Medien, die auf die Trachtensache abgestimmt sind zu werben.

Bericht und Bilder: Inge Erb, Gaupressewartin Gauverband I

1.Gauvorstand, Michael Hauser

2. von links nach rechts: Thomas Holm (Vorsitzender der Berchtesgadener Weihnachtsschützen), Michael Hauser (1. Gauvorstand Gauverband I), Tobias Kastner (Vereinigten-Vorstand), Michael Brandt (Gebietsvertreter Gebiet Berchtesgaden).

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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