Fasching in den böhmischen Ländern – auf den ersten Blick mag diese Kombination überraschend scheinen. Größere traditionelle Umzüge oder Kostümfeste aus unserem Nachbarland Tschechien sind in Deutschland nicht bekannt. Es gab jedoch in manchen böhmisch-mährischen Regionen durchaus eine Faschingstradition, etwa in Liberec (Reichenberg) oder auch im Egerland während der Fosnat (Fasnacht), in der häufig über die Stränge geschlagen wurde. Ihren Ursprung haben diese Traditionen wohl in der Feier der sogenannten Winteraustreibung.
Die Ausstellung „Fasching auf Böhmisch“ dokumentiert das bunte Treiben in Südwestböhmen in den 1970er Jahren. Autor der Fotografien ist der heute 88-jährige František Zemen aus Strakonice (Strakonitz). Er begann mit 17 Jahren – unter Nutzung einfacher technischer Hilfsmittel – zu fotografieren und bewies dabei ein erstaunliches Gespür für originelle Anordnungen und Situationen. Bilder von ihm wurden bereits 2019 bei der Ausstellung „Es war einmal – Bejvávalo“ im Rahmen des Crossover-Projekts „Das Knödelland aus zwei Perspektiven“ im Münchner Gasteig präsentiert.
František Zemens Faschingsaufnahmen entstanden zur bleiernen Zeit des Kommunismus in der Tschechoslowakei. Ihre Präsentation ist ein bewusst gesetzter Kontrapunkt zu dieser Epoche: schrill, entlarvend oder komödiantisch, in jedem Fall jedoch sehr originell.
Kuratiert wurde die Ausstellung von dem Fotografen Petr Strbačka und der Autorin und Filmregisseurin Rena Dumont. Zur Eröffnung am 17. Februar 2022 erläutert František Zemen im Gespräch mit Rena Dumont seine Bilder. Sie liest dazu passende Auszüge aus ihrem neuen Roman „Die Mühle“, der im Frühjahr 2022 bei KLAK erscheinen wird. Umrahmt wird der Abend durch südböhmische Dudelsackmusik.
Informationsübersicht:
- Titel: FASCHING AUF BÖHMISCH
- Ort: Sudetendeutsches Haus, Hochstr. 8, 81669 München
- Vernissage: 17. Februar 2022 | 19:00
- Dauer: 18. Februar bis 18. März 2022
- Öffnungszeiten: Mo–Fr: 9–18 Uhr
Text: Sudetendeutsches Haus
Fotos: Egon Lippert (www.lippert-egon.de)