Nach dem tragischen Unfalltod ihres Vorsitzenden Hans Stoiber vor knapp einem Jahr hat sich die Traunsteiner Kreisvereinigung der Freien Wähler nun in ihrer Mitgliederversammlung im Gasthof „Der Dorfwirt“ in St. Georgen personell neu aufgestellt. Einstimmig wählten die anwesenden Mitglieder den früheren langjährigen FW-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag Dr. Lothar Seissiger zu ihrem neuen Vorsitzenden. Seissiger bedankte sich für das Vertrauen und würdigte den unermüdlichen Einsatz seines verstorbenen Amtsvorgängers Stoiber, der auch als Schriftführer im FW-Kreisverband Traunstein, als 2. Bürgermeister und Gemeinderat in Altenmarkt und als Traunsteiner Kreisrat eine großartige ehrenamtliche Arbeit geleistet habe. „Hans war immer ehrlich, sachlich, nie verletzend. Seine Ratschläge waren geprägt von politischem Verstand und Instinkt“, erinnerte Seissiger und schob hinterher: „Für mich war er politischer Weggefährte, aber auch Freund“. Zu Seissigers drei gleichberechtigten Stellvertretern bestimmte man Dr. Martin Brunnhuber, Sandra Sonntag und Andrea Wittmann. Wittmann erinnerte in ganz persönlichen Worten daran wie sie mit Hans Stoiber noch an dessen Todestag als FW-Bundestagskandidatin Plakate geklebt habe. „Hans war mein Mentor, er hat mich an die Hand genommen und mich immer bestärkt. Wir haben ihm alle viel zu verdanken und sollten in seinem Sinne geschlossen weiterarbeiten“, so Wittmann. Der bisherige Schriftführer Matthias Bauregger fungiert die kommenden zwei Jahre als Schatzmeister. Der Ende 2017 bei den letzten Vorstandswahlen gewählte Kassier Andreas Bichler hatte nicht mehr kandidiert. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Josef Blank, der nach Stoibers Tod vorrübergehend die Leitung der FW-Kreisvereinigung übernommen hat und auch die Mitgliederversammlung leitete, wurde zum neuen Schriftführer gewählt. Auch er würdigte die Verdienste Stoibers und sprach von einem „herben Verlust“. Kassenprüfer bleibt Herbert Hager. Zur Seite steht ihm nun Kassenprüfer Kai-Holger Seidel. Die Wahl leitete der Vorsitzende des FW-Kreisverbandes Traunstein und stellvertretende Landrat Andreas Danzer.
Da die Kreisvereinigung dafür da ist, übergeordnete Wahlen wie die im kommenden Jahr in Bayern anstehende Landtags- und Bezirkstagswahl zu organisieren, durchzuführen und Kandidaten aufzustellen, wählte die Versammlung Dr. Lothar Seissiger, Josef Blank und Anton Steinbacher zu Delegierten. Zu den drei Ersatzdelegierten bestimmte man Dr. Martin Brunnhuber, Sandra Sonntag und Andrea Wittmann. Erstmals gefragt sein werden die Delegierten bei der FW-Bezirksdelegiertenversammlung am 23. Juli in Aschheim. Verwiesen wurde noch auf die Landesversammlung der Freien Wähler Bayern am 27. August in Landshut.
Während FW-Kreisvorsitzender Andreas Danzer an die kommunalpolitischen Wurzeln der Freien Wähler und an die ablehnende Haltung vieler Freier Wähler im Landkreis Traunstein gegenüber der parallelen Parteistruktur erinnerte, verwies der neue Kreisvereinigungsvorsitzende Seissiger mit Blick auf die Bezirks- und Landesebene des Freistaates Bayern darauf, dass „viele Entscheidungen, die das Leben der Bürger in den Gemeinden und Städten betreffen von nicht direkt Betroffenen gefällt werden.“ Zirka 90 Prozent der Gesetzestexte Bayerns hätten Auswirkungen auf die Entscheidungen in der kommunalen Selbstverwaltung, Er freue sich deshalb, so Seissiger, dass man nun die Möglichkeit habe, in diesen beiden Ebenen die Entscheidungen im Sinne der Bürger, der Kommunen und Kreise mitzugestalten. „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen“.
So sehr er die Arbeit bis einschließlich der Landesebene für sinnvoll erachtet, lehnt Seissiger ein Engagement auf weiteren Ebenen, beispielsweise im Bund, klar ab. Wenn es gelinge, in Bayern weiterhin Regierungsverantwortung mit zu tragen, habe man ja die Chance sich auf Bundesebene über den Bundesrat Gehör zu verschaffen. Mit dem Verzicht auf bundes- und europapolitische Ambitionen könnte es laut Seissiger gelingen, „entstandene Dissonanzen“ zwischen den parteilosen FW-Kreisverbänden und den Kreisvereinigungen (Anmerkung: Sie sind Teil der Freie-Wähler-Partei) zu minimieren, um gemeinsam noch erfolgreicher zu sein.
Anders sieht dies allen voran die FW-Bundestagskandidatin Andrea Wittmann, die bei der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis 225 Traunstein bei insgesamt 13 Direktkandidaten mit 18572 Stimmen das drittbeste Ergebnis hinter Dr. Peter Ramsauer (CSU/59.555 Erststimmen) und Dr. Bärbel Kofler (SPD/27.644) eingefahren hatte. Oberbayernweit erreichte Wittmann, die derzeit mit Anton Steinbacher am kommenden FW-Landtagswahl-Programm mitschreibt, aus dem Stand heraus einen sensationellen zweiten Platz unter allen FW-Kandidaten. „Das Ergebnis von Andrea Wittmann war sehr gut und ihr Einsatz echt stark, Respekt für das große Engagement“, lobte Versammlungsleiter Josef Blank. Wer im Stimmkreis Traunstein das Rennen bei der FW-Direktkandidaten-Nominierung für die Landtags- und Bezirkstagswahl 2023 machen wird, steht noch nicht fest. „Wir haben genügend gute Kandidaten“, ließ Seissiger verlauten und sprach von einer „schlagkräftigen Mannschaft“, mit der man in den Wahlkampf ziehe. Die Kandidatenkür könnte ab Mitte August durch die Kreisvereinigung erfolgen.
Bericht und Foto: Kreisvereinigung Traunstein der Freien Wähler / Markus Müller