Eng verbunden ist die Chiemgau-Gemeinde Frasdorf mit dem Musiker und Volksmusikpfleger Wastl Fanderl. Dieser verstarb im Alter von 76 Jahren am 25. April 1991, also vor gut 30 Jahren und fand auf dem Frasdorfer Friedhof seine letzte Ruhestätte – zusammen mit seiner Frau Lisl, die am 1. Dezember 1999 verstarb. Geboren wurde die für ihre Strick-Anleitungen und -Bücher bekannt gewordene Ehefrau vom Wastl Fanderl vor genau 100 Jahren im Bergbauerndorf Hütten in Leogang im Salzburger Land. Im Frasdorfer Höhlen- und Dorfmuseum wird an das Ehepaar Fanderl erinnert. Dieses Museum wird vom Heimat- und Kulturverein Frasdorf unter der Leitung von Rupert Wörndl ehrenamtlich unterhalten und betreut. Nähere Informationen zum Museum im Alten Schulhaus in der Schulstraße 7 (3. Stock) gibt es unter www.frasdorfmuseen.de.
Wastl Fanderl, Ehrenbürger der Gemeinde Frasdorf
Der „Fanderl Wastl“, wie der Volksmusikförderer von den Leuten gerne genannt wurde, kam am 24. Juni 1915 in Bergen als fünftes Kind des Baders Josef Fanderl und seiner Frau Anna, geb. Voggenauer, Wirtstochter von Frasdorf zur Welt. Dem Friseurberuf folgten Militär, Krieg und Gefangenschaft und 1945 die Heirat mit der Försterstochter und Hauswirtschaftslehrerin Elisabeth Mayer. Bis 1963 lebte die Familie mit den drei Töchtern Moni, Liserl und Regina in Bergen und betrieb dort einen Schreibwarenladen. Dann wurde der ehemalige Martl-Hof in Frasdorf-Stelzenberg zur Bleibe fortan erworben.
Der volksmusikalische Werdegang von Wastl Fanderl begann 1927, da traf er erstmals den Liedersammler Kiem Pauli. Aktiver Volksmusikant war er in verschiedenen Gruppen, unter anderem in „Die Vier vom Gamsstadl“, dem „Wastl-Fanderl-Quartett“ und der „Stelzenberg Hausmusik“. Nach der ersten Aufnahme 1931 im Bayerischen Rundfunk entstanden Singstunden, Singwochen, Sängertreffen, Hoagarten, Schallplatten, Liederbögen, Liederbücher sowie Radio- und Fernsehsendungen. Am bekanntesten von allen Veröffentlichungen waren die „Sänger- und Musikanten-Zeitung“ sowie die Serie „Baierisches Bilder- und Notenbüchl“ im Bayernischen Fernsehen. Mehrfach geehrt wurde er für diese enorme Lebensleistung zum Erhalt und Fortbestand unzähliger Volksmusikstücke. Der Bezirk Oberbayern ernannte Wastl Fanderl 1973 zu seinem Volksmusikpfleger, dieses Amt führte er bis zum Jahr 1981 aus. Besondere Auszeichnungen waren der Bayerische Verdienstorden und posthum von den Salzburger Freunden der Tobi-Reiser-Preis. Besonders geehrt und erfreut fühlte er sich bei der Auszeichnung durch die Frasdorfer Bürgermedaille, diese machte deutlich, dass der „Fanderl Wastl“ zusammen mit seiner Familie seiner liebgewonnenen Heimatgemeinde stets eng und mit vielen Aktivitäten wohltuend verbunden war. Weitere Zeichen der Verehrung sind die Namensgebungen bei der Wastl-Fanderl-Grundschule in Frasdorf sowie bei der Wastl-Fanderl-Schule vom Münchner Kreis für Volksmusik (www.volkskultur-musikschule.de).
Lisl Fanderl war ihrem Wastl eine wichtige Stütze und trug viel zu seinem Erfolg bei. Sie übernahm vor allem die organisatorischen Aufgaben, besonders bei den Singwochen. Als gelernte Hauswirtschaftslehrerin nahm sie sich der Wiederbelebung des bäuerlichen Strickens an und gab mehrere sehr erfolgreiche Bücher heraus – auch darüber gibt es Näheres im Frasdorfer Dorfmuseum.
Text: Hötzelsperger
Fotos:
- Wastl Fanderl (mit seiner Frau Lisl) – Bilder von Georg Antretter
- Weitere Bilder Wastl und Lisl Fanderl – von Heimat- und Kulturverein Frasdorf (siehe anbei)
- das Grab im Frasdorfer Friedhof – Foto von Carmen Kühnl (Verein für Volkslied und Volksmusik).
- Rupert Wörndl (u.a. mit Dr. Josef Heringer, Landschaftspfleger aus Laufen) im Dorfmuseum Frasdorf mit Ausstellungsstücken zu Wastl und Lisl Fanderl – von Anton Hötzelsperger
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de