Über 50 Jahre Partnerschaft zwischen der südfranzösischen Stadt Graulhet und der Chiemsee-Gemeinde Prien: das war zum direkten Jubiläum im Vorjahr guter Anlass auf französischer Seite zu feiern und ein Kunstwerk zu enthüllen. Nun folgte Gleiches auf bayerischer Seite. In Prien wurde genau am Abend des Festtages von König Ludwig II (Geburts- und Namenstag) ein zweites Kulturdenkmal enthüllt – festlich, brüderlich und herzlich.
Das Freigeben des von drei jungen französischen Künstlern aus der Stadt Graulhet im Juli entworfenen Werkes war mehr als die Betrachtung freundschaftlicher Kunst. Es war ein besonderer Tag in und für Europa. Es war ein Beitrag zur Friedensbekundung und zur Festigung der Freundschaft, die seit einem halben Jahrhundert mit einem grenzüberwundenen Abstand von 1.300 Kilometern besteht und wächst. Und das nicht nur auf offizieller Ebene über die Bürgermeister und Verwaltungen, denn Kultur, Brauchtum, Schulen und Sport tragen die Partnerschaft seit Anfang an mit und geben den beiden eigens gegründeten Freundschaftskomitees ein Fundament.
Ein besonderer Tag war es auch für Graulhets Ersten Bürgermeister Blaise Aznar – er durfte wohl das zweite Mal in seiner Amtszeit ein Fass Bier anstechen, das erste auf bayerischem Boden, denn das allererste war im Vorjahr beim Jubiläumsbesuch der Priener in Graulhet. Wie ungewohnt ein für bayerische Anzapfer fast normaler Vorgang ist, zeigte sich beim Anzapfen. Dass es gelang, war das Wichtigste, die Anzahl der Schläge und der geringe Verlust an Gerstensaft waren nebensächlich. Letztlich gab es ein gemeinsames, der Brüderlichkeit dienendes Prosit.
Und ein besonderer Tag war es auch für Priens Ersten Bürgermeister Andreas Friedrich. Er sagte bei der Kunstwerk-Enthüllung: „Das Wochenende mit dem Besuch aus Graulhet ist ein Zeichen der Freundschaft zwischen Orten und Menschen, es soll ein Band in die Zukunft sein, denn Freundschaft über 50 Jahre mit Hunderten von persönlichen Gesprächen und Kontakten sollen nicht vergebens sein. Lasst uns die verschwundenen Grenzen dienen lassen, dass im gesamten Europa Frieden in die Herzen der Leute eindringt“. Auch sein Graulheter Kollege stimmte dem zu als er in seinem Grußwort das gerade vorgestellte Fresko als Hymne der Hoffnung bezeichnete und sagte dazu: „Gemeinsame Werte, zusammengehören und zusammen teilen, die Jugend einbinden, das soll weiterhin unserer Zukunft helfen, Ehrenamt und Freiwilligkeit sind dabei unsere Freunde“.
Als Priens Partnerschaftsreferent Johannes Dreikorn sich bei allen Beteiligten für das Zustandekommen bedankte, zeigte sich, wie viele Beteiligte es gab und gibt. Zu ihnen gehörten Rathaus-Verwaltung, Bauhof, Gärtnerei und E-Werk, aber auch die Feuerwehr (kurzzeitige Verkehrssperrung), die Wirts-Familie Löhmann (inklusive Steckerlfische) sowie Hans Mittermeier und Rupert Kriechbaum. Diese beiden Männer waren nämlich vor gut 50 Jahren dabei, als Priener Landwirtschaftsschüler ersten Kontakt in Graulhet hatten – daraus entstanden Verbindung, Kontakt und Freundschaft. Weitere Bestandteile der aktuell gefestigten Partnerschaft waren an diesem Abend in einem kleinen Festzelt am Gebäude der Priener Jugend die Priener Blaskapelle, die Priener Liedertafel (mit bayerischem Willkommenslied und Lied aus der französischen Renaissance) und die Priener Goaßlschnalzer. Sie alle ließen es nicht nur krachen, allesamt waren sie ein Teil eines Bausteins zwischen Frankreich und Deutschland – ganz im Sinne des Kunstwerkes mit den Botschaften „Frieden“ – „Freiheit“ – „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der Enthüllungsfeier anlässlich „50 Jahre Freundschaft Graulhet-Prien“