Zum Thema Fahrradtourismus in Berlin und Brandenburg lud Gerhard Kirsch, Initiator des TourismusDialog Berlin, kürzlich zu einem Medientreff nach Berlin-Schmöckwitz ein. Gastgebendes Haus war das Tagungshotel der Akademie Berlin-Schmöckwitz – es berichtet Helmut Amberger vom Verein der Bayern in Berlin.
Bereits die Anreise gehörte mit zum Programm der Veranstaltung. Unter der Führung von Mathis Richter, dem Geschäftsführer des Tourismusvereins Treptow-Köpenick, starteten die Teilnehmer am S-Bahnhof Grünau mit Leihrädern zu einer einstündigen Radtour zum Veranstaltungsort. Vorbei an den Sehenswürdigkeiten des Bezirks, durch Waldgebiete, entlang von Seen, führte der Weg durch einen der beliebtesten Ausflugsziele der Bundeshauptstadt.
Am Ziel angekommen, hieß Herr Kirsch, sowie der Verkaufsleiter des Hotels, Herr Stefan Paul, die Gäste auf das herzlichste willkommen. Gesprächspartner auf dem Podium waren neben Herrn Richter, die Leiterin des Tourismus ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), Gabi Bangel, und die Leiterin der Kooperationen & Fachthemen im Deutschen Tourismusverband e.V., Iris Hegemann. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Christian Tänzler, dem Pressesprecher der visitBerlin, der Berlin Tourismus & Kongress GmbH.
„Berlin und Umgebung auf dem Rad entdecken“ ist eines der aktuellen Tourismusthemen der Region Berlin-Brandenburg, so Herr Tänzler. Der Radverkehr hat in erheblichem Maße zugenommen. Es gibt bereits ca. 5,2 Millionen Radreisende in Deutschland. Frau Gabi Bangel ergänzte, dass u.a. gerade durch die Agenda 2020 der Bundesregierung, mehr Deutsche auf das Fahrrad umgestiegen sind. Dabei sind auch die Ansprüche und das Qualitätsbewusstsein der Radreisenden gestiegen. Eine große Kunst ist es, insbesondere für Familien geeignete Routen anzubieten.
Herr Richter vom Tourismusverein Treptow-Köpenick bezeichnete Berlin als einen der Wachstumsmotoren des Radtourismus. Eine Menge Potential hierfür bietet insbesondere Treptow-Köpenick mit der Nähe zum Wasser und einer vielfältigen Natur.
„Deutschland per Rad entdecken“ ist nun schon seit 17 Jahren eines der wichtigsten Themen des Deutschen Tourismusverbandes, verkündete Frau Hegemann. Die Routenplanung eine der wichtigsten Aufgaben des DTV. Dabei muss man allen Bedürfnissen der Reisenden gerecht werden, nicht nur denen des Radfahrens. Ein gelungenes Beispiel hierfür sei der Oder-Neiße-Radweg. Eine Mammutaufgabe ist dabei auch die Finanzierung und Pflege der Radwege. Die Kette ist nur so gut wie das schlechteste Glied, so Frau Hegemann.
In 2017, dem 200. Jubiläumsjahr des Fahrrads, gilt dieses Transportmittel inzwischen als das weltweit am meisten genutzte. Dabei hat auch die Anzahl der E-Biker in den letzten Jahren stark zugenommen. Speziell in hügeligem oder windigem Umfeld bekommt die Elektromobilität eine neue Dimension.
Problempunkte sprach Frau Bangel an. Ein Problem sind z. Bsp. Fahrradständer. Insbesondere sind die sogenannten Felgenkiller ein Ärgernis, dazu Fahrrad-Diebe und Falschparker auf Radwegen. Auch das Thema „Öffnungszeiten der Gastronomen“ ist noch nicht zufriedenstellend gelöst. Es muss eben generell mehr gemacht werden. Hr. Richter ergänzte: Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu werden. Dabei muss man nicht alles super perfekt machen.
Zum Thema Finanzierung warf Hr. Richter die Frage auf, wie man den Leistungsträgern den Fahrradtourismus schmackhaft macht. Gerade wir hier in der Flughafenregion haben es schwierig. Deshalb ist der Dialog mit den Medien wichtig. Auch der Tourist selber kann dazu viel beitragen. Denn jeder Tourist ist praktisch auch ein Journalist, so Herr Richter. Die Devise lautet: „Sich eine Meinung bilden und diese verbreiten, auch online, wenn möglich“.
Weitere aktuelle Themen des Fahrradtourismus in Berlin und Brandenburg erläuterte Fr. Bangel. So hat sich das Angebot der Leihfahrräder gut entwickelt. Mehr Fahrradschnellwege sind in der Planung. Eines der wichtigsten Anliegen ist die mentale Sicherheit beim Radfahren. Hierzu hat man sich von Chicago einiges abgekuckt. „Protected Bike Lane“ sollen das Sicherheitsempfinden und so die Attraktivität des Radverkehrs erhöhen.
Hauptziel ist es, die Region in und um Berlin, zur ersten Deutschen Fahrrad-Städtereiseregion zu entwickeln. Dabei ist „Sightseeing vom Fahrrad aus“ eines der Slogans. Ein besonderes Beispiel ist der Mauerradweg, der zu einem der markantesten Touren in Berlin geworden ist. Auf einem 160 Kilometer langen Rundkurs entlang der ehemaligen Grenzanlagen um Westberlin, symbolisiert er die einstige Trennung der Stadt und somit einen Teil der innerdeutschen Geschichte.
Abschließend verkündete Herr Tänzler mit Stolz, dass Berlin noch in diesem Jahr das 1. Deutsche Fahrradgesetz bekommt und somit ein Vorreiter für andere Städte sein wird. Mehr Fahrradhotels in Berlin, weitere Kieztouren (z. Zeit gibt es 52) sind in Planung. „Da ist eine Menge Musik drin“, so Hr. Tänzler mit optimistischem Ausblick für den Fahrradtourismus in Berlin und Brandenburg.
Bericht und Bilder:
- Helmut Amberger
- TourismusDialog Berlin
- Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten