Mit einem großen Festwochenende feierten die „Gotthardsbergler“ Kirchberg, mitgliederstärkster Verein des Waldgaues (337 Mitglieder), ihr 50-jähriges Gründungsfest, verbunden mit dem Gaufest des Bayerischen Waldgaues. An allen drei Festtagen war einiges geboten in Kirchberg, von schmissiger Volksmusik über bayerisch Tanzen bis zum geselligen Beisammensein bei leiblichen Genüssen. Höhepunkt war der große Fest- und Brauchtumsumzug am Sonntagnachmittag. Über zwei Jahre lang arbeiteten der Festausschuss und die Vorstandschaft intensiv an den Vorbereitungen mit dem Ziel, ein unvergessliches, schönes Trachtenfest für alle Mitglieder und Gäste zu schaffen. Besonders dankbar zeigten sich die Gotthardsbergler bei Manfred Zaglauer, der als Festleiter mit Herzblut das dreitägige Fest koordiniert hat. Als Patenverein stellten sich die „Schwarzachtaler“ Spiegelau zur Verfügung.

Schon der Freitag startete mit einem ersten Höhepunkt. Die Kapelle Josef Menzl bescherte den Trachtlern am Freitagabend eine hervorragende Resonanz und erwies sich als ein Publikumsmagnet und das Festzelt war gut gefüllt. Die 1995 in Brennberg gegründete Blaskapelle betrat die Bühne und schon war Stimmung angesagt. Die Formation mit Kultstatus setzte sich aus sieben Blechbläsern, zwei Holzbläsern und einem Trommler zusammen und hatte selbst arrangierte altbayerische Blasmusik im Repertoire, zu der bald eifrig das Tanzbein geschwungen wurde. Dank der humorvollen Moderation von Josef Menzl, dem die anderen Musiker als Meister an ihren Instrumenten in nichts nachstanden, brachten sie bald das Bierzelt mit Klassikern wie „Rehragout“ und anderen musikalischen Schmankerln zum Kochen. Kaum waren die ersten Blasmusikklänge zu hören, standen die Gäste auf den Bänken und ließen sich mitreißen, schunkelten und sangen aus voller Kehle.

Am zweiten Festtag begannen die eigentlichen Feierlichkeiten am Samstagnachmittag im Kirchberger Pfarrheim mit einem Festakt des Bayerischen Waldgaues im Pfarrsaal. Zur Einstimmung empfingen die Finken-Gewinner „Andal & Steff“ die Gäste musikaisch. Unter den Ehrengästen waren Schirmherr und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Ehrenschirmherr Bürgermeister Alois Wenig, Festmutter Verena Hackl, Landrätin Rita Röhrl sowie Pater Paul Ostrowski. Als Festredner trat Sepp Roider an das Rednerpult. Der Volksmusikant, Buchautor und Feldforscher aus Cham-Katzbach referierte zum Thema „Musikantenleben früherer Zeiten im Bayerischen Wald“. Roider, der seit 2010 1. Vorsitzender des Heimatvereins Cham ist, berichtete über ansässige Musikkapellen und wie das Musikantenleben früher war. Dabei hat Roider nicht nur die Spielweisen erforscht, sondern ganz besonders auch die traditionellen Tänze in unserer Heimat.

Andreas Tax, 1. Vorsitzender des Bayerischen Waldgaus erzählte, dass den Waldgau nicht nur die Tracht und die Musik kennzeichne, sondern auch die Sitten und Bräuche in den Gemeinden sowie deren Weitergabe an die Kinder und Jugendlichen. Landrätin Rita Röhrl überbrachte die Grußworte des Landkreises und bedankte sich für den Vortrag von Roider: „Es ist ja auch immer ein Vortrag gegen das Vergessen. Das sind Leute, die es verdient haben, dass man sie nicht vergisst“. Der stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Trachtenverbandes, Erich Tahedl, gratulierte und gab weiterhin mit auf den Weg: „Das gute Alte bewahren und sich dem guten Neuen nicht verschließen“. Am Amthofplatz wurde die neue Totengedenkbretteranlage durch Pater Paul Ostrowski gesegnet, bevor es wieder ins Festzelt ging.

