Leitartikel

Gaufest Hohenaschau: Abstimmung mit Kloster Ettal

Seit Generationen besteht eine sehr enge und bedeutende Verbindung zwischen dem Trachtenverein „D‘ Griabinga“, der Familie von Cramer-Klett und Kloster Ettal. So wird auch der Hochwürdigste Herr Abt Barnabas Bögle zusammen mit dem Ortspfarrer Paul Janssen den diesjährigen Festgottesdienst beim Gaufest am Sonntag, 28. Juli 2024 um 10 Uhr in Hohenaschau abhalten. Bei einem Besuch durch eine Delegation vom Festausschuss (Erster Vorstand Claus Reiter, Festleiter Rudi Angermaier und Erster Kassier Herbert Reiter) und mit Ortspfarrer Paul Janssen im Kloster Ettal wurden alle Details und Abläufe vor- und abgesprochen. Abt Barnabas Bögle freute sich sehr über den Besuch der Hohenaschauer Trachtler und gab anschließend noch verschiedenste Einblicke vom Kloster Ettal bei einem Rundgang. An vielen Stellen ist noch heute die sehr enge Verbindung zur Familie von Cramer-Klett verankert und zu sehen.

Keine hundert Jahre nach der Säkularisation konnten Mönche aus der nördlich von München gelegenen Abtei Scheyern, finanziell und moralisch großzügig unterstützt durch Theodor Baron von Cramer-Klett (1874-1938), das Klosterleben in Ettal wiederaufnehmen. Unter Abt Willibald Wolfsteiner (1855-1942, Abt von 1907-1933), der als erster Abt nach der Säkularisation das wiedererrichtete Kloster wesentlich prägte, wuchs die Gemeinschaft innerhalb von 30 Jahren zu einem blühenden Konvent heran.

Die Wiederbegründung im Jahre 1900

Aus Anlaß der Jahrhundertwende wollte der Konvent der 1838 neubegründeten Benediktinerabtei Scheyern mit seinem Abt Rupert Metzenleitner ein neues Kloster ins Leben rufen. So faßte ein eigenes Kapitel im Herbst 1898 unter Abt Rupert III. den Beschluß, als neue Gründung das zum Verkauf anstehende Kloster Ettal wiederzubesiedeln und dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen. Doch war der Scheyrer Konvent nicht der einzige Interessent des Klosters. Der damalige Besitzer, Graf Pappenheim, verkauft dann auch die Klostergebäude an den protestantischen Baron Theodor von Cramer-Klett für eine Summe von 500.000,- M. Damit schienen die Pläne für eine Wiederbegründung des Klosters auf ein Neues zunichte gemacht. Abt Rupert trat jedoch auf Anraten des Freiherrn von Cetto an den Reichsrat Baron von Cramer-Klett mit der Bitte heran, ob er nicht bereit sein, das Kloster Ettal wieder den Benediktinern zu überlassen. Dem Wohlwollen des Barons ist es zu verdanken, daß das ganze Klostergut am 15. Mai 1899 für eine Summe von 330.000,– M an das Kloster Scheyern abgetreten wurde. Somit war ein entscheidender Schritt für die Wiederbegründung getan. Am 4. November 1899 waren alle Verhandlungen zu einem guten Ende geführt und der Kaufpreis von Abt Rupert bezahlt. Am 28. Dezember 1899 traf in Scheyern die Nachricht ein, daß der Prinzregent Luitpold die Neugründung bewilligte. Am 6. August 1900, dem Fest der Verklärung Christi, wurde das klösterliche Leben in Ettal wieder aufgenommen und zwar mit vier Patres und acht Brüdern.

Herz von Cramer-Klett im Kloster Ettal

Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs konnte der große Mäzen des Klosters, Theodor Freiherr von Cramer-Klett, nicht mehr erleben, war er doch schon 1938 auf Schloss Hohenaschau verstorben. Er, der so viel Anteil genommen hatte an der Wiederbesiedelung von Kloster Ettal, der einen Teil der neuen Bauten zu Beginn des 20. Jahrhunderts finanziert hatte und dessen Herz im Kreuzgang in einer kleiner Urnen liegt. Inspiriert von den bayerischen Kurfürsten, die ihre Herzen in Altötting hatten beisetzen lassen, hatte er befunden, dass sein Herz wohl nach Ettal gehöre.

Eine besondere Freude bei den Griabinga ist in diesem Jahr nicht nur, dass Baron Ludwig von Cramer-Klett der Schirmherr ist, sondern dass eben der Abt Barnabas Bögle auch in alter Tradition und Verbindung die Festmesse zum Gaufest 2024 in Hohenaschau hält.

Bericht und Fotos: Herbert Reiter


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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