Bayerische Landesausstellung 2024 in Freising „Tassilo, Korbinian und der Bär – Bayern im frühen Mittelalter“ – Nur noch 12 Tage zu sehen: Der Kamm des heiligen Bonifatius
Das Haus der Bayerischen Geschichte informiert: „Genießen Sie nur noch bis 3. November in der Bayerischen Landesausstellung in Freising Kultur und Geschichte vom Feinsten! Tassilo, Korbinian und der Bär entführen Sie in ein ganz anderes Bayern vor 1.300 Jahren. Wir erzählen, wie die Menschen lebten, woran sie glaubten und wie Herzog Tassilo III. schon damals fast ein mächtiges Königreich errichtete“.
Scheibenreliquiar des hl. Bonifatius – ein Meisterwerk des Mittelalters
Ein besonderes Highlight der Landesausstellung sollten Sie sich nicht entgehen lassen: Der Kamm, der das prachtvolle Scheibenreliquiar aus dem Dommuseum Fritzlar bekrönt, wird dem heiligen Bonifatius zugeschrieben. In der Tat könnte sich der „Apostel der Deutschen“ damit gekämmt haben, denn das Stück stammt aus dem 8. Jahrhundert. Warum aber brauchte ein Heiliger einen Kamm? Vor „heiligen Handlungen“ strich man sich durch die Locken, um sich in einem symbolischen Akt böse Gedanken aus der Stirn zu wischen.
Gold, Emaille und Beinschnitzerei
Auf vier Klauenfüßen steht das Fritzlarer Scheibenreliquiar, ein Werk rheinischer Meister des 12. Jahrhunderts. In einem vergoldeten Bogenfeld mit farbig emailliertem Rand erscheint Christus. Unter ihm stehen, kostbar in Bein geschnitzt, die zwölf Apostel, scheinbar in Gespräche vertieft. Eine lateinische Inschrift verweist darauf, dass alles menschliche Tun dem Willen Gottes unterworfen ist: „Der Lauf des Läufers und der Wunsch des Wollenden – beide sind wirkungslos. Denn sie sind nicht Sache dessen, der glaubt, sondern alles liegt in den Händen des erbarmenden Gottes.“
Bonifatius und Bayern
Der heilige Bonifatius war besonders mobil. Von England nach Rom, von Franken nach Friesland war der Missionar unterwegs. Und auch in Bayern hat er nachhaltig seine Fußabdrücke hinterlassen. Im Jahr 739 vollendete er zusammen mit Herzog Odilo die bayerische Bistumsorganisation – eine Struktur, die über 1000 Jahre gültig blieb. Ob sich Bonifatius vor der epochalen Tat mit dem Kamm die Haare ordnete?
Die Bayerische Landesausstellung läuft nur noch bis 3. November 2024 und ist täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr!
Bericht und Foto: Haus der Bayerischen Geschichte
Scheibenreliquiar des hl. Bonifatius – 2. Viertel des 8. Jhs., Mitte 12. Jh. – Katholische Kirchengemeinde St. Peter, Fritzlar © Haus der Bayerischen Geschichte | Foto: Marcel Schawe
Hat sich wirklich der heilige Bonifatius mit jenem Kamm die Haare geordnet, der das prächtige Scheibenreliquiar bekrönt? Tatsächlich handelt es sich um das Griffblatt eines Kamms, der in die Zeit des sogenannten Apostels der Deutschen, das 8. Jahrhundert, passen könnte. Kämme hatten im frühen Mittelalter eine liturgisch-symbolische Funktion: Bei der Vorbereitung auf den Gottesdienst glättete und reinigte sich der Priester die Haare – Zeichen dafür, dass alle schlimmen Gedanken nun fern sein sollten. Das nach seiner Form so benannte Scheibenreliquiar ist mit Schnitz-, Emaille- und Einlegearbeiten prachtvoll gestaltet. Über einem beinernen Apostelzug – die Jünger Jesu sind in Gruppen angeordnet und scheinen ins Gespräch vertieft – erhebt sich der segnende Christus über einer Wolke. Zur Rechten und zur Linken flankieren ihn zwei Engel mit weitausgebreiteten Flügeln. Das Bildprogramm passt zum Missionar Bonifatius, der das Wort Gottes verkündete und wie die Apostel den Märtyrertod erlitt.