Den Gau-Heimatabend am Samstag moderierten die beiden Musikreferenten des Bayerischen Waldgaues, Ingrid und Hermann Hupf mit Witz und Charme. Andreas Schmid und Stefan Schraml spielten ein paar schneidige Stücke. Viktoria Brengmann und Eva Schraml brachten ein paar Lieder von Ferdinand Neumeier zu Gehör. Es tanzte die Gaujugendgruppe und die starken Tanzgruppen der Gotthardsbergler selber: die Kinder-, die Jugend- und die Erwachsenengruppe. Zwei Ehrungen wurden vollzogen: Josef Weinmann, der aus Gelsenkirchen anreiste und seit 1972 Mitglied bei den Kirchberger Trachtlern ist, erhielt an diesem Abend die Ehrennadel in Gold. Auch Fahnenmutter Cläre Kiermayer erhielt die Urkunde in Gold für besondere Verdienste. Sie ist seit 1969 Mitglied und seit 1979 Fahnenmutter. Zum anschließenden Tanzabend mit der Musikkapelle „Niederbayerischer Musikantenstammtisch“ waren Volkstanzfreunde aus der näheren und weiteren Umgebung gekommen und die Tanzfläche war stets gut gefüllt.

Der Sonntag, der Höhepunkt der Festtage, begann früh mit dem Weckruf und dem Böllerschießen in Kirchberg und den umliegenden Dörfern. Der Festgottesdienst mit Bändersegnung war ein besonderes Erlebnis. Extra zu diesem Anlass haben die Trachtler ihre 1979 geweihte Fahne grundlegend restaurieren lassen. Die Knappschaftskapelle Bodenmais umrahmte die Waldlermesse im Volksgesang. Festmutter, Schirmherr, Ehrenschirmherr, Patenverein aus Spiegelau und Festausschuss stifteten Fahnenbänder als bleibende Zeichen der Erinnerung. Die Bänderträgerinnen waren Festjungfrauen aus der aktiven Trachtenjugend: Theresa König, Eva Schraml, Marina Schreiner, Isabell Zaglauer und Anna Trauner.

Nach dem Festgottesdienst marschierte man geschlossen zurück zum Festplatz. Schirmherr Dr. Olaf Heinrich trat im Anschluss im Festzelt vors Rednerpult: „Traditionen bewahren und darauf Wert legen, dass wir nicht vergessen, wo wir herkommen, das ist mir wichtig“, er hervor. Traditionen bewahren und den Glauben zu leben, sei etwas, was bei den Trachtenvereinen in vorbildlicher Weise gelebt werde. Andreas Tax, Gauvorsitzender lobte das gelungene Festwochenende, an das man sich noch lange erinnern werde. Max Bertl, 1. Vorsitzender des Bayerischen Trachtenverbandes, meinte: „Hier lebt die Tracht, hier sieht man, was euch ausmacht. Das ist kein oberflächliches Dahergerede, da ist was dahinter“. Ehrenschirmherr und Bürgermeister Alois Wenig propagierte den Zusammenhalt, der auch in Zukunft wichtig sei. Als weitere Ehrengäste aus der Politik begrüßte man MdB Alois Rainer, MdL Max Gibis, MdL Manfred Eibl und MdL Alexander Muthmann.

Mit 71 Gruppen (bestehend aus Trachten- und Ortsvereinen, Brauchtumsgruppen und Musikkapellen) schlängelte sich beim großen Festzug am Sonntagnachmittag ein buntes Band durch den Ort. Als Rahmenprogramm war ein kleiner, aber feiner Handwerker- und Trachtenmarkt geboten. Anbieter aus dem deutschsprachigen Raum verkauften schöne und praktische Dinge. Mehrere Dorfgemeinschaften aus dem Gemeindebereich bereicherten den Festzug mit Darstellung alten Brauchtums, z. B. Kammerwagen mit Störnäherin, Sonnwendfeuer, Maibaum-Aufstellen, Karfreitagsratschen usw. Nach dem Festzug standen die Gotthardsbergler ihren Gästen beim Einzug ins Zelt Spalier. Unter rauschendem Beifall wurden die einzelnen Fahnenträger mit ihren Vereinsvorständen von Moderator Jürgen Mader an die Bühne gerufen, wo alle Vereine sowie das ganze Festkomitee ihre Erinnerungsgabe im Empfang nehmen konnten. Den krönenden Abschluss bildete die Bayernhymne, welche gemeinsam mit den fünf anwesenden Musikkapellen tongewaltig das Festzelt erfüllte. Bis in die Abendstunden ließ der Festverein die Blaskapelle um Walter Prinz aufspielen, war glücklich über den guten Verlauf und dankbar, dass das Wetter es gut mit ihnen gemeint hat.

Bericht und Bilder: Bayerischer Waldgau

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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