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Ferienprogramme in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Kinder- und Jugendliche gehen während einer stationären psychiatrischen Behandlung auch zur Schule. Doch was ist während der Schulferien? Dann wird es im kbo-Heckscher-Klinikum bunt und leuchtend. Frank Baehrens, am kbo-Heckscher-Klinikum in Rosenheim stellvertretende Leitung der Station 3, berichtet von einem besonderen Ferienprogramm für die jungen Patientinnen und Patienten.

Was passiert beim „Lightpainten“?

Frank Baehrens Bei der Vorbereitung und dem Bau der Lightpainting-Tools sind alle zwölf Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren zusammen. Nach draußen geht es dann abwechselnd in Kleingruppen mit drei bis vier Kindern. Die Kamera wird so eingestellt, dass sie nur wenig Licht einfängt. In der Dunkelheit bewegen sich die jungen Akteurinnen und Akteure mit Lichtquellen, wie Taschenlampen oder selbstgebauten Lightpainting-Tools. Auf der Langzeitbelichtung sind danach überwiegend die Lichtspuren und nur wenig vom spärlichen Umgebungslicht zu sehen.

Wie kam es zur Idee für dieses Projekt?

Baehrens Fotografie-Projekte bietet unser Team seit längerer Zeit für die Kinder an. Manchmal waren bei Nachtaufnahmen auch Spuren von Taschenlampen auf den Bildern – der Weg zum Lightpainting ist dann kurz. Die Inspiration zu diesem Projekt bekamen wir vom YouTuber ­„Zolaq“ alias Olaf Schieche: Ich habe mir über seine Filme und Tutorials Anregungen geholt. Dank der Begeisterung der Patientinnen und Patienten auf Station 3 wurde das Projekt dann schnell zum Selbstläufer.

Braucht es eine besondere Ausrüstung?

Baehrens Neben einer langzeitbelichtungsfähigen Kamera und einem Stativ braucht man unterschiedliche Lichtquellen. Dank der Spendengelder, die wir über das kbo-Heckscher-Klinikum erhalten haben, konnten wir die erforderlichen Materialien wie LED-Bänder und Strahler bestellen. In einem ersten Schritt wurden dafür alle Tools von den Kindern der Station 3 selbst gebaut. Dazu wurde geklebt, gebohrt,  gesägt und sogar gelötet. So haben die Kinder unter anderem eine tolle Fünf-Farb-LED-Lampe selbst hergestellt!

Das klingt nach Begeisterung …

Baehrens Die Begeisterung steigerte sich im Verlauf immer mehr. Anfangs waren die Kinder oft skeptisch. Während der Ferien haben wir dann an so manchem Abend mit Licht gemalt. In der Folge brachten die Kinder immer neue Ideen ein, die wirklich einmalig sind. Es war insgesamt eine beeindruckend steile Lernkurve bei den Teilnehmenden zu beobachten, die zunächst noch etwas zögerlich, dann immer schneller den Umgang mit den Lightpainting-Tools und der Kamera erlernten. Je sicherer sich die Kinder im Umgang zeigten, desto mehr kamen dann auch ihre eigenen ­Ideen und Vorstellungen zum Tragen.

Woher kommt die Faszination?

Baehrens Die Faszination ergibt sich beim Lightpainting dadurch, dass man ohne Anhaltspunkte malt. Erst nach Beendigung der Aufnahme kann dann das, was zuvor mit dem Leuchtmittel gezeichnet wurde, betrachtet werden. Die Kinder, die bei uns auf Station sind, wechseln – die Begeisterung bleibt.

Gibt es neben dem Spaßfaktor auch therapeutische Ansätze?

Baehrens Absolut! Da ist zum einen die Selbstwirksamkeit. Trotz aller anfänglichen Bedenken oder der Skepsis erleben die Kinder, dass sie ganz wunderbare Kunstwerke erschaffen können, die sie sich zuvor gar nicht zugetraut hätten. Zum anderen ist da die Aktivierung der Kinder, da das Lightpainting auch immer mit viel Bewegung verbunden ist. Das Lightpainting fordert und fördert auch die Kreativität.

Haben Sie noch Wünsche?

Baehrens Ich bin immer für Tipps für Orte dankbar, an denen man nachts gut fotografieren kann, die einen interessanten Hintergrund bilden und von Rosenheim aus leicht erreichbar sind. Für die kommenden Projekte würde ich gerne eine Lightpainting-­Laterne bauen. Wir würden uns sehr über Spenden für dieses und weitere Projekte freuen. Toll wären auch Ausstellungsmöglichkeiten für die Bilder der Jugendlichen.

Bericht und Foto: Bezirk Oberbayern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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