„König Ludwig III. verstarb am 18. Oktober 1921 – also vor 100 Jahren. Nach einer längeren Irrfahrt nach seinem Tod in Ungarn, kam er in einem Eisenbahnwaggon nach Prien und wurde dann nach Schloss Wildenwart überführt“. Der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Frasdorf Rupert Wörndl gab bei der Eröffnung der Ausstellung den Besuchern einen Überblick über die Verhältnisse im Deutschen Reich, im Freistaat Bayern und in Schloss Wildenwart in der Zeit vom Tode der Königin Maria Theresia am 3. Februar 1919 bis zum Tag der Überführung des Königspaares am 4. November 1921 zur Bestattung im Liebfrauendom in München. „Schloss Wildenwart war nach der Flucht der Königsfamilie am 7. November 1918 damit zum zweiten Mal der Schauplatz eines großen Geschehens im Zusammenhang mit dem ehemaligen Herrscherpaar“. Rupert Wörndl stellte mit zahlreichen Zeitungsausschnitten aus dieser Zeit, mit zeitgenössischen Fotografien und Zeichnungen eine Ausstellung zusammen, die in den kommenden Wochen jeweils am Sonntagnachmittag besichtigt werden kann. Die Besucher der Vernissage waren beeindruckt über die Ereignisse, die sich vor 100 Jahren in der Region abgespielt haben. Mit Wörndl und der Schriftführerin des Vereins Martina Stoib standen den Besuchern zwei ausgewiesene Kenner der Geschichte und Geschichten rund um Schloss Wildenwart, um Leben und Tod des letzten bayerischen Königspaares, ihre Überführung nach München und ihre Beisetzung in der Gruft des Liebfrauendomes in München für alle Fragen zur Verfügung.
Der Empfang des verstorbenen Königs am 30. Oktober 1921 in Prien und vor allem die Überführung des Königspaares fünf Tage später am 4. November sind mit vielen Bildern gut dokumentiert. Der Münchner Pressefotograf Heinrich Hoffmann war an allen wichtigen Stationen mit dabei und hinterließ in seinem Archiv ungezählte Bilder von den Ereignissen in Prien, vom Transport der Särge aus der Wildenwarter Schlosskapelle durch den Schlossgraben zu den bereitstehenden Leichenwägen aus Prien und Aschau und von der Durchfahrt durch Siggenham, sowie die Verabschiedung in Prien. Auch die Beerdigung in München wurde im Bild festgehalten und auf zahllosen Postkarten im ganzen Land verbreitet.
Königin Maria Theresia verstarb am 3. Februar 1919. Sie wurde in einer Gruft unter dem Altar der Schlosskapelle bestattet, „bis die Verhältnisse es zulassen sie in die Haupt- und Residenzstadt München zu überführen und dort in der Gruft im Liebfrauendom zu bestatten“. Die provisorische Bestattung unter dem Altar der Schlosskapelle geschah aus der Angst, in München könnte die Leiche geschändet werden.
Zwei Jahre später, also genau vor 100 Jahren, starb dann König Ludwig. Während die Bücher über seinen Cousin König Ludwig II. ganze Bibliotheken füllen, gibt es zum Leben und Sterben des letzten Bayernkönigs nur wenige Unterlagen. An seinem Namenstag am 25. August hatte es in Wildenwart noch Freibier für die Gratulanten gegeben, das „allerdings der damaligen Zeit entsprechend ziemlich dünn war“, wie die Chronik des Trachtenvereins beschreibt. Am 28. September 1921 war der König mit einigen seiner Töchter von dort nach Sarvar in Ungarn gereist, um eine Zeit auf dem Landsitz zu bleiben. Beim Schloss Wildenwart sollte in der Zwischenzeit die schadhaft gewordene Brücke erneuert werden. Gut Sarvar/Raab in Westungarn war ein Heiratsgut von Königin Marie Therese gewesen. Es war ein größerer Besitz mit 10000 Hektar Land und 1200 Rindern.
