Reit im Winkler Trachtenverein und Chiemgau-Alpenverband informieren: „Dö Koasawinkla“ wollen sich aber wieder bewerben!
Jetzt steht es fest: Angesichts der Entwicklung der Pandemie in Bayern sagte der Gebirgstrachten-Erhaltungsverein „Dö Koasawinkla“ jetzt das traditionell für den letzten Sonntag im Juli in Reit im Winkl geplante Gaufest 2021 des Chiemgau-Alpenverbandes ab. Damit geht auch die seit 1961 bestehende Serie zu Ende, dass dieses Gaufest alle 20 Jahre in Reit im Winkl stattfindet. Gleichwohl will sich der Verein nach dem Motto „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ in Abstimmung mit der Gauvorstandschaft erneut um die Ausrichtung des Gaufestes bewerben.
1961 richtete der im Jahr 1901 gegründete und 1946 vom Gauverband I zum Chiemgau-Alpenverband gewechselte GTEV „Dö Koasawinkla“ anlässlich seines 60-jährigen Vereinsjubiläums zum ersten Mal ein Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes aus. Dazu wurde die alte Fahne von 1911 renoviert. Beim Festzug beklatschten 13 000 Besucher die 2500 Trachtler und elf Musikkapellen. Sein 80-jähriges Gründungsfest feierte der Verein mit einer Festwoche vom 24. Juli bis 2. August 1981 im Festzelt auf der Wirtsgwandn. Höhepunkt dabei war das 45. Gaufest des Chiemgau-Alpenverbandes. Der Festsonntag am 26. Juli war ein Markstein nicht nur in der Geschichte der Koasawinkla, sondern auch in der des Chiemgau-Alpenverbandes, wie es der damalige Gauvorstand Otto Dufter beim Festausklang im Zelt ausdrückte. Die nach Schätzung der Polizei über 25 000 Zuschauer beim Festzug und die 17 860 verkauften Festabzeichen sind auch noch bis heute im Gau unübertroffen.
Nach weiteren 20 Jahren feierte dann der Reit im Winkler Trachtenverein wieder im Zusammenhang mit einem Gaufest sein 100-jähriges Bestehen, dazu der Chiemgau-Alpenverein sein 75-jähriges. Bei der Festmesse, wie schon 1961 und 1981 auf dem malerisch gelegenen Pankratiushügel am Grünbühel, weihte Domvikar Wolfgang Huber die zu diesem Fest angeschaffte neue Vereinsfahne. Über 3500 Teilnehmer gab es dann beim Festzug am Nachmittag. Weiter heißt es im vorliegenden Pressebericht dazu: „19 Musikkapellen brachten das ganze Reit im Winkler Tal zum Klingen, 29 einfallsreiche Motivwägen und Kutschen wurden von prächtig geschmückten Pferdegespannen gezogen.“ Am 26. April 2019 fand die Gaufrühjahrsversammlung des Chiemgau-Alpenverbandes in Reit im Winkl in der „Seegatterl Alm“ statt. Dabei erhielt nach einer beherzt vom damaligen Vereinsvorstand Hans Bauhofer vorgetragenen Bewerbungsrede der GTEV Dö Koasawinkla einstimmig den Zuschlag für die Ausrichtung des Gaufestes 2021, verbunden mit seinem 120-jährigen Gründungsjubiläum. Tragischer weise ist Hans Bauhofer dann gut drei Monate später im Alter von 42 Jahren verstorben.
Jetzt gab der inzwischen gegründete Festausschuss mit Festleiter Roland Klein und Vereinsvorstand Graz Mühlberger bekannt, dass in den vergangenen Monaten die Entwicklung der Pandemie in Bayern sehr genau verfolgt worden sei. Weiter schreibt er: „Immer neue Rekordwerte wurden in den Medien veröffentlicht, und die damit einhergehenden Beschränkungen durch die Regierung von Oberbayern machten eine produktive und sinnvolle Arbeit im Festausschuss, wie auch in den anderen Gremien des Trachtenvereins, kaum mehr möglich.“ Zum Ende des vergangenen Jahres gewährte den weiteren Ausführungen zufolge der Zeltverleiher Manfred Pelzl dem Verein eine Verlängerung der Stornofrist. Durch seine Kulanz konnte die Entscheidung über eine Absage des Gaufestes in Reit im Winkl ins Frühjahr 2021 vertagt werden. Dadurch erhoffte sich der Festausschuss, die Lage für den Sommer besser einschätzen zu können.
Weiter heißt es in der Mitteilung: „Leider haben sich die Chancen für unser Fest nicht wirklich verbessert, somit haben wir uns im Festausschuss – schweren Herzens – für eine Absage des Gaufestes 2021 in Reit im Winkl entschieden.“ Zum einen sei die Wahrscheinlichkeit einer behördlichen Genehmigung für eine Veranstaltung dieser Größenordnung ohne Auflagen sehr gering, zum anderen „ist ein Gaufest mit Hygieneauflagen in unseren Augen nicht durchführbar“. Außerdem würde man dem Gaufest dann seinen einzigartigen Charakter nehmen, wenn man nicht wie gewohnt „zammkemma“ könne.
Mit dieser Absage will sich der GTEV Dö Koasawinkla aber nicht abfinden, ganz nach dem Motto: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“. In Abstimmung mit der Gauvorstandschaft will sich der Verein erneut um die Ausrichtung des Gaufestes des Chiemgau-Alpenverbands bewerben. Die Vergabe erfolgt dann wieder bei einer Gauversammlung.
Bericht und Fotos: Sepp Hauser – Bilder von den Gaufesten 1981 und 2001 in Reit im Winkl (Fotos: Landenhammer; Archiv und Repro: Sepp Hauser) und von der Bewerbungsrede für das Gaufest 2021 von Vorstand Hans Bauhofer bei der Gaufrühjahrsversammlung am 26. April 2019 in der Seegatterl Alm
Sehr bedauerlich – aber leider keine Überraschung. Ich hoffe, dass wir bald wieder die Feste so feiern können wie wir es gewohnt waren. Es ist natürlich sehr schade für den Festverein und die schon geleistete Arbeit.