Interview mit Festleiter Sepp Brem von den D’Lindntaler Lauterbach, 1. Vorplatter der D’Lindntaler Lauterbach und zweiter Vorplatter des Bayerischen Inngau-Trachtenverbandes:
Attraktives Gaupreisplatteln
Als Vorplattler des Trachtenvereins D’Lindntaler Lauterbach und gleichzeitig als zweiter Gauvorplattler des Bayerischen Inngau-Trachtenverbandes setzen Sie sich für die Förderung und zum Erhalt der Trachten, der überlieferten Volkstänze, der echten Volksmusik sowie des Brauchtums in unserem Land ein. Warum ist das Ihrer Meinung nach so wichtig?
Zu allererst macht es mir einfach eine rießen Freude mit anderen gemeinsam zu platteln, zu tanzen oder Musik zu spielen, so dass ich das weniger als Erhalt von etwas historischem erlebe, sondern vielmehr als das Ausleben einer Leidenschaft. Aber daneben sehe ich einfach, dass wir mit unserer unglaublich vielfältigen und bunten Kultur und unserem gelebten Brauchtum hier bei uns daheim einen rießengroßen Schatz haben. Ich habe viele Freunde und Bekannte aus ganz Deutschland und der ganzen Welt und alle bewundern sie unsere Traditionen und sind beeindruckt, wie diese vor allem von den jungen Leuten gelebt werden. Das sollten wir uns für die Zukunft bewahren.
Wie gut erreichen Sie die Jugend? Sind die jungen Menschen bereit, sich für diese Werte einzusetzen? Wie motivieren sie den Nachwuchs?
Im Kinder- und Jugendbereich höre ich von vielen Vereinen und sehe es auch bei uns, dass derzeit ein großer Zulauf herrscht. Tracht und Brauchtum sind derzeit sehr angesagt, sicher auch, weil die Menschen sich in unserer immer beliebigeren und austauschbareren Welt gern auf althergebrachte Werte und Traditionen besinnen. Aber bei der Jugend ist meiner Meinung nach die entscheidende Motivation, dass junge Leute den Spaß und die Gemeinschaft erleben. Trachtler helfen zusammen und pflegen das Miteinander; Diandl und Buam, Kinder, junge Erwachsene und ältere und das auch über Vereins- und Gaugrenzen hinweg. Man lernt neue Leute kennen, knüpft Freundschaften und hat eine mords Gaudi zusammen.
Wie verträgt sich das mit dem Wettkampfgedanken beim Gaupreisplatteln, oder –dirndldrahn?
Ich persönlich finde, wenn ich etwas mache, möchte ich es gescheit machen, mich verbessern und eine gute Figur abgeben. Da bietet sich das Preisplatteln als freundschaftlicher Wettstreit an, um sein Können zu zeigen und zu sehen wo man steht. In der Vorbereitung in den Proben helfen wir uns gegenseitig, indem wir uns austauschen und Tipps geben und auch danach gehört das gemeinsame Feiern selbstverständlich dazu. Außerdem macht es ja auch Freude und spornt einen an, wenn man sich mit anderen messen kann. Darum sehe ich da keinen Widerspruch.
Was ist eher hinderlich bei der Motivation? In den Statuten zum Gaupreisplatteln steht beispielsweise, dass es für Tätowierungen oder Tatoos bei den Tänzern Punktabzüge gibt. Ist das verhandelbar?
Abgezogen werden lediglich Tätowierungen, die für die Preisrichter klar zu sehen sind, es bleibt also eine große Hautfläche, die man ganz nach seinen Vorlieben und ganz ohne Punktabzug gestalten kann. Ich bin da persönlich sehr liberal eingestellt, aber auf der anderen Seite gehören korrekte Tracht und Aussehen beim Preisplatteln einfach zur Bewertung. Wenn man hier alles erlauben würde, jede Form der Tracht und so weiter, wäre man völlig beliebig. Wo sollte man da anfangen und wo aufhören? Wie heißt es so schön? Everybody’s darling ist schnell auch everybody’s Depp.
Gibt es weitere Überlegungen, wie man das Gaupreisplatteln noch attraktiver machen kann?
Mit schönen Sachpreisen für alle die mitmachen, sowie einer Verlosung, bei der es für die Teilnehmer unter anderem eine Lederhose zu gewinnen gibt, haben wir die Wertschätzung der Teilnahme dieses Jahr schon erheblich gesteigert. Daneben wäre es natürlich auch schön, wenn viele interessierte Zuschauer dabei sind, damit die Starter auf der Bühne spüren, dass die Leute ihren Einsatz und ihre jahrelange Probenarbeit wertschätzen. Für die Zuschauer ist in Lauterbach dieses Jahr zusätzlich ein Trachten- und Handwerkermarkt zum Gaupreisplatteln am 15. Juli im Festzelt Lauterbach geboten, bei dem über dreißig Aussteller verschiedenste traditionelle Waren und Handwerke anbieten und vorführen. Da ist denke ich für jeden was dabei und es ist auch für Laien eine spannende Veranstaltung. Beides sind natürlich nur erste Schritte eines langen Prozesses. Der erste Schritt ist getan und weitere Ideen werden schon diskutiert. Ich schaue zuversichtlich in die Zukunft und hoffe darauf dieses Jahr in Lauterbach viele Teilnehmer und Zuschauer begrüßen zu dürfen. Das WM Finale ist ja dieses Jahr ohne deutsche Beteiligung, aber bei uns kann man sicher davon ausgehen, dass ein Bayer gewinnt.
Foto: Dominik Schachten
Interview: Oberbayerisches Volksblatt