Anlässlich der konstituierenden Sitzung des 20. Deutschen Bundestages richtet der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) klare Erwartungen zur Stärkung einer nachhaltigen und funktionierenden Forstwirtschaft an das neue Parlament und die kommende Bundesregierung.
„Es wird derzeit viel über milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz diskutiert. Ich hoffe, dass die neuen politischen Entscheidungsträger unsere Wälder und deren Bewirtschafter als das anerkennen, was sie sind: ‚kritische Infrastruktur‘. Zusammen mit der Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz sind sie essenziell für den Klimaschutz“, betont DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Der Klimawandel hat tiefe Spuren in den Wäldern hinterlassen. Wo die Natur an ihre Grenzen stößt, ist aktives Handeln von Forstleuten und Waldbesitzenden gefordert. Statt Misstrauen benötigen die Akteure im Wald nun berechenbare politische Rahmenbedingungen. Nur so kann die Umsetzung einer so wichtigen Aufgabe wie dem klimastabilen Waldumbau für kommende Generationen sichergestellt werden. Hierzu bedarf es folgender forstpolitischer Leitplanken:
Politische Zuständigkeit:
- Die Zuständigkeit für Waldpolitik und Forstwirtschaft sollte zukünftig ausschließlich und umfassend beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) liegen. Dies muss deutlich zum Ausdruck kommen. Eine Verteilung der Zuständigkeiten auf mehrere Ministerien führt zu unklaren Verantwortlichkeiten, verlängert Entscheidungsprozesse und fördert unnötige Bürokratie.
Finanzierung und Förderung:
- Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist der finanzielle Motor für aktive Klimaanpassung durch Wiederbewaldung und Waldumbau. Dieses bewährte Förderinstrument muss erhalten und mit mindesten 135 Millionen Euro jährlich ausgestattet werden.
- Der Zugang zu zusätzlichen Mitteln für die Honorierung der Ökosystemleistungen sollte für alle Waldbesitzarten ermöglicht werden.
Entbürokratisierung von EU-Richtlinien:
- Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) muss noch vor ihrem Inkrafttreten grundlegend und praxistauglich auf EU-Ebene angepasst werden.
- Die nationale Umsetzung des Nature Restoration Law (NRL) droht zu einem Überplanungsmonster zu werden. Der überambitionierte Zeitplan sowie die Vielzahl der Bemessungsindikatoren (§12) müssen praktikabel entschärft und die Anforderungen minimiert werden.
Förderung von Forschung und Entwicklung:
- Es ist zwingend notwendig, ein Nachfolgeprogramm für den durch die Ampel-Koalition aufgelösten Waldklimafonds (WKF) zu etablieren. Die Kürzung von Forschung und Entwicklung ist nicht akzeptabel.
Förderung des Holzbaus:
- Die Initiierung einer Holzbauinitiative durch die letzte Bundesregierung war ein richtiger Schritt hin zu effektivem Klimaschutz in Verbindung mit der Schaffung von mehr Wohnraum. Dieses Ziel muss durch die Harmonisierung der Bauvorschriften und eine ausreichende Mittelausstattung weiter vorangetrieben werden. Dem Holzbau muss bei Investitionen in die Infrastruktur eine tragende Rolle zukommen.
Abschließend hält Schirmbeck fest: „Im Grundsatz fordern wir kein Hexenwerk, sondern ganz praktische und simpel umsetzbare Maßnahmen. Wir brauchen einen deutlichen Abbau überflüssiger Bürokratie, das klare Bekenntnis, keine weiteren Regulierungen einzuführen, verlässliche und langfristige Förderprogramme sowie Investitionen in die Spitzenforschung für Waldwirtschaft und holzbasierte Bioökonomie. Mit Vernunft und Empathie für die Menschen im ländlichen Raum können wir diese Ziele erreichen und gleichzeitig der gesamten Gesellschaft Nutzen bringen.“
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die Stimme für rund zwei Millionen private und öffentliche Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die die Fläche von etwa 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland nachhaltig pflegen und bewirtschaften. Die Mitgliedsorganisationen des DFWR vertreten den Privat-, Staats- und Körperschaftswald, die Forstwissenschaft, die mit der Forstwirtschaft verbundenen berufsständischen Verbände und weitere mit der Erhaltung und Förderung des Waldes und der Forstwirtschaft befasste Organisationen.
Bericht: DFWR – Foto: Hötzelsperger