Doch schon nach drei Wochen, am 18. Oktober starb Ludwig infolge eines Magenleidens, er war fast 78 Jahre geworden. Die Überführung des Leichnams nach Bayern war nicht sofort möglich, da in Ungarn gerade große politische Unruhen herrschten. Der Habsburger Exkaiser Karl I. war aus seinem Schweizer Exil mit dem Flugzeug in Sopron/Ödenburg gelandet und hatte versucht mithilfe des Militärs sich als König von Ungarn wieder auf den ungarischen Thron zu setzen; dieses Vorhaben scheiterte. Daher waren alle Bahnverbindungen unterbrochen. So musste König Ludwig in Ungarn zunächst provisorisch beigesetzt werden, ehe er überführt werden konnte. Zwölf Tage später traf der Zug mit dem toten König in Prien ein. Die Fahrt von der Landesgrenze in Freilassing bis Prien wurde zu einem Triumphzug: Entlang der Strecke läuteten die Kirchenglocken, auf den Bahnhöfen versammelten sich die Amtsträger, Ortshonoratioren, Vereine, Bauern und Bäuerinnen in der Tracht. Trotz des unwirtlichen Wetters harrte eine mehrtausendköpfige Menge aus Prien und Umgebung am Bahnhof, der Ankunft des heimgegangenen Bayernkönigs. Am Bahnsteig hatten sich die Spitzen der Behörden, Gemeindevertretungen, Abordnungen zahlreicher Vereine mit Fahnen Aufstellungen genommen. Ein endloser, in Prien nie gesehener Trauerzug setzte sich Richtung Wildenwart in Bewegung, in der Mitte ein Prachtviergespann. Es regnete leicht, grau war der Himmel, ein wahrer Totensonntag.
In Wildenwart hatte man den Sarg der Königin aus der Gruft geholt und nun bahrte man beide Särge in der Schlosskapelle auf. Die Bevölkerung hatte ungehindert Zugang. Die Wildenwarter, an ihrer Spitze Bürgermeister Wallner und der Gemeinderat haben in den Nächten eigene Betstunden abgehalten. Nach fünf Tagen (am 4. November) erfolgte die Überführung beider Leichname nach München. Für den Leichenzug nach Prien war auch der Leichenwagen der Gemeinde Aschau erbeten worden. Nun konnte man aber nur mehr zweispännig fahren. Nach der Aussegnung in der Schlosskapelle wurden die beiden Särge durch Mannschaften des Wildenwarter Veteranenvereins aus der Kapelle und durch den Garten zu den bereitstehenden Wagen getragen. Noch zahlreicher als am 30. Oktober waren die Vereine aus Wildenwart und den umliegenden Gemeinden sowie das Landvolk, das sich laut betend dem Zug anschloss. Bei St. Salvator reihten sich die Vereine von Prien ein.
„Dem Sonderzug, der die Leichen einholte, entstiegen Kronprinz Rupprecht, der Regierungspräsident Gustav Ritter von Kahr, der für die gesamte Organisation verantwortlich war, der Kultusminister und ein großes Gefolge. Unter Trommelwirbel und dem Präsentiermarsch wurden die Sarkophage aus den mit Kränzen schwerbeladenen Leichenwägen gehoben und in der Vorhalle des königlichen Pavillons gebettet. Auf dem Bahnsteig hatten etwa 40 Vereinsdeputationen von Prien und Umgebung Aufstellung genommen. Offiziere bildeten Spalier, Bauernburschen trugen die irdischen Überreste des heimgegangenen Königspaares zu dem bereitgestellten Waggon. Noch ein paar Augenblicke und der Zug setzte sich in Bewegung“ so die Priener Pfarrchronik. Dem Wunsch des Königs gemäß sollte das Königspaar in der Münchner Liebfrauenkirche beigesetzt werden. Am 5. November 1921 erfolgte die Beisetzung im Dom, der Erzbischof von München und Freising Michael Kardinal Faulhaber zelebrierte den Trauergottesdienst.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg
Ortsheimatpfleger Rupert Wörndl bei der Eröffnung der Ausstellung zum „Tod und Leichenzug von Königin Marie Therese und König Ludwig III.“ im Frasdorfer Dorfmuseum
Die Besucher der Ausstellung zum „Tod und Leichenzug von Königin Marie Therese und König Ludwig III.“ im Frasdorfer Dorfmuseum
Altbürgermeisterin Marianne Steindlmüller bei der Eröffnung der Ausstellung zum „Tod und Leichenzug von Königin Marie Therese und König Ludwig III.“ im Frasdorfer Dorfmuseum
Offizielles Bild zur Goldenen Hochzeit des Königspaares
Das letzte bayerische Königspaar im Kreise seiner Kinder
Die Überführung des Königspaares von Wildenwart nach Prien – aufgenommen auf der Siggenhamer Höhe von Professor Heinrich Hoffmann aus München