Mehr Mischwald, mehr Arten und mehr Totholz als positive Früchte langfristiger Waldumbaukonzepte- und forstlicher Artenschutzprogramme – Bundeswaldinventur 4 zeigt: Fördergelder für Waldumbau zahlen sich aus – Aufruf an die Bundesregierung zu verstärkten Investitionen
Berlin, 08. Oktober 2024 – Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI4) zeigen, dass die Bemühungen der Waldbesitzer und Forstleute Früchte tragen. Die Artenvielfalt in den deutschen Wäldern hat sich erhöht, die Fläche der Mischwälder ist gewachsen, und der Anteil an Totholz, welches vielen Arten als Lebensgrundlage dient, hat zugenommen. Dies ist das Resultat langfristig angelegter Waldumbau- und Artenschutzprogramme. „Die Ergebnisse der BWI4 belegen, dass unsere nachhaltigen Bemühungen, die deutschen Wälder artenreicher und resilienter zu gestalten, erfolgreich sind“, erklärt der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR). „Insbesondere der Ausbau von Mischwäldern und die gezielte Förderung von Totholz als Lebensraum sind entscheidende Maßnahmen, um die Biodiversität zu stärken.“
Georg Schirmbeck betont: „Das Thünen-Institut hat ausgerechnet, dass die Anpassung der Wälder an den Klimawandel in den nächsten 30 Jahren einen Kapitalbedarf von über 14 Milliarden Euro verlangen wird. Diese erheblichen Kosten können nur bewältigt werden, wenn sowohl der Bund als auch die Länder ihre Unterstützung bereitstellen. Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz kann lediglich eine Ergänzung zum bestehenden und allgemein anerkannten GAK-Förderprogramm darstellen. Zudem muss der Bund wieder in die Waldforschung investieren und dafür Mittel dauerhaft und verlässlich bereitstellen.“ Trotz der klimabedingten Verluste in Nadelwaldgebieten zeigt sich, dass Investitionen in Waldumbau und Naturschutzmaßnahmen in bewirtschafteten Wäldern positive Effekte haben. „Dort, wo Fördergelder gezielt eingesetzt wurden, haben sich diese Maßnahmen als lohnenswert erwiesen“, so der Präsident. Diese Erkenntnis müsse ein Weckruf an die Bundesregierung sein, mehr Mittel in den Waldumbau, die Wiederbewaldung, die Ausbildung von Fachkräften und die Forschung zu investieren.
„Die Nachhaltigkeit bleibt weiterhin Grundlage unseres Handelns. Wer aber behauptet, sie lasse sich nur gewährleisten, wenn wir großräumig bewirtschaftete Wälder stilllegen, hat die moderne Definition von Nachhaltigkeit, die stets einen Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten bildet, nicht verstanden“, betont Schirmbeck. Die Forstwirtschaft hat längst erkannt, dass der historisch einst rein ökonomisch geprägte Begriff heute deutlich breiter gefasst ist. „Diejenigen, die immer noch nach einem neuen Waldgesetz rufen, scheinen diesen Dreiklang zu ignorieren.“
„Man kann es nicht oft genug betonen: Die Bundesregierung muss für Waldbesitzer und Forstleute Anreize und Motivation schaffen, um den eingeschlagenen, erfolgreichen Kurs fortzuführen, und darf keine Daumenschrauben in Form eines überflüssigen neuen Gesetzes anlegen“, fordert Schirmbeck. „Nur durch gezielte Unterstützung können wir sicherstellen, dass die positiven Entwicklungen im Waldumbau und im Artenschutz weiter vorangetrieben werden.“
Die BWI4-Ergebnisse machen deutlich, dass es trotz regionaler Rückschläge durch den Klimawandel möglich ist, durch bestehende Gesetze und freiwillige Zertifizierungssysteme die deutschen Wälder strukturstärker, artenreicher und widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen zu gestalten. „Unser Ansatz der multifunktionalen Forstwirtschaft sichert den Wald für kommende Generationen und gewährleistet die nachhaltige Versorgung mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz“, ergänzt der Präsident.
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die Stimme für rund zwei Millionen private und öffentliche Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die die Fläche von etwa 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland nachhaltig pflegen und bewirtschaften. Die Mitgliedsorganisationen des DFWR vertreten den Privat-, Staats- und Körperschaftswald, die Forstwissenschaft, die mit der Forstwirtschaft verbundenen berufsständischen Verbände und weitere mit der Erhaltung und Förderung des Waldes und der Forstwirtschaft befasste Organisationen.
Bericht: Deutscher Forstwirtschaftsrat – Foto: Hötzelsperger