Leitartikel

Frasdorfer erinnerten an Josef Chr. Achleitner

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In der Gemeinde Frasdorf werden vor allem durch den Heimat- und Kulturverein die Lebenswege und Lebenswerke von bedeutenden Persönlichkeiten in Ausstellungen und Vorträgen wachgehalten. War es im Vorjahr der 100. Geburtstag von Lisl Fanderl, der Ehefrau des Volksliedsammlers und Volksmusikpflegers Wastl Fanderl (1915 – 1991) so gehörte die jüngste Aufmerksamkeit bei einem Vortragsabend im Paulschmiedsaal den Lebenserinnerungen von Josef Christoph Achleitner. Der Frasdorfer Schullehrer, Zitherspieler und Komponist stand einige Zeit in Diensten von König Otto von Griechenland. Achleitner kam 1823, also vor 200 Jahren in Frasdorf zur Welt, im selben Jahr wie die nicht minder als Frasdorfer  Wassertrinkerin bekannte Anna Maria Furtner.

„Das Wissen um Geschehnisse und Persönlichkeiten unserer näheren Heimat kann sehr spannend sein. Am heutigen Abend geht es um den Lehrer, Chorleiter, Musikmeister und Komponisten Josef Chr. Achleitner, der gerne und meisterhaft die Zither spielte“ – mit diesen Worten hieß Vorsitzender Rupert Wörndl vom Heimat- und Kulturverein zahlreiche Interessierte willkommen und übergab dann die Programmleitung an den Rosenheimer Volksmusikpfleger Ernst Schusser. Dieser zitierte aus der Autobiographie, die Achleitner in seinen späten Lebensjahren in Salzburg geschrieben hat und die zentraler Bestandteil des ersten Heftes in der Reihe „Materialien zur Heimatmusik – früher und heute“ ist.

Bei den von Helmut Scholz und Andreas Osterhammer mit Zitherkompositionen von Achleitner gewürzten Vortragsabend zeigte Ernst Schusser den Weg des Frasdorfer Lehrers und Musik-Genies bis zum Hofmusiker in Griechenland auf, dazu erklärte er: „Achleitner war neben seinen Frasdorfer Lehr- und Chortätigkeiten 1845 auch Schullehrer in Rohrdorf, er leitete die Blechmusik von Aschau, war über zehn Jahre bis 1862 unter anderem als Zithervirtuose bei König Otto in Griechenland  und 1861 gestaltete er mit in Athen geschriebenen Stücken eine Zitherhandschrift für Herzog Max in Bayern“. Während seines Aufenthaltes in Griechenland unternahm Achleitner 1853 eine Erkundungsfahrt in den Vorderen Orient, 1856   eine Reise nach Ägypten und 1859 in den Libanon und nach Syrien.  Im Verlauf des Aufstandes gegen Otto musste er gegen Ende Oktober 1862 das Land verlassen.  Da Achleitner bei seiner Rückkehr in Bayern nur eine Hilfslehrerstelle angeboten wurde, kaufte er ein Gut in Salzburg und ließ sich dort nieder. Er perfektionierte sein Zitherspiel und gab Instrumentalunterricht. In dieser Zeit besuchte ihn der vormalige König Otto von Griechenland zweimal. 1869 erhielt das bekannt gewordene Musik-Genie eine Einladung zum Großen Sängerfest in Baltimore. Daraufhin reiste Achleitner in die Vereinigten Staaten, wo er sich 18 Tage lange aufhielt.   Nach seiner Rückkehr erteilte er weiter Musikunterricht, stellte dies aber nach einigen Jahren ein.  Er lebte daraufhin bis zu seinem Tod am 5. März 1891 in Salzburg.

Fotos: Hötzelsperger –  Eindrücke vom Achleitner-Abend im Paulschmiedsaal in Frasdorf auf Einladung des Heimat- und Kulturvereins Frasdorf.  Repros: hö – 1) Deckblatt der Selbstbiographie, aus der Ernst Schusser gelesen hat. 2) Repro einer Fotographie von Josef Achleitner aus dem Nachlass von Wastl Fanderl.

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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