Der Trachtenverband Unterfranken e.V. informiert von der Galderschummer Kerwa: Ida Bartenstein und Oliver Brust sind das neue Hammelkönigspaar.

Unsere Novemberkirchweih lässt sich auf das Jahr 1764 zurückführen, in dem der Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich vorn Seinsheim alle Kirchweihen in seinem Herrschaftsgebiet auf das Wochenende nach Martini festgelegt hat. Geldersheim feierte zu seiner Martini-Hauptkirchweih eine Nachkirchweih. Aus dieser Nachkirchweih ist die heutige Dorfkirchweih entstanden. Seit 1989 veranstaltet der Verein für Heimat- u. Brauchtumspflege Geldersheim die traditionelle Kirchweih wie früher mit Fichtenburschen und Fichtenmädchen, die gekleidet in der Geldersheimer Tracht die Kirchweihveranstaltungen gestalten. Mit dem fränkischen Tanzabend am Freitag beginnt die Galderschummer Kerwa. Die Fichtenpaare eröffnen mit einer Ehrentour und der Kirchweih-Red den Fränkischen Kerwatanz. Nach der Eröffnung ist der Tanz frei für alle Tänzerinnen und Tänzer. Nach altem Brauch kassieren die Fichtenburschen von den Tänzern ein “Zehnerle” als Tanzgeld. Die Musikanten spielen die fränkischen Rundtänze Walzer, Rheinländer, Schottisch. Natürlich werden auch “Züpferli”, also flotte Dreischrittdreher, gespielt. Figurentänze wie Schlamperer, Stampfer (usw.) und die Weidenberger Francaise kommen auch nicht zu kurz. Die Fichtenburschen tragen an diesem Abend den Gehrock, Fliege und Zylinder aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Die Fichtenmädchen tragen die Geldersheimer Tanztracht aus der Zeit um 1920.

Am Kirchweihsamstagvormittag holen die Fichtenburschen mit der Galderschummer Blasmusik die Fichtenmädchen zu Hause ab. Vor dem Haus wird eine Ehrentour getanzt, anschließend gibt es einen kleinen Umtrunk, bevor man zum nächsten Fichtenmädchen weiterzieht. Ab 14.00 Uhr ziehen die Fichtenpaare mit der Musik durch das Dorf und stellen vor den Wirtshäusern die Kirchweihfichten auf, die auf einem alten Leiterwagen von Pferden oder Ochsen gezogen, im Zug mitgeführt werden. Vor jeder Wirtschaft sowie beim Pfarrer und beim Bürgermeister und Vorstand des Vereins wird eine Ehrentour getanzt. Am frühen Abend kehren die Fichtenpaare, die an diesem Tag die warme Arbeitstracht tragen, in der Reiterklause ein. In diesem Jahr haben uns auch die Trachtler aus Weilheim an der Kirchweih vom Freitag bis Sonntag begleitet und mit Goaßlschnalzen am Samstag und Sonntag die Kirchweihgäste erfreut.

Der Kirchweihsonntag beginnt um 10.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der St. Nikolauskirche, zu dem die Fichtenmädchen die Geldersheimer Festtracht (mit Körres und Kränzle) und die Fichtenburschen Gehrock und Zylinder tragen. Um 14.00 Uhr findet am Marktplatz der traditionelle Hammeltanz statt. Die Fichtenpaare und die Tanzgruppe des Vereins f. Heimat- u. Brauchtumspflege tanzen um den Schäfer und den Kirchweihhammel herum, wobei ein mit Blumen geschmückter Buschen herumgereicht wird. Der Tanz dauert so lange, bis ein zuvor gestellter Wecker klingelt. Dasjenige Paar, das beim Klingeln den Buschen in der Hand hält, ist der Gewinner des Hammels und wird groß gefeiert. Der Hammeltanz wurde 1990 wieder eingeführt, nachdem er in den 1930-er Jahren zum erliegen gekommen ist. Oliver Brust war von 1990 an dabei. Heuer im 30. Jahr hat es für ihn und seine Tanzpartnerin Ida Bartenstein geklappt. Der Wecker klingelte, als sie den Strauß in der Hand hielten. Im Anschluss an den Hammeltanz zogen die Tänzerinnen und Tänzer in den Tanzsaal des Fränkischen Hofs, wo der fränkische Kirchweihtanz fortgesetzt wurde. Am Abend fand ein Fackelumzug zum festlich illuminierten Untertor statt. Das Hammelkönigspaar ließ man hoch leben und tanzte im Schein der Fackeln eine Ehrentour. Anschließend fand die Krönungszeremonie im Tanzsaal statt. Ida und Oliver waren sichtlich stolz und genossen den Abend. Am Kirchweihmontag fand am Nachmittag die Seniorenkirchweih statt und am Abend die Kirchweih in den Gaststätten einen schönen Ausklang.

Bericht: Renate Moreth, 1. Vorsitzende Verein für Heimat- u. Brauchtumspflege Geldersheim e.V.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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