Kirche

Feierlicher Gottesdienst für den Seligen Kaiser Karl

Bis zur letzten Bank gefüllt wie in Vor-Corona-Zeiten war Münchens ältestes Gotteshaus St. Peter beim Gedenkgottesdienst für den von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Kaiser Karl von Österreich, den der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, und der Exarch für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus, Bischof Bohdan Dzyurakh,zelebrierten. Die mit Paneuropa-Fahnen und sudetendeutschen Trachten farbenprächtig gestaltete Messe, zu der die Paneuropa-Union und die Sudetendeutsche Landsmannschaft unter Vorsitz des langjährigen Münchner Europaabgeordneten Bernd Posselt eingeladen hatten, war sowohl dem 100. Todestag des am 1. April 1922 im Exil auf Madeira verstorbenen Habsburgers als auch dem Frieden für das ukrainische Volk gewidmet, dem sich der Monarch stets besonders verbunden gefühlt hatte. Nuntius Eterović, ein gebürtiger Kroate, erteilte den Versammelten im Auftrag von Papst Franziskus dessen Apostolischen Segen.

Der Erzbischof verurteilte in seiner Predigt den Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine: „Mit diesem Angriffskrieg der Russischen Föderation wurden fundamentale Normen des internationalen Rechts gebrochen und ein Sicherheitssystem zerstört, das sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa entwickelt hat. Es ist nicht erlaubt, in ein souveränes und unabhängiges Land einzumarschieren, um die demokratisch gewählte und rechtmäßige Regierung zu stürzen und ein ganzes Volk unterwerfen zu wollen.“ Der junge Kaiser Karl sei mitten im Ersten Weltkrieg an die Regierung gekommen und habe sich mit aller Kraft für den Frieden eingesetzt. Wenn er auch nach menschlichen Maßstäben gescheitert sei, so habe er damit doch ein christliches Vorbild gegeben. Der Nuntius wies darauf hin, daß 1922, im Todesjahr des Monarchen, die Paneuropa-Union gegründet wurde, eine dem Frieden in Europa gewidmete Organisation, deren Präsident Karls ältester Sohn, Otto von Habsburg, lange Zeit gewesen sei. Es gelte dafür zu beten und zu arbeiten, „daß jedes Land in Frieden und Freiheit leben kann, fernab jeder Tyrannei und Diktatur … Der Friede möge mit Gottes Hilfe auf unseren geliebten Kontinent Europa zurückkehren, der dem Seligen Kaiser Karl und seiner ganzen Familie bis in unsere Tage so sehr am Herzen lag und liegt.“

Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, würdigte Karl I. als Friedenskaiser, der sein ganzes Leben als Pflichterfüllung gegenüber Gott empfunden habe. Daher sei er als einziger führender Politiker und Monarch der neueren Geschichte von der Katholischen Kirche selig gesprochen worden. Er habe als jemand, der das Leiden der Soldaten an der Front gesehen habe, alles Menschenmögliche versucht, um den Ersten Weltkrieg zu beenden, das unter dem Kriegsrecht suspendierte Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichstages wieder einberufen, das erste Sozialministerium der Welt geschaffen und außerdem einen ukrainischen Wissenschaftler an die Spitze eines neuen Ministeriums für Volksgesundheit gestellt. 1919 ins Exil geschickt, „erkannte er prophetisch, daß durch die Zerschlagung Mitteleuropas ein Vakuum entstanden war, das zuerst durch eine deutsche Diktatur und dann durch eine russische ausgefüllt zu werden drohte.“ 1922 als nur 34jähriger an der Spanischen Grippe gestorben, habe er sich diesen Entwicklungen nicht mehr aktiv entgegenstemmen können, setze aber „als Christ und Staatsmann bis heute Maßstäbe für ein freies, friedliches und soziales Europa, dem die Ukraine hoffentlich möglichst bald angehören kann.“

Unter den Konzelebranten war der Vorsitzende der Kaiser-Karl-Gebetsliga in Deutschland, Pfarrer Martin Popp, unter den Ehrengästen der Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, Robert Brannekämper MdL, mehrere Mitglieder des diplomatischen und des konsularischen Korps, der Münchner Stadtrat Michael Dzeba, zugleich Botschafter des Souveränen Malteserordens in Kroatien, sowie die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Brunhilde Reitmeier-Zwick. Die musikalische Gestaltung der Messe lag bei der „Gartenberger Bunkerblasmusik“ der Egerländer aus Geretsried unter Roland Hammerschmied.

Bericht: Paneuropa-Union

Fotos: Egon Lippert (www.lippert-egon.de)


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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