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Flucht-Ballon wird fitgemacht für Museum in Regensburg

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Diese Fluchtgeschichte schaffte es bis nach Hollywood: mit einem selbstgebauten Heißluftballon flohen 1979 zwei Familien aus der DDR in die Freiheit und landeten im oberfränkischen Naila. Fast drei Jahrzehnte später wird das Haus der Bayerischen Geschichte im Museum in Regensburg das spektakuläre Objekt in der Dauerausstellung ausstellen. Die Vorbereitungen beginnen jetzt: 1.300 m² Ballonhülle werden fachmännisch gereinigt und fitgemacht für das neue Ausstellungshaus.

Frank Stumpf, Erster Bürgermeister der Stadt Naila, war selbst am 16. September 1979 dabei: „Die Landung war bei uns die Sensationsmeldung – und hat sich wahnsinnig schnell in ganz Naila herumgesprochen.“ Die Ballonfahrer kenne er persönlich, der Ballon wurde der Stadt geschenkt. Sie hat das Exponat bis Ende 2020 an das Haus der Bayerischen Geschichte verliehen – und ist stolz darauf, sagt Stumpf: „Diese Fluchtgeschichte ist einzigartig, und gehört zu Bayerns Geschichte. Es sollte nie vergessen werden, wie es zu Zeiten des Eisernen Vorhangs war. Welche Risiken Menschen auf sich genommen haben, um in die Freiheit zu kommen. Mit unserer Leihgabe können wir dazu beitragen.“

Objekt Nummer 1 im Museum

Für das Haus der Bayerischen Geschichte, das im Museum in Regensburg ab 2018 die Demokratiegeschichte Bayerns zeigt,  spielt das Thema eine wichtige Rolle: „Der Ballon hat uns von Anfang an begleitet – er war unsere erste Leihanfrage. Ich möchte mich sehr herzlich bei den Nailaern für die großartige Unterstützung und ihr Vertrauen bedanken“, sagt Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses. „Die spektakuläre Flucht steht beispielhaft dafür, Geschichte aus der Sicht von Bürgern zu erzählen.“ Neben Ballonhülle und Gondel werden Zeitzeugenvideos und Bilder die Besucher erwarten.

Bayern selbst war jahrzehntelang in vielen Teilen Randgebiet, hinter dem Eisernen Vorhang endete in Zeiten des Kalten Krieges die Welt. In der Generation „Wendejahre“ zeigt das Museum die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Bayerns Ende des 20. Jahrhunderts, so Loibl: „Inzwischen ist Bayern vom Grenzland in die Mitte Europas gerückt und hat gute Beziehungen zu den einst so unerreichbaren Nachbarn, sowohl zu Thüringen und Sachsen als auch zur Tschechischen Republik, aufgebaut.“

„Sind wir schon im Westen?“

Mit dieser Frage endete die spektakuläre Flucht am Sonntagmorgen, 16. September 1979, für die Familien Strelzyk und Wetzel in der Nähe von Naila. In der Nacht waren sie mit ihrem Heißluftballon aus der DDR in das oberfränkische Grenzgebiet geflogen. Jahrelange Planung lag hinter Günter Wetzel (geb. 1955) und Peter Strelzyk (1942 – 2017). Sie hatten sich heimlich Fachliteratur beschafft, ein Brennersystem entwickelt, einen Ballonkorb gebastelt und schließlich tagelang hunderte Quadratmeter Stoff aneinandergenäht. Immer mit der Angst, entdeckt zu werden. Bereits zwei Fluchtversuche waren gescheitert – erst der dritte gelang. Bei minus acht Grad fuhren die Ballonfahrer – darunter vier Kinder –  mit einer Flughöhe von über 2000 Metern über die innerdeutsche Grenze.

Das Ereignis erregte großes Aufsehen in den Medien, schließlich verfilmte sogar Hollywood die Geschichte unter dem Titel „Night crossing“. Die Originalobjekte werden im Museum Regensburg nun ihre eigene Bühne finden.

Eine Halle für den Heißluftballon

Das riesige Exponat stellt die Restauratoren vor große Herausforderungen. Um  1.300 m² Textilfläche ebenerdig auszubreiten und zu untersuchen, wird ein großes Gebäude benötigt. Im August 2017 ist die Frankenhalle in Naila drei Wochen lang von den Stoffbahnen des Objekts „belegt“. Der Ballon wird fachmännisch gereinigt, geprüft und aufbereitet. Am Ende werden die Textilbahnen gefaltet und in eine extra angefertigte Vitrine eingebracht, bevor sie voraussichtlich ab November 2018 in Regensburg zu sehen sind.

Mehr Informationen unter www.hdbg.de/museum

